Unser Gehirn

Geheimnisvolle Schaltzentrale

Eine Frau betrachtet eine Magnetresonanztomographie-Aufnahme (MRT) eines menschlichen Gehirns.
Eine Frau betrachtet eine Magnetresonanztomographie-Aufnahme, kurz: MRT, eines menschlichen Gehirns. © AFP / Foto: Miguel Medina
04.10.2014
Wie das Gehirn funktioniert, weiß die Wissenschaft heute bereits recht genau. Das Gehirn bestimmt, wie wir denken, fühlen, lieben oder hassen. Das Bewusstsein sitzt dort - und vielleicht auch die Seele?
Es ist unsere lebenswichtige Schaltzentrale: Das Gehirn. Ohne seine Steuerung läuft nichts in unserm Körper; fast sechs Millionen Kilometer lange Nervenbahnen mit über 100 Milliarden Nervenzellen sind ständig damit beschäftigt, all die Eindrücke und Reize zu verarbeiten, die auf uns einströmen. Es bestimmt, wie wir denken, fühlen, lieben oder hassen. Unser Gehirn ist auch Sitz unseres Bewusstseins, unserer Persönlichkeit – auch unserer Seele?
Wie funktioniert unser Gehirn?
Wie hängen Psyche und Gehirn zusammen?
Wie können wir unser Gehirn gesund halten und trainieren?
„Unser Gehirn ist ein Wunderwerk, das hyperkomplex ist“, sagt der Hirnforscher Gerhard Roth, „all das, was wir sind und erleben, wird in unserem Gehirn produziert.“ Das Gehirn sei „unser großer Inszenator: Freude, Angst, alles wird in unserem Gehirn erzeugt. Es gibt das Signal, das unser Herz schlägt.“
Seit rund fünf Jahrzehnten erforscht der Professor für Verhaltensphysiologie und Entwicklungsneurobiologie an der Universität Bremen, wie diese Schaltzentrale funktioniert – und wie sie unser Verhalten und unsere Psyche beeinflusst. "Wie ein Mensch sich psychisch entwickelt, das ist von einer verwirrenden Vielfalt. Das geht schon vor der Geburt los - immer im Wechselspiel zwischen individuellen Genen und der ganz individuellen Umwelt. Jeder Mensch ist psychisch einmalig. Die Vielfalt im Gehirn erzeugt die Vielfalt des Psychischen.“
Den heute 72-Jährigen interessieren auch die großen Rätsel der Hirnforschung: Man wisse mittlerweile sehr gut, wie das Gehirn funktioniert, dies komme zum Beispiel der Therapie von Hirntumoren oder Schlaganfällen zugute. „Aber wie unser Denken entsteht, unser Gedächtnis, unsere geistigen Zustände, das ist ein letzter Schlussstein in der Forschung. Auch die Frage, warum wir überhaupt Gefühle erleben.Diesen Fragen widmet er sich in seinem neuen Buch „Wie das Gehirn die Seele macht“, das er gemeinsam mit der Hirnforscherin Nicole Strüber geschrieben hat: "Es gibt einen ganz typischen Bereich, den man `limbisches System´ nennt - und der ist der Sitz der Seele im engeren Sinne.“ All das, was man seit Jahrhunderten mit dem Begriff der Seele in Verbindung bringe, sei im Hirn tief verankert. Schon die Ärzte der Gladiatoren hätten festgestellt, dass Verletzungen des Gehirns immer mit kognitiven und psychischen Einbußen einhergingen.
Und da ist dann noch die Frage des Alterns, die Angst vieler vor Demenz, vor Alzheimer, sie lässt auch ihn nicht unberührt. „Davor haben alle Angst, die halbwegs mit diesem Thema zu tun haben. Es gibt kein Medikament, aber man kann sich schützen. Und man weiß mittlerweile auch, wie man die Demenz hinausschieben kann: Durch gesundes Essen, Sport, geistige Anstrengung kann man den fiktiven Eintritt um sechs bis acht Jahre nach hinten schieben.“