Umfragehoch für Martin Schulz

"Stimmungen sind noch keine Stimmen am Wahltag"

SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz wird am 01.02.2017 bei einem Programmforum der SPD Herne zur Bundestagswahl in Herne (Nordrhein-Westfalen) von der Bundestagsabgeordneten Michelle Müntefering begrüßt.
Der SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz wird von vielen seiner Anhänger derzeit umjubelt © dpa / picture-alliance / Rolf Vennenbernd
Manfred Güller im Gespräch mit André Hatting  · 03.02.2017
Die Nominierung von Martin Schulz als Kanzlerkandidat beschert der SPD Spitzenwerte im ARD-Deutschlandtrend. Forsa-Chef Manfred Güllner warnt dennoch vor voreiligen Schlüssen auf die Bundestagswahl.
Wenn die Deutschen den Bundeskanzler direkt wählen könnten, dann hätte im Moment Martin Schulz von der SPD ganz klar die Nase vorn: 50 Prozent würden sich für ihn entscheiden, das sind neun Punkte mehr im Vergleich zu Mittwoch vor einer Woche, kurz nachdem Schulz nominiert worden war, wie eine Umfrage von Infratest dimap für den ARD-Deutschlandtrend zeigt. 34 Prozent würden Angela Merkel wählen, sieben Punkte weniger als noch vor einer Woche.

Erleichterung über Abgang von Gabriel

"Das ist eine gewisse Sogwirkung, die von so einer Stimmung ausgeht", bewertete Manfred Güllner, Geschäftsführer des Umfrageinstituts Forsa diesen neuen Trend im Deutschlandradio Kultur. Darin drücke sich die Erleichterung vieler Bürger aus, dass der frühere EU-Parlamentspräsident Martin Schulz den früheren SPD-Parteivorsitzenden abgelöst habe und nun sozialdemokratischer Kanzlerkandidat sei. Er warnte aber vor voreiligen Schlüssen für die Bundestagswahl. Umfragen gäben nur die aktuelle Stimmung wider. "Das sind Stimmungen und die haben mit Stimmen am Wahltag noch nichts zu tun", sagte Güllner. Die SPD habe aber dank Schulz viele Leute aus dem Lager der Unentschlossenen zurückgeholt. Viele "kleine Leute" sähen sich durch Schulz eher vertreten als durch Gabriel.

Entscheidend bleibt das Vertrauen in politische Kompetenz

Ob sich dieser erste Erfolg für Schulz auch am Wahltag auszahlen könne, hänge sehr stark davon ab, ob die Wähler der SPD mehr politische Kompetenz zutrauten. Das Zutrauen zur Union sei bei diesem Wert unverändert größer. "Wenn diese Kompetenz nicht auch nach oben geht, dann wird es Martin Schulz trotz aller guten Werte jetzt schwer, Merkel aus dem Kanzleramt zu verdrängen und ich denke davon wird es anhängen, ob es ihm gelingt, der SPD auch wieder diese politische Kompetenz zurückzugeben."
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