Ultraschall Berlin 2015

Ein Tag für Helmut

Der Komponist Helmut Lachenmann
Der Komponist Helmut Lachenmann © Deutschlandradio / Hanna Lippmann
03.02.2015
"Ich bin kein Dienstleistungsunternehmen ..." der Komponist Helmut Lachenmann hat gezielt Hörerwartungen enttäuscht. Jetzt wird er dafür gepriesen. Ultraschall Berlin hat den Jubilar ins Zentrum gerückt.
2015 feiert Helmut Lachenmann seinen 80. Geburtstag – und die Musikwelt feiert ihn. Wenige Komponisten haben die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts so geprägt wie er. Mit seiner „Musique concrète instrumentale" hat er nicht nur das Ausdrucksspektrum der Neuen Musik erweitert und war für ganze nachfolgende Komponistengenerationen prägend. Lachenmanns Musik im Grenzbereich zwischen Klang und Geräusch, zwischen Eruption und Verstummen ist Gegenentwurf zu einer Bequemlichkeit des Hörens.
Ultraschall Berlin, das Festival für neue Musik von Deutschlandradio Kultur und dem kulturradio vom rbb, widmete Helmut Lachenmann einen ganzen Tag mit zwei Kammer- und zwei Orchesterkonzerten. Mit „Schwankungen am Rand" und der „Tanzsuite mit Deutschlandlied" bildeten zwei zentrale und doch sehr unterschiedliche Orchesterwerke Lachenmanns den Abschluss des Festivals. Ergänzt wurden diese Werke durch ausgewählte Kammermusik, so dass ein ganzer Tag zur intensiveren Begegnung mit dem Schaffen des Komponisten einlud.
Der „Tag für Helmut Lachenmann" war zugleich Auftakt für die „Lachenmann-Perspektiven": ein europaweites Projekt, das über zwei Jahre hinweg nicht nur Aufführungen sämtlicher Orchesterwerke Lachenmanns beinhaltet, sondern in Symposien, Akademien und Meisterkursen die Bedeutung von Lachenmanns Denken für das heutige (und künftige) Komponieren beleuchtet. Deshalb wurden die Aufführungen bei Ultraschall Berlin auch durch Gespräche, einen Vortrag und einen Film ergänzt.
Das Abschlusskonzert des „Tags für Helmut Lachenmann" mit „Schwankungen am Rand" haben wir am 25. Januar live im Deutschlandradio Kultur übertragen. Im heutigen „Konzert" senden wir alle anderen Werke Helmut Lachenmanns, die an jenem Tag aufgeführt wurden.
Die „Tanzsuite mit Deutschlandlied" für Orchester und Streichquartett aus dem Jahr 1980 wird dabei einem Orchesterwerk von Isabel Mundry gegenüber gestellt. Das Quatuor Diotima, das in der „Tanzsuite" die „Solistenrolle" übernahm, ist darüber hinaus mit zwei der insgesamt drei Streichquartetten zu hören, die Helmut Lachenmann komponiert hat. „Reigen seliger Geister" und „Grido" bilden dabei zwei höchst unterschiedliche Spielarten der „Musique concrète instrumentale". Als weiteres Kammermusikwerk ist „Allegro sostenuto" für Klarinette/Bassklarinette, Violoncello und Klavier zu hören, und zwar in einer Interpretation des jungen Trio Catch, das vor zwei Jahren beim Festival Ultraschall sein Debüt gab und seitdem eine steile Karriere gemacht hat.
Ultraschall Berlin - Festival für neue Musik
Haus des Rundfunks, Berlin
Aufzeichnungen vom 25. Januar 2015
Ein Tag für Helmut Lachenmann
Isabel Mundry
"Motions // der doppelte Blick" für Orchester
Deutsche Erstaufführung der bisher komponierten Fassung
Helmut Lachenmann
"Tanzsuite mit Deutschlandlied" - Musik für Orchester mit Streichquartett
Quatuor Diotima
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Lothar Zagrosek
Helmut Lachenmann
"Reigen seliger Geister" - Streichquartett Nr. 2
"Grido" - Streichquartett Nr. 3
Quatuor Diotima:
YunPeng Zhao, Violine
Guillaume Latour, Violine
Franck Chevalier, Viola
Pierre Morlet, Violoncello
Helmut Lachenmann
"Allegro sostenuto" - Musik für Klarinette/Bassklarinette, Violoncello und Klavier
Trio Catch:
Boglárka Pecze, Klarinette,
Eva Boesch, Violoncello
Sun-Young Nam, Klavier