Unmenschlich schnell

Schreibroboter verwursten Börsendaten

Ohne größere Ausschläge verläuft in Frankfurt am Main in der Börse die DAX-Kurve auf der Anzeigetafel.
Was an der Börse passiert, beschreibt eine Software in rasantem Tempo - in Artikeln, die kein Mensch redigiert hat. © picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst
Hermann Bense im Gespräch mit Nicole Dittmer und Christian Rabhansl · 27.08.2015
Der "Roboterjournalismus" ist in den USA auf dem Vormarsch: Dort schreiben Computer schon Börsen- und Sportberichte. Auch in Deutschland gibt es dafür Anbieter: Hermann Bense ist Chef einer Firma, die riesige Datenmengen von der Frankfurter Börse zu Texten verarbeitet.
Ersetzen Schreibroboter schon bald die Journalisten? Lässt sich die sprachliche Darstellung von komplizierten Sachverhalten einfach so vom Computer "generieren"? Der Dortmunder Informatiker Hermann Bense, Chef der Firma "textOmatic AG", kann die Frage schon heute mit einem "teilweise" beantworten.
Seit einigen Jahren ist er mit seiner Firma dabei, automatisierte Berichte über die Börse zu liefern, und wohl kaum von Konkurrenz bedroht. Seine Paradedisziplin sind die Börsenberichte über den Deutschen Aktien-Index. Pro Bericht werden 2000 Einzeldaten für eine Seite Text zusammengefasst:
"Das könnte ein menschlicher Redakteur schon allein der Zeit nicht schaffen, das heißt, die entsprechenden Schlussfolgerungen rauszuziehen, weil in der nächsten Viertelstunde liefert schon der entsprechende Dienstleister den nächsten Satz von 2000 Werten. Das heißt, wenn ein menschlicher Redakteur den Bericht geschrieben hätte, wäre er nach einer Viertelstunde schon veraltet. Das heißt, wir sprechen über die Erzeugung von Texten aus Big Data, also aus wirklich großen Datenmengen, wo das einmal aufgrund der Realzeitanforderung entweder nicht machbar ist oder wo es wahrscheinlich auch einem menschlichen Redakteur am Ende gar nicht mehr zumutbar wäre."
Neben der Börse sieht Bense vor allem Einsatzmöglichkeiten in der Sportberichterstattung, und hier besonders bei Vorschauen zum Beispiel auf ein Fußballspiel Dortmund gegen München. Für einen Wettanbieter liefert seine Firma Mannschaftsaufstellungen, einen Überblick über fehlende Spieler und die Rückschau auf die Historie dieser Begegnung der beiden Teams – und das in 13 Sprachen für ein weltweites Publikum.
Anders sieht es bei Kulturthemen aus: "Was wir definitiv auch in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten niemals automatisch generieren werden, das sind irgend welche feuilletonistischen Beiträge, wissenschaftliche Publikationen und so weiter, das ist in absehbarer Zeit gar nicht in Sicht."
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