Urlaub in Zeiten des Terrors

Mallorca profitiert von Nordafrika-Flaute

Touristen schlendern am 06.06.2015 durch eine Straße in Magaluf, Mallorca, während leicht bekleidete Tänzerinnen in einem Lokal schon mittags die Stimmung anheizen.
Touristen schlendern durch eine Straße in Magaluf, Mallorca. © picture alliance / dpa / Emilio Rappold
Von Marc Dugge · 13.07.2015
Wegen der Anschläge in Tunesien meiden die Touristen Nordafrika. Stattdessen strömen sie auf die Kanaren und Balearen. Spanien wirbt sogar in einer aktuellen Anzeigenkampagne damit, eines der "sichersten Reiseländer der Welt" zu sein - die Hoteliers in Mallorca reiben sich die Hände.
Noch gibt es Platz auf Mallorca. Die Insel sei zwar gut gefüllt - aber ausgebucht noch lange nicht, sagt Hoteldirektor Sebastián Darder. Und zieht ein Blatt mit den aktuellen Zahlen hervor.
"Wenn wir uns die mal verschiedenen Zonen von Mallorca ansehen, dann sehe ich mal 90 Prozent Auslastung, mal 93, mal 95 – klar, das sind sehr gute Zahlen, ähnlich wie im vergangenen Jahr - was ein sehr gutes Jahr war. Aber voll ist 100 Prozent!"
Sebastian Darder kann mit den Zahlenschon allerdings schon jetzt zufrieden sein. Darder ist Präsident der Hotelvereinigung von Palmanova-Magaluf. Das ist die Region im Süden Mallorcas, die im Sommer vor allem von Briten bevölkert wird. Gerade hat die Regierung in London ihre Landsleute aufgefordert, Tunesien zu meiden - wegen der hohen Anschlaggefahr. Viele Touristen kommen nun nach Spanien.
"Natürlich wird Spanien im Moment als Reiseland bevorzugt. Nirgendwo gibt es solche Steigerungen bei den Buchungen wie auf den Kanaren und den Balearen. Auch bei uns in Magaluf haben hier in der vergangen Woche jeden Tag Zuwächse an Reservierungen erlebt. Natürlich freuen wir uns nicht über das Unglück anderer. Aber aus Unternehmersicht ist klar, dass der Tourist in der Fremde vor allem eines will: totale Sicherheit."
"Genieße Deine Ferien in totaler Sicherheit": Das steht auch auf Plakaten zu lesen, die derzeit vielerorts in Spanien aushängen. Es zeigt ein glückliches junges Paar in Ferienstimmung. Darunter der Satz: "Spanien zählt zu den sichersten Ländern der Welt." Und damit das auch so bleibt sind Notfallnummern für Touristen angegeben. Für den Fall der Fälle. Hinter der Plakat-Kampagne steht das spanische Innenministerium.
Flughafen und Hafen von Palma werden intensiver bewacht
Natürlich ist man auch in Spanien nervös: Nach dem Anschlag von Tunesien wurde in dem Land die Terrorwarnstufe hochgesetzt. Von vier auf fünf. Auch auf Mallorca wurden die Sicherheitsvorkehrungen erhöht. Die lokale Presse berichtet, dass es verstärkte Verkehrskontrollen gibt. Der Flughafen und der Hafen von Palma würden nun intensiver bewacht, ebenso Trinkwasserdepots und Elektrizitätswerke.
Die Spanier wissen aus leidvoller Erfahrung. dass der Terror keine Grenzen kennt. Auch auf Mallorca sind schon Sprengsätze explodiert, im Jahre 2009, gezündet von der baskischen Terrororganisation ETA. Zwei Polizisten wurden damals getötet, Touristen kamen aber nicht zu Schaden.
Das Hotel, das in Tunesien angegriffen wurde, gehört der mallorquinischen Gruppe Riu. Auf der Strandpromenade vor dem Riu-Hotel in El Arenal spazieren deutsche Touristen. Tunesien kommt für die meisten nicht als Urlaubsziel in Frage. "Da möchte ich nicht hin", sagt einer. "Nach Tunesien will ich nicht, auch nicht nach Ägypten", ein anderer. Eine Familie aus Berlin berichtet, dass sie eigentlich nach Tunesien wollte – sich wegen der Gefahrenlage aber anders entschieden habe. Nun seien sie froh, hier in Mallorca zu sein.
"Man sieht Mallorca als ein sicheres Urlaubsziel. Das stimmt auch", so Bernat Vicens vom Hotelanbieter Fergus Hotels. "Wir haben Gott sei Dank keine Sicherheitsprobleme heutzutage. Und außerdem haben die Hotelveranstalter große Kapazitäten. Wenn es irgendwo ein Problem gibt, ist es für sie einfach, die Flugzeuge nach Mallorca umzulenken."
Der britische Touranbieter Thomson hat alle Tunesien-Flüge gestrichen. Und 26 Extra-Flüge organisiert, die Tunesien-Touristen jetzt in andere Urlaubsregionen bringen sollen. Nicht weniger als 19 gehen nach Spanien.
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