Urgesteine des Computerjournalismus

Stephanie Kowalewski · 24.07.2007
Der WDR-Computerclub war die legendäre Sendung der beiden Computerspezialisten Wolfgang Back und Wolfgang Rudolph, die mehr als 20 Jahre lang in den Dritten Programmen der ARD lief. Vor vier Jahren war dann Schluss. Und doch feiern die beiden Moderatoren jetzt den einjährigen Geburtstag ihres Computerclubs. Getreu dem Motto: Der Computerclub ist tot. Es lebe der Computerclub2.
Der 64-jährige Wolfgang Rudolph und der 60-jährige Wolfgang Back waren die ersten, die die Themen Computer und Technik Anfang der 80er Jahre für die breite Öffentlichkeit aufbereiteten.

"Guten Tag liebe Computerfreunde, da sind wir wieder mit unserem Computerclub. Es heißt also jetzt wieder, die Kassettenrekorder auf Aufnahme stellen, die Sendung aufzeichnen, denn am Schluss der Sendung strahlen wir wieder Computerprogramme aus, die sie dann in ihren eigenen Heimcomputer wieder einladen können. Die Stammzuschauer wissen das natürlich, wie das geht."

Die schnörkellose Sendung, hier ein Ausschnitt von 1984, hatte stets einen etwas spröden Charme. Dennoch oder gerade deswegen scharrte der Computerclub eine treue Fangemeinde um sich und bekam schnell Kultcharakter. Dazu trugen auch die Nachtsendungen aus dem Computermuseum in Paderborn bei. Dennoch zogen die Verantwortlichen beim Westdeutschen-Rundfunk vor vier Jahren den Stecker.

Trotz erheblicher Proteste der Fans war nach 22 Jahren Schluss mit Fachgesprächen im Plauderton über BTX, C64, DSL und Co. Kein Basteln, Schrauben und Löten mehr vor laufenden Kameras.

"Wir hatten uns schon vorgestellt, dass es noch etwas weitergeht. Zumal wir ja auch sehr erfolgreiche Nächte gemacht haben in Paderborn. Das heißt mit anderen Worten, man hat überhaupt nicht gesehen, was wir da eigentlich gemacht haben."

Trotz der Absetzung der Sendung sind beide Wolfgangs nach wie vor von ihrem Konzept und ihrer Art zu Moderieren sehr überzeugt. Es geht um Information und nicht um Unterhaltung, sagen sie. Über Moderatoren, die vom Teleprompter ablesen, statt frei zu reden, rümpfen sie die Nase. Letztlich konnten sich aber beide mit dem Ende des Computerclubs nicht anfreunden. Schließlich stand der Entschluss fest, sagt Wolfgang Rudolph, es eben selbst zu machen.

"Eine Hörfunksendung, die wir selbst produzieren und im Internet ausstrahlen. Und dann haben wir uns montags ins Studio gesetzt und haben eine halbe Stunde produziert. Und das hat so einen Spaß gemacht, haben wir gesagt, machen wir nächste Woche wieder."

Im ersten Computerclub2, oder kurz CC2, ging es um Themen wie Virtuelle Private Netzwerke und Mobiltelefone, die mit einem Computerbetriebssystem ausgestattet sind. Sie wurde am 24.Juli 2006 um 20 Uhr ins Internet gestellt. Am nächsten Morgen wollte Wolfgang Rudolph dann seine eigene Sendung zu Testzwecken runterladen.

"Und da tröpfelte das eigentlich nur noch. Das ging runter auf wenige Byte pro Sekunde. Ja und da haben wir dann festgestellt, es waren so viele Zuhörer da, die das laden wollten, dass der Server wirklich total auf der Schnauze lag. Es ging absolut gar nichts mehr."

Die Internetsendung CC2 startete durch, von Null auf 125.000 Downloads. Heute, nach 59 Sendungen, klicken sich Woche für Woche schätzungsweise 300.000 Computerfans auf die Seite und laden sich die Sendung auf ihren PC oder I-Pod, um sich das geballte Wissen der beiden Wolfgangs bei nächster Gelegenheit anzuhören.

"Vielfach beim Joggen, vielfach im Auto. Und das führt sogar so weit, dass ich eine E-Mail bekam von einem, der sagte, wir können diesen Podcast ruhig 37 Minuten machen, denn solange braucht er von zu Hause bis zur Firma."

Aber die beiden Computerexperten wollen keine längere Sendung. Nach 30 Minuten ist Schluss. Genau das bemängeln einige Computerclub-Hörer, denn mit einem Podcast habe das wenig zu tun. Eine Kritik, die Wolfgang Rudolph ziemlich kalt lässt.

"Die sagen dann: Podcast ist so lang, wie er lang ist und da schneidet man niemandem das Wort ab und da kürzt man kein Thema sondern da wird in epischer Breite gelabert bis der Zuschauer vom Sofa fällt, oder Zuhörer. Und das ist das, was wir nicht wollen."

CC2 ist eine Internetsendung. Punkt. Und zwar ohne Musik oder irgendwelchen Schnickschnack. In den Gesprächen zwischen den Moderatoren oder mit Studiogästen geht es um nüchterne Information. Auch wenn das Format etwas verstaubt daherkommt, sind die beiden Wolfgangs inhaltlich stets auf dem neuesten Stand. Das kommt offensichtlich gut an, freut sich Wolfgang Back.

"Wir haben also diesen wahnsinnigen Medienspagat gewonnen. Wir haben die Leute alle zurückgeholt, die 22 Jahre die Fernsehsendung gesehen haben, mit großer Freude waren die wieder da. Und was jetzt neu dazu kommt, das sind die jungen Leute."

Ein leidiges Thema sind hingegen die Finanzen, sagen die Macher des CC2. Zwar stellen versierte Hörer ihr Know-how zur Verfügung und gestalten zum Beispiel die Hompage kostenlos. Andere unterstützen die Internetsendung durch Spenden – doch das reicht vorne und hinten nicht. Neuerdings kommt aber ein wenig Geld durch Podcastwerbung rein.

Zum einjährigen CC2-Geburtstag haben die Moderatoren jetzt ein Fernsehcomeback beim Privatsender NRW.TV. In der einstündigen Sendung dreht sich alles um das so genannte Next Generation Network, eine Plattform, über die unterschiedlichste Endgeräte empfangen werden können, sagt Wolfgang Back.

"In Zukunft wird jeder mit dieser Sache zu tun haben, weil sich alles ändert. Das traditionelle Telefon, das wird es nicht mehr geben, schon in absehbarer Zeit, und dann werden wir anders telefonieren, anders fernsehen. Und wir werden anders Hörfunk hören und wir werden anders Daten übertragen und es wird sicherlich den Alltag von vielen, vielen Leuten verändern."