Ultraschall-Festival

Ungehörte Klänge − unerhört oder innovativ?

Die Komponistin Sarah Nemtsov 2013 bei der Preisverleihung des deutschen Musikautorenpreis
Die Komponistin Sarah Nemtsov © Imago / Future Image
Von Mascha Drost · 21.01.2015
Ultraschall ist nicht nur etwas für Fledermausohren, sondern auch ein Festival für neugierige Menschen − ein Fest für Neue Musik, veranstaltet von Deutschlandradio Kultur und dem Kulturradio des RBB.

Alle Informationen auf unserer Webseite, unter www.ultraschallberlin.de und auf Facebook

Gleich ein ganzer Tag mit vier Konzerten ist einem Jubilar gewidmet: Helmut Lachenmann. Radikalist, enfant terrible, für seine Suche nach neuen, ungehörten und unerhörten Klängen angefeindet wie bewundert. 80 Jahre wird er – und kein Stück altersmilde.
Lachenmann: "Meine Musik hat nichts zu sagen. Auch ein Komponist hat nichts zu sagen."
Ein Komponist hat etwas zu schaffen. Und das was er schafft, wird möglicherweise viel mehr sagen, als der Komponist weiß.
Geräusche sind bei Lachenmann integraler Bestandteil des Klanges, es gibt bei ihm niemals puren Schönklang sondern Spannung, Reibung, Verfremdung – Festivalleiter Rainer Pöllmann geht es in den Konzerten aber auch darum die intellektuelle Gradlinigkeit Lachenmanns aufzeigen, seine unbeugsamen ästhetischen Forderungen, in denen nicht zuletzt die Brisanz seines Schaffens liegt.
Rainer Pöllmann: "Er ist einfach wirklich einer der bedeutendsten Komponisten der Gegenwart, er hat unser Hören und unser Denken über Musik so radikal verändert wie das kaum einer sonst getan hat, ganz egal, ob man ihm in all seinen Thesen und all seinen ästhetischen Konsequenzen folgen will oder nicht. Allein die Art und die Grundsätzlichkeit, die Tiefe seines Denkens und Komponierens ist wirklich einzigartig."
Ultraschall ist kein reines Uraufführungsfestival
Und nicht wenige Spuren seines Schaffens zeigen sich bei den Werken der nachfolgenden Generationen, denen sich Ultraschall ebenfalls widmet – allein mit 25 Ur- und Erstaufführungen. Darunter multimediale Produktionen, szenische Werke, Kleinstbesetzungen und großes Ensemble – aufgeführt von den Spitzen-Ensembles für Neue Musik, wie dem Ensemble Modern, dem Klangforum Wien oder den Neuen Vocalsolisten Stuttgart. Daneben finden sich aber auch jüngere Formationen wie das Trio Catch, das zu den Shooting Stars der Szene gehört.
Ultraschall ist kein reines Uraufführungsfestival – es zeigt Tendenzen, bildet verschiedene musikästhetische und kompositorische Herangehensweisen ab und verfolgt nicht zuletzt die Entwicklung einzelner Künstler. Die Berliner Komponistin Sarah Nemtsov zählt dazu oder der Russe Sergej Newski – zwei Künstler, deren Musik eng mit Texten, Lyrik, Philosophie, oder Dramatik verknüpft ist. Den Zuhörer "in einen traumhaften Sog von Farben und Klangströmen zu entführen" – diesen Anspruch hat der Schweizer Michael Pelzel, Gelegenheit dazu bietet ein eigenes Porträtkonzert.
Neue Musik fordert den Zuhörer, stellt Hörgewohnheiten infrage, ist anspruchsvoll und manchmal unnahbar. Dass jüngere Ohren oft unvoreingenommener und auch anders hören, das beweist "Schülerreporter", das Education-Projekt bei Ultraschall. Schüler begleiten Künstler, Proben, Konzerte – schreiben darüber und überraschen mit ihren Erkenntnissen selbst den Festivalleiter.
Rainer Pöllmann: "Wie frisch, wie lebendig, wie unverstellt die da rangehen, aber eben auch vor allem auch extrem neugierig und wissbegierig. Die das nicht oberflächlich abtun sondern sich reinknieen und da durchaus auch auf ganz anderer Erkenntnisse gekommen sind als Fachleute."
Programmtipps:
Donnerstag, 22.1.2015, 20.03 Uhr
Kollektive Musik
Freitag, 23.1.2015, 20.03 Uhr
Eine Purcell-Girlande
Samstag, 24.1.2015, 20.03 Uhr
Ein Sommertag
Sonntag, 25.1.2015, 20.03 Uhr
Radikal verformte Monster-Geigen
Mittwoch, 28.1.2015, 20.03 Uhr
Hase und Igel literarisch
Montag, 3.2.2015, 20.03 Uhr
Ein Tag für Helmut