"Lohengrin" als Laborsituation, als Versuchsanordnung mit zahllosen Ratten und Laboranten in Ganzkörperanzüge, um sich nicht von den infektiösen Ratten anstecken zu lassen. Richard Wagner nannte das Werk eine "romantische Oper", aber von Romantik ist hier nichts zu merken. Schwarz und Weiß dominieren. Für Farbe sorgen die Ratten, wenn sie jeweils nach der Hälfte des Akts sich ihrer tierischen Haut entledigen dürfen und mal in gelben Smokings oder in bunten Kleidern erscheinen. Elsa ist weiß, Ortrud ist schwarz und doch die die Zauberin das Alter ego, sie schürt den Zweifel in Elsa.

Selten war in einer "Lohengrin"-Inszenierung so schnell klar, dass das Spiel nicht gut ausgehen kann. Die Forderung des Frageverbots ist unmenschlich, eine solche Liebe unmöglich. Neuenfels interessiert nicht das Historiendrama, nicht die Frage nach Deutsch, deutscher Größe und Deutschtümelei, ihm geht es um die Unmöglichkeit der Liebe.

Der Tenor Jonas Kaufmann hat ein Problem. Er ist nicht Lohengrin, sondern Jonas Kaufmann spielt Jonas Kaufmann. Annette Dasch ist bei Mozart besser aufgehoben als bei Wagner, ihre Elsa ist etwas schmal. Die Ortrud der Evelyn Herlitzius ist umso lauter und hysterischer.

Der junge lettische Dirigent Andris Nelsons im Graben macht seine Sache ausgezeichnet, auch wenn beim ersten Mal in diesem unsichtbaren Orchestergraben, einem sehr schwierigen Instrument, nicht alles klappen kann. Erstmals war der Dirigent für ein paar Minuten zu sehen, denn er spiegelte sich in einer Plexiglaswand auf der Bühne. Zufall oder Absicht? "Lohengrin" ist die Oper des Frageverbots, aber der Zuschauer hat am Ende viele Fragen, wenn der Vorhang sich schließt. "Natürlich" gab es Buhs für Hans Neuenfels. Aber ein Skandal war die Inszenierung nicht, allenfalls ein Skandälchen.