Umstrittenes Projekt

Ein Yachthafen in der Moselschleife?

Blick auf Weinberge an der Mosel.
Blick auf Weinberge an der Mosel: Werden sie bald zugebaut? © Deutschlandradio / Andreas Burmann
Von Anke Petermann · 08.06.2015
Ein holländischer Projektentwickler will mitten in die größte zusammenhängende Südlage an der Mosel einen Ferienhaus-Park setzen - mit Yachthafen. Dieses ambitionierte Projekt namens "Marina Weingarten" stößt vor allem bei Umweltschützern und Weingärtnern auf wenig Gegenliebe.
Der Zeller Hamm, eine riesige Moselschleife. Teil einer gewundenen Flusslandschaft mit Wein-Steillagen. Eine einzigartige Kulturlandschaft, die den Welterbe-Status verdient, meinen Kommunalpolitiker. Ein Wohnpark im postmodernen Anspruchslos-Look würde sich wunderbar ins künftige Welterbe einfügen, glauben sie. Agnes Hennen blickt auf die parallel ansteigenden Rebzeilen. Wie 160 Ferienhäuser landschaftsverträglich mit dem Weinberg verschmelzen – dafür fehlt der Umweltschützerin vom BUND die Vorstellungskraft. Geplant sind verschiedene Häusertypen für bis zu 20 Personen.
"Das höchste ist 12 Meter, insofern – schauen Sie sich mal den Hang hier an, der ja auch eine enorme Steigung hat – da wird es schon eine größere Einwirkung haben."
Moselschleife garniert mit holländischem Ferienpark? Wäre der nicht hinter einer großen Nordseedüne besser aufgehoben? Egal - der kommunale Planungszweckverband gab grünes Licht für das Projekt "Marina Weingarten". Gastronomen und Weinhändler in Zell und Umgebung könnten sich jetzt die Hände reiben - in Vorfreude auf zahlungskräftige Touristen. Stattdessen zetteln einige von ihnen den Aufstand an.
Nicht bereit, Grundstücke abzugeben
Konspiratives Treffen im bürgerlichen Hotel „Zum Grünen Kranz“. Der Winzer und Kulturveranstalter Ulrich Stein legt ein Papier auf den Tisch.
"Hier ist eine Liste von Winzern, die schreiben im Geltungsbereich des geplanten Yachthafens besitzen wir Grundstücke ohne Kaufoption für den Investor. Auf diesen Grundstücken möchten wir auch in Zukunft weiter Weinbau betreiben. Ganz einfach: diese Winzer sind alle nicht bereit, Grundstücke abzugeben. Und der Winzer …"
Stein tippt auf einen Namen in der Liste.
"Der liegt hier mittendrin. Die Verbandsgemeinde behauptet aber, sie hätte von allen Winzern die Zusage. Das heißt, die Behörde in Koblenz wird belogen."
Die Obere Naturschutzbehörde also, die das Vorhaben genehmigen muss. Der BUND legt nach: Der verkaufsunwillige Winzer mitten im Baugebiet werde gezwungen, die Erschließung, die er ablehnt, mit zu bezahlen, das setze ihn unter Druck zu verkaufen. Marina ohne Land? Marina, erbarmungslose Erpresserin von Winzern mit Land? Karlheinz Simon, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Zell und Befürworter der neuen Siedlung, kontert:
Auf teuerstem Bauland gereift
"Unter Druck gesetzt worden ist niemand. Wenn der Eigentümer nicht veräußert, dann ist das so. Dann nehmen wir das so zur Kenntnis. Ob eine Beitragspflicht entsteht, richtet sich nach den entsprechenden gesetzlichen Vorschriften. Es findet aber gleichzeitig auch ne deutliche Wertsteigerung statt."
Das sollte einem Winzer was wert sein. „Auf teuerstem Bauland gereift“, könnte er künftig auf die Etiketten seines Rieslings drucken. Und die anderen Verkaufsunwilligen? Die sind nur da im Weg, wo Zufahrten zur Siedlung gebaut werden sollen. Die Straßen fallen dann eben schmaler aus. Müssen sich die Trecker der verbliebenen Winzer halt dünn machen. Die Ferienhausbewohner am Hang können jedenfalls auf bestes Entertainment hoffen. Welcher Winzer gewinnt das Duell um die fünf Meter Straßenbreite? Welcher Hänger mit Trauben kullert zuerst in die Mosel? Vergleichbare Spannung hat der Motorbootsport nicht zu bieten. Zwanzig Kilometer moselauf- und abwärts schippern geht, sagt Winzer Ulrich Stein, dann wieder endlos warten an der nächsten Schleuse. Und dafür einen Yachthafen bauen?
"Das heißt, man schiebt den Jachthafen vor. In Wirklichkeit geht’s um die Ferienhaussiedlung. Und irgendwann klappt das mit dem Jachthafen nicht, dann haben wir aber ne große Ferienhaussiedlung da stehen. Das glaube ich, dass es so gedacht ist und so kommt."
Marina ohne Yachthafen eben, dafür mit ganz viel planiertem Weingarten unten drunter.
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