Umweltpolitikexpertin der Heinrich-Böll-Stiftung zieht zwiespältige Bilanz von Rio+20

23.06.2012
Lili Fuhr, Referentin für Internationale Umweltpolitik bei der Heinrich-Böll-Stiftung, hat sich enttäuscht über die Ergebnisse des Nachhaltigkeitsgipfels Rio +20 geäußert. Sie könne dem Gipfel "sehr, sehr wenig Positives abgewinnen", sagte Fuhr.
So sei etwa die Reform der UN-Umweltinstitutionen nicht gelungen. "Es gibt eine leichte Aufwertung, aber eben nicht diese neue Organisation UNEO", kritisierte sie. Außerdem komme im Abschlussdokument das Thema 'Green Economy' so gut wie nicht vor: "Es ist quasi komplett von der Agenda gefallen. Und das ist, finde ich schon, ein riesengroßes Scheitern", so die Expertin der Böll-Stiftung.

Positiv hob Fuhr dagegen die Veranstaltungen abseits des offiziellen Gipfels hervor. "Dem Gesamtprozess, der jetzt eine Woche stattgefunden hat, dem kann ich schon viel Positives an Beiträgen zur Debatte abgewinnen." Beim Gegengipfel sei zum Beispiel deutlich geworden, dass Green Economy für viele Menschen in Lateinamerika etwas ganz anderes bedeute: "Für die ist Green Economy hier der neue große Feind". Im Namen der Green Economy würden Großprojekte wie Staudämme, Atomkraft, Agro-Treibstoffe umgesetzt, die auch zu Vertreibungen und Menschenrechtsverletzungen führten: "Es gibt eine große Mobilisierung gegen die Green Economy und da steht die Zivilgesellschaft international jetzt vor einem großen Dilemma."

Sie können das vollständige Gespräch mit Lili Fuhr mindestens bis zum 23.11.2012 als MP3- Audio in unserem Audio-on-Demand-Angebot hören.

Links auf dradio.de:

Bilanz von Rio+20 ist "praktisch ein Null-Ergebnis" - Hermann Ott fordert, dass Deutschland in der Klimapolitik vorangehe (Deutschlandfunk)

"Vom Geist von Rio 1992 ist nichts zu spüren" - Böll-Stiftungs-Leiterin Unmüßig kritisiert Entwurf für gemeinsame Erklärung beim Umweltgipfel (Deutschlandradio Kultur)
Mehr zum Thema