Umstrittene ESC-Entscheidung

    Xavier Naidoo: Stehe für weltoffenes Deutschland

    Der Sänger Xavier Naidoo auf einem Konzert in Hamburg im Februar 2015.
    Der Sänger Xavier Naidoo auf einem Konzert in Hamburg. © imago / Future Image
    20.11.2015
    Angesichts der Kritik an seiner Entsendung zum Eurovision Song Contest (ESC) hat sich der Sänger Xavier Naidoo öffentlich zu Meinungsfreiheit und Toleranz bekannt. Er sei von Anfang an für diese Werte eingetreten, erklärte Naidoo auf der ARD-Homepage. Keiner, der ihn kenne, habe ihm "jemals auch nur annähernd das Gegenteil vorgeworfen".
    Die Entscheidung der ARD, ihn 2016 ins Rennen zu schicken, wird vor allem in sozialen Netzwerken kritisiert. Naidoo wird vorgeworfen, in Liedern gegen Juden und Homosexuelle zu hetzen. Ihm widerstrebe, sich für etwas zu rechtfertigen, was er nicht sei, erklärte der Soulsänger aus Mannheim. Er sei froh, in einem bunten Deutschland zu leben "mit einer Vielfalt an Lebensentwürfen und Religionen, über die ich mich freue".
    Auch habe er immer betont, dass er die Auffassung der rechtspopulistischen "Reichsbürger" nicht teile. Es sei schade, betonte Naidoo, dass Menschen, die ihn offensichtlich nicht kennen würden, substanzlos und schlecht über ihn redeten.
    Weiter Kritik an Nominierung
    Unterdessen reist die Kritik an der Entscheidung der ARD nicht ab. Die stellvertretende Bundestagsfraktionschefin Eva Högl sagte der "Rheinischen Post", sie finde die Entscheidung falsch. Bei einem europäischen Wettbewerb müsse man nicht einen so umstrittenen Künstler ins Rennen schicken. Naidoos homophobe Äußerungen und seine Nähe zu den rechtspopulistischen "Reichsbürgern" finde sie abstoßend, sagte Högl, die im SPD-Fraktionsvorstand für Kulturpolitik zuständig ist. Naidoo war im vergangenen Jahr bei einer Veranstaltung der "Reichsbürger" aufgetreten. Mit Äußerungen wie "Wir sind nicht frei. Deutschland ist immer noch ein besetztes Land. Deutschland hat keinen Friedensvertrag" sorgte er immer wieder für Irritationen.
    Der haushaltspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Johannes Kahrs, bat den NDR in der "Passauer Neuen Presse", die Entscheidung für Naidoo zu überdenken.
    Der Schlagerkomponist und Produzenten Ralph Siegel sagte dem "Focus", es sei fragwürdig, keinen deutschen Vorentscheid zu veranstalten, bei dem auch der musikalische Nachwuchs eine Chance gehabt hätte. Allerdings begrüßte Siegel die Entscheidung für Naidoo; er sei "ein richtig guter Künstler".
    Auch im Internet formiert sich der Protest gegen die Nominierung. Auf der Internetseite "change.org" unterzeichneten inzwischen mehr als 11.000 Menschen eine Online-Petition gegen den Auftritt Naidoos beim ESC in Stockholm.

    Programmtipp: In unserer Sendung "Kompressor" sprechen wir ab 14:07 Uhr mit Thomas Schreiber, Programmleiter im Bereich Unterhaltung beim NDR Fernsehen und ARD-Unterhaltungskoordinator, über die Entscheidung und den Shitstorm in den sozialen Medien.

    Mehr zum Thema