Ukraine

    Von den Maidan-Protesten bis zum Gasstreit

    Junge Ukrainier auf dem Maidan in Kiew
    Junge Ukrainier auf dem Maidan in Kiew © picture alliance / dpa / Olya Morvan/Wostok Press/Maxppp Ukraine
    10.06.2014
    Es begann mit Demonstrationen gegen Präsident Janukowitsch. Später lieferten sich prorussische Separatisten und ukrainische Soldaten heftige Gefechte mit vielen Toten. Kaum hat der neue ukrainische Präsident Petro Poroschenko die Lage etwas beruhigt, droht Russland, der Ukraine den Gashahn zuzudrehen. In unserer Chronologie finden Sie die wichtigsten Stationen im Ukraine-Konflikt.
    Gasstreit zwischen Ukraine und Russland
    10.06.2014: Die Außenminister von Russland, Polen und Ukraine treffen sich in in St. Petersburg. Steinmeier äußerte Optimismus. Er könne ein "Licht am Ende des Tunnels" sehen. Russland will wegen ausstehender Zahlungen seine Gaslieferungen an die Ukraine einstellen.
    Poroschenkos Antrittsrede weckt Hoffnung
    7.6.2014: Der 48-Jährige ukrainische Präsident Petro Poroschenko wählt eine betont schlichte Form - kein Bad in der Menge, kein Zeichen des Triumphs, denn im Osten des Landes sterben beinahe täglich ukrainische Soldaten.
    Die Ukraine werde sich unter seiner Führung endgültig vom großen Nachbarn lösen - und zur Europäischen Union hinbewegen, sagte er in seiner Rede. Der russische Botschafter wird zur Amtseinführung eingeladen.
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    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der künftige ukrainische Staatschef Petro Poroschenko (M) und der russische Präsident Wladimir Putin treffen sich im Schloss von Bénouville in Ouistreham vor einem offiziellen Essen zum 70. Jahrestag der Truppenlandung© picture alliance / dpa / Guido Bergmann
    D-Day: Tag der Diplomatie
    6.6.2014: Anlässlich der Landung in der Normandie vor 70 Jahren treffen sich Kriegsveteranen sowie Regierungschefs aus rund 20 Ländern zu Gedenkfeiern in Frankreich. Am Rande der Feierlichkeiten kommt es zu diplomatischen Annäherungen in der Ukraine-Krise: Putin und Poroschenko reden erstmals miteinander.
    G-7-Treffen: Vier Kernforderungen an Russland
    5.6.2014: Erstmals seit 16 Jahren treffen sich die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden Industrienationen (G7) zu einem Gipfel ohne Russland - in Brüssel statt in Sotschi. Am meisten wird über den geredet, der nicht dabei ist. Die G7-Staaten erwarten in der Ukraine-Krise von Russland konkrete Schritte zur Stabilisierung des Landes.
    OSZE-Mitarbeiter werden verschleppt
    03.06.2014: In der Ostukraine werden fünf OSZE-Mitarbeiter mit Dutzenden Ukrainern von Separatisten als Geiseln gehalten werden - unter ihnen Lokalpolitiker, Journalisten und Geschäftsleute. Insgesamt sind es über 100 Gefangene.
    Der neue ukrainische Präsident Petro Poroschenko winkt in Richtung Kamera.
    Der neue ukrainische Präsident Petro Poroschenko nach seiner Amtseinführung.© picture alliance / dpa / Vitaliy Belousov
    Schokoladenzar wird Präsident
    26.05.2014: Petro Poroschenko erreicht im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit. Der 48-Jährige landet damit deutlich vor der Zweitplatzierten Julia Timoschenko, die bei knapp 13 Prozent liegt. Der neue Präsident soll die Ukraine aus ihrer existenziellen Krise nach der Flucht des bisherigen Amtsinhabers Viktor Janukowitsch und der Eingliederung der Halbinsel Krim in das russische Territorium führen.
    Nach seinem Wahlsieg hat der Oligarch Petro Poroschenko angekündigt, weiter gegen die pro-russischen Kräfte in der Ost-Ukraine vorzugehen. Unter seiner Führung werde die Anti-Terror-Organisation noch "schneller und effektiver", sagte er.
    Gewalt überschattet Wahlauftakt
    25.05.2014: In der Ukraine ist gewählt worden. Putin hatte zuvor gesagt, dass er das Wahlergebnis anerkennen werde.
    Im Osten des Landes haben Separatisten Wähler teilweise mit Gewalt an der Stimmabgabe behindert. In der Nähe der Separatisten-Hochburg Slawjansk werden ein italienischer Journalist und sein Übersetzer getötet sowie ein Mitarbeiter der französischen Zeitung "Le Monde" verletzt.
    Die Bevölkerung wird aufgerufen, Slawjansk wegen bevorstehender schwerer Kämpfe zu verlassen. In der Hautstadt Kiew werden erste kleinere Wahlverstöße wie das zu frühe Öffnen von Wahllokalen gemeldet. Es wird mit einer Wahlbeteiligung von rund 70 Prozent gerechnet. Petro Poroschenko wird als Spitzenkandidat gehandelt.
    Machtprobe vor der Wahl
    21.05.2014: Die ukrainische Regierung sichert die Präsidentenwahl mit 55.000 Polizisten und 20.000 Freiwilligen. Angesichts einer drohenden Aggression durch Russland und Aktionen der Separatisten im Osten des Landes sei die Abstimmung sonst gefährdet, hieß es. Der ukrainische Botschafter Pawlo Klimkin erwartet dennoch ordnungsgemäße Wahlen.
    Zum dritten Mal tagt der runde Tisch für die Ukraine - diesmal in Mikolajew (russisch: Nikolajew) im Süden des Landes - der OSZE-Gesandte Ischinger gibt sich optimistisch - ein Bericht.
    Beim ersten Runden Tischen kamen Vertreter der Übergangsregierung und der Regionen in Kiew zusammen.
    Beim ersten Runden Tischen kamen Vertreter der Übergangsregierung und der Regionen in Kiew zusammen.© dpa / picture alliance / Zurab Dzhavakhadze
    14.05.2014: Der erste runde Tisch kommt in Kiew unter dem Dach der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) zusammen, um einen Ausweg aus der Staatskrise zu suchen. Vertreter der Separatisten aus dem Osten des Landes wurden von der Übergangsregierung in Kiew allerdings nicht eingeladen. Erwartet wurden Regierungsmitglieder sowie politische und gesellschaftliche Persönlichkeiten aus den Regionen Donezk und Lugansk. Der deutsche Diplomat Wolfgang Ischinger soll die Gespräche moderieren.
    Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier warb am Vortag in Kiew und Odessa für einen "nationalen Dialog".
    Umstrittene Referenden in Donezk und Lugansk
    11. Mai 2014: Bei zwei Referenden in Donezk und Lugansk im Osten der Ukraine stimmt nach Angaben der Separatisten eine große Mehrheit der Teilnehmer für die Unabhängigkeit. Internationale Beobachter sind bei der umstrittenen Abstimmung nicht anwesend. Die USA und die EU erkennen das Ergebnis nicht an. Die Regierung in Kiew spricht von einer "kriminellen Farce". Unmittelbar nach dem Referendum fordern die Separatisten einen Beitritt zu Russland.
    Moskau äußert sich dazu zunächst nicht. Zuvor hatte Russlands Präsident Wladimir Putin um eine Verschiebung der Referenden gebeten. Darauf waren die Separatisten aber nicht eingegangen.
    Axel Schneider (Bildmitte) im Gespräch mit Milizenführer Wjatscheslaw Ponomarjow.
    Der deutsche OSZE-Beobachter Axel Schneider (m.) im Gespräch mit dem Milizenführer Ponomarjow© AFP/Vasily Maxinov
    Separatisten entführen Militärbeobachter
    25. April 2014: In der ostukrainischen Stadt Slowjansk bringen Separatisten Militärbeobachter aus OSZE-Staaten in ihre Gewalt, darunter vier Deutsche - drei Angehörige der Bundeswehr und ein Übersetzer. Die Milizen bezeichnen ihre Geiseln als Spione der NATO. Der selbsternannte Bürgermeister Wjatscheslaw Ponomarjow spricht von "Kriegsgefangenen". Eine Woche nach ihrer Festnahme werden die Militärbeobachter wieder freigelassen.
    Friedensdiplomatie in Genf
    18. April 2014: Bei einem internationalen Treffen in Genf einigen sich die Teilnehmer – darunter neben Vertretern aus Kiew die USA, die EU und Russland – auf einen Friedensfahrplan für den Osten der Ukraine. Wichtigster Punkt: Die Separatisten sollen ihre Waffen niederlegen und die besetzten Gebäude räumen. Die ukrainische Regierung verspricht im Gegenzug eine rasche Verfassungsreform und mehr Autonomie für die Regionen.
    "Anti-Terror-Einsatz" gegen Separatisten
    Mitte April 2014: Das ukrainische Militär beginnt einen "Anti-Terror-Einsatz" gegen die Separatisten im Osten des Landes. Schwerpunkt der Kämpfe sind zunächst die Städte Slowjansk und Kramatorsk, es gibt Tote und Verletzte. Unterdessen hält Russland nahe der ukrainischen Grenze ein Militärmanöver ab. Kiews Übergangspremier Jazenjuk warnt vor einem "Dritten Weltkrieg".
    Bewaffneter in Lugansk mit Fahne
    In Lugansk besetzten prorussische Demonstranten Verwaltungsgebäude© picture alliance / dpa / Zurab Kurtsikidze
    Konflikte im Osten der Ukraine
    6. April 2014: Nach dem Verlust der Krim drohen der Ukraine nun auch die östlichen Teile des Landes zu entgleiten. Pro-russische Aktivisten stürmen Verwaltungsgebäude in Charkow, Donezk und weiteren Städten im Osten des Landes. In Donezk rufen die Separatisten eine "souveräne Volksrepublik" aus. Die Regierung in Kiew wirft Moskau eine Beteiligung an den Ereignissen vor, Russland wolle die Ukraine "zerstückeln", heißt es.
    Referendum: Die Krim wird russisch
    16. März 2014: Die Menschen auf der Krim stimmen in einem umstrittenen Referendum für den Beitritt zu Russland – nach Angaben der Wahlkommission mit einer Mehrheit von über 90 Prozent. Der Westen erkennt das Ergebnis nicht an. Das Referendum habe gegen die ukrainische Verfassung und gegen das Völkerrecht verstoßen. Die USA und die EU beschließen Sanktionen gegen Russland.
    Mehrere vermummte Soldaten in grünen Uniformen mit Helmen und Maschinengewehren stehen vor einem Panzer
    Soldaten in der Nähe von Sewastopol auf der Krim-Halbinsel© picture alliance / dpa / Andrey Stenin
    Beginn der Krim-Krise
    Februar 2014: Der Konflikt erreicht die ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim, auf der viele russischstämmige Bürger leben. Pro-russische Milizen und russische Spezialeinheiten ohne Rangabzeichen besetzen Verwaltungsgebäude, Flughäfen und Militärstützpunkte. Das Parlament setzt die bisherige Regionalregierung ab, kurz darauf beschließt es die Unabhängigkeit der Halbinsel.
    Janukowitsch flüchtet - Umsturz in Kiew
    22. Februar 2014: Nur einen Tag nach dem Deal zwischen Regierung und Opposition überschlagen sich die Ereignisse. Präsident Jankowitsch flüchtet aus Kiew in den Osten der Ukraine. Das Parlament erklärt ihn für abgesetzt und wählt Alexander Turtschinow zum Übergangspräsidenten. Die Oppositionspolitikerin Julia Timoschenko wird aus der Haft entlassen. Neuer Ministerpräsident wird kurz darauf der frühere Parlamentspräsident Arseni Jazenjuk.
    Abkommen zwischen Präsident und Opposition
    21. Februar 2014: Der Präsident reagiert auf den Druck der Straße. Janukowitsch kündigt Neuwahlen, eine Regierung der nationalen Einheit und eine Beschneidung der Befugnisse des Präsidenten an. Außerdem unterzeichnet er ein Abkommen mit der Opposition, das einen beidseitigen Gewaltverzicht vorsieht. Am Zustandekommen dieses Kompromisses sind ausländische Diplomaten beteiligt, darunter auch Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier.
    Proteste auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew. Menschen schwingen Fahnen.
    Proteste auf dem Unabhängigkeitsplatz in Kiew.© picture alliance / dpa / Andrey Stenin
    Proteste auf dem Maidan
    November 2013: In der ukrainischen Hauptstadt Kiew beginnen die Proteste gegen den pro-russischen Präsidenten Viktor Janukowitsch. Die Demonstranten sind verärgert, weil die Regierung die Vorbereitungen für ein Assoziierungsabkommen mit der EU auf Eis gelegt hat. Im Kern geht es bei dem Konflikt um die Frage, ob sich die Ukraine stärker in Richtung Europa orientiert – oder in Richtung Russland. Schon nach wenigen Wochen demonstrieren Hunderttausende Regierungsgegner für einen pro-europäischen Kurs. Wichtigster Schauplatz der Proteste wird der Kiewer Unabhängigkeitsplatz Maidan. Anfang 2014 eskaliert dort die Gewalt, Sicherheitskräfte schießen auf Demonstranten, Dutzende Menschen sterben.
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    Programmtipp: Mehr zur Lage in der Ukraine hören Sie in unserer Sendung "Ortszeit" ab 17.07 Uhr.