Ungarn

In Budapest erlebt der Trabi sein Comeback

Ein kaputter taubenblauber Trabi in einem baumbestandenen Garten
Clevere Geschäftsleute verdienen mit Trabi-Ralleys in Ungarn gutes Geld. © dpa / Jens Wolf
Von Karla Engelhardt · 11.12.2014
Budapest war einst die heimliche Trabi-Hauptstadt Europas, denn Ungarn produzierte selbst keine Autos. Nach dem Ende des Sozialismus kam der Trabant zeitweise aus der Mode - doch inzwischen ist er in Budapest wieder schwer angesagt.
Natürlich war das erste Auto von Tamas Feher ein Trabant. Ungarn hatte keine eigene Autoproduktion, da fuhren viele Ungarn DDR-Wagen.
"Vor 10 oder 15 Jahren war ein Trabi peinlich. Doch Anfang der 2000er-Jahre haben wir bemerkt, dass der Trabi langsam vom Automarkt verschwindet und dass es Leute gibt, die sich fürs Trabi-Fahren interessieren, als Abenteuer. Da kam uns die Idee mit den Trabi-Programmen. Damals haben wir nicht damit gerechnet, eines Tages 50 Trabis zu haben, wir fingen mit zehn an."
Seine Firma nannte Tamas Feher "Go-Trabi-Go", nach der deutschen Wendekomödie um Trabi Dschorsch. Die Firma "Go Trabi Go" bietet Trabi-Ralleys, Trabi-Teambildungskurse und Trabi-Stadtführungen für 20 Euro die Stunde an.
"Zwei Jungen sind im Trabant losgefahren und kamen mit vier Mädels zurück"
Sára Fakan begleitet Trabi- Touristen, die meisten sind Ausländer, Amerikaner, Koreaner, Inder oder Italiener. Besonders die Krückstockschaltung am Lenkrad für die Gänge ist für Automatik verwöhnte Amerikaner eine Herausforderung, meint der Chef Tamas Feher, der auch selbst gern fährt:
"Jetzt fahren wir 80. Das gilt beim Trabi als schwindelerregende Geschwindigkeit. Man darf nicht vergessen, der Trabi hat keine Servolenkung, das geht in die Arme und beim Bremsen muss man heftig treten. Aber so ist es beim Trabi."
Eine Gruppe junger Holländer ist begeistert nach ihrem Trabi-Trip durch Budapest. In einem Trabi aus Duroplast erregen sie mehr Aufmerksamkeit als in einem schnittigen Jaguar. Trabi-Liebhaber Tamas Feher:
"Lange Zeit haben wir im Sommer am Balaton, neben Siófok, einen Rent-a-Trabi-Service angeboten. Die meisten Kunden kamen aus Deutschland. Es gab etliche ältere ehemalige DDR-Bürger, die ihren Enkeln das Auto zeigen wollten, aber es gab auch Jugendliche, die mit einem Trabi auf Partys gefahren sind. Die Trabis sind auch Herzensbrecher: Zwei Jungen sind im Trabant losgefahren und kamen mit vier Mädels zurück."