US-Kulturpolitik

Angriff auf das liberale Kunstverständnis

US-Präsident Donald Trump mit seinem Justizminister Jeff Sessions
US-Präsident Donald Trump hat der Kulturpolitik den Kampf angesagt © Imago
Esther Dischereit im Gespräch mit Gabi Wuttke  · 16.03.2017
US-Präsident Donald Trump plant einen radikalen Kahlschlag bei der Kulturförderung. Die derzeit in Virginia lebende deutsche Schriftstellerin Esther Dischereit findet das eine verheerende Botschaft, die zeige, dass es Trump nur um puren Kapitalismus gehe.
US-Präsident Donald Trump will den beiden wichtigsten kulturellen Fördereinrichtungen der USA, dem National Endowment for the Arts (NEA) und dem National Endowment for the Humanities (NEH), die staatlichen Zuwendungen in Höhe von rund 300 Millionen Dollar im Jahr streichen. Außerdem sollen Zuwendungen für das Kulturleben zukünftig nicht mehr steuerlich absetzbar sein. Kritiker sehen in solchen Plänen einen Angriff auf das liberale Kunstverständnis der USA.
Die Autorin Esther Dischereit lebt derzeit in Virginia und verfolgt kritisch die Politik von US-Präsident Donald Trump
Die Autorin Esther Dischereit lebt derzeit in Virginia und verfolgt kritisch die Politik von US-Präsident Donald Trump © Deutschlandradio / Bettina Straub

Entsetzen über die Botschaft

Die staatliche Kulturförderung sei in den USA immer schon beschämend gering ausgefallen, sagte die deutsche Schriftstellerin Esther Dischereit im Deutschlandradio Kultur. Aber ein Wegfall der Förderung sei nicht zu verschmerzen. "Was vielleicht viel, viel schwerer wiegt, ist die Botschaft", sagte Dischereit, die derzeit in Virginia lebt.
"Wissenschaft, Kunst, übrigens auch die öffentlichen Radioprogramme, die können mich mal", laute der Tenor des Präsidenten. Er wolle das loswerden, auch weil in diesen Feldern sehr häufig Liberale politisch dominierten. Sie habe sich an deutsche Verhältnisse zur Zeit des verstorbenen CSU-Politikers Franz Josef Strauß erinnert und an dessen Beschimpfung von Künstlern und Schriftstellern als "Ratten und Schmeißfliegen". Für Trump zähle eigentlich nur das Geld und Kapitalismus pur, sagte Dischereit.

Noch Hoffnung

Die Schriftstellerin zeigte sich aber optimistisch, dass diese Kürzungen noch nicht ausgemacht seien, da der Kongress darüber entscheiden werde. Sie erinnerte daran, dass es auch Kulturprogramme der Republikanischen Partei gebe, die davon betroffen seien. Als Beispiel nannte sie Kulturangebote für ländliche Regionen oder Theaterprogramme, die die Rückkehr von US-Soldaten aus dem Irak thematisiert hätten.
Hoffnungen setze sie auch auf die Tochter von Trump und die Ehefrau des Vize-Präsidenten Mike Pence, die selbst Malerin sei und als Kunsttherapeutin arbeite. Dischereit verwies auch auf die massive Gegenwehr von Kritikern, wie der Vereinigung der Museen.
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