Ukraine

    Spezialkräfte räumen Verwaltungsgebäude in Charkiw

    Polizisten stehen vor dem teilweise zerstörten Verwaltungsgebäude in Charkiw.
    Polizisten stehen vor dem teilweise zerstörten Verwaltungsgebäude in Charkiw. © dpa / picture alliance / Volodymyr Petrov
    08.04.2014
    In der ostukrainischen Stadt Charkiw haben Spezialeinheiten ein von pro-russischen Demonstranten besetztes Verwaltungsgebäude geräumt. In Charkiw sei eine "Anti-Terror-Operation" eingeleitet worden, sagte der ukrainische Innenminister Arsen Awakow.
    Die Innenstadt und die U-Bahn seien abgesperrt. Die ukrainische Regierung wirft den Verhafteten vor, an der Besetzung des Gebäudes der regionalen Verwaltung beteiligt gewesen zu sein.
    Bei der Aktion sei kein Schuss gefallen, berichtete der Internetsender hromadske.tv. Zuvor war es in der Nacht in Charkiw zu Zusammenstößen zwischen Gegnern und Anhängern der Zentralregierung gekommen.
    Die Regierung in Kiew hatte Spezialkräfte in den Osten der Ukraine geschickt. In Donezk räumten die Sicherheitskräfte ein Geheimdienstgebäude. Angesichts der Unruhen kochten im Parlament die "Emotionen hoch", berichtete Sabine Adler im Deutschlandradio Kultur.
    Unterdessen warnte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen Russland vor einem Einmarsch in die Ost-Ukraine. "Wenn Russland in der Ukraine weiter intervenieren würde, wäre das ein historischer Fehler", sagte Rasmussen - und sprach von "ernsthaften Konsequenzen". Er forderte Moskau auf, sich zurückzuhalten. Kritik kommt inzwischen auch von der tschechischen Regierung, wie Stefan Heinlein im Deutschlandradio Kultur aus Prag berichtete.
    Gespräche zwischen Russland und den USA
    US-Außenminister John Kerry will in den nächsten zehn Tagen in direkten Gesprächen mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow nach Wegen zur Beilegung der Ukraine-Krise suchen. Das teilte das US-Außenministerium mit. An dem Treffen sollen auch Vertreter der Europäischen Union und der Ukraine teilnehmen, berichtete Ralph Sina im Deutschlandradio Kultur.
    In einem Telefonat forderte Kerry Lawrow zudem auf, sich von den "Separatisten, Saboteuren und Provokateuren" zu distanzieren, die mehrere öffentliche Gebäude im Osten der Ukraine besetzt, eine "souveräne Volksrepublik" ausgerufen und ein Referendum nach dem Vorbild auf der Krim angekündigt. hatten. Diese Aktionen seien wohl keine "spontane Reihe von Ereignissen", sondern eine "orchestrierte Kampagne mit russischer Unterstützung".
    Zuvor hatte bereits Jay Carney, der Sprecher von Präsident Barack Obama, von "starken Hinweisen" gesprochen, dass zumindest einige der pro-russischen Aktivisten gar nicht in der Ostukraine wohnten und bezahlt worden seien. Carney wiederholte Obamas Worte, der bei neuen Interventionen Russlands in der Ukraine mit "weiteren Konsequenzen" gedroht hatte.
    Sergej Lawrow im Gespräch mit John Kerry.
    John Kerry (rechts) will seinen russischen Amtskollegen Lawrow bald treffen.© dpa / Eduard Pesov
    Russland wiederum warnte die ukrainische Übergangsregierung vor einem Bürgerkrieg. Das russische Außenministerium forderte Kiew dazu auf, keine Entscheidungen zu treffen, die zu einer Eskalation der Lage beitragen könnten.
    Bundeskanzlerin Merkel fordert "Deeskalation"
    Immer wieder heißt es aus Kiew, Provokateure aus Russland seien an der Destabilisierung der Ukraine beteiligt. Das Moskauer Außenministerium reagierte empört auf Berichte, wonach Provokateure aus Russland an der Destabilisierung der Ukraine mitwirke, wie Gesine Dornblüth im Deutschlandradio Kultur berichtete.
    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte Russland auf, mäßigend auf die pro-russischen Kräfte in der Ukraine einzuwirken. "Wir sehen die Vorkommnisse dort mit zunehmender Sorge", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. "Alle Verantwortlichen sind aufgerufen, ihren Beitrag zur Stabilisierung, zur Deeskalation zu leisten."
    mhn

    Programmtipp: Die Lage in der Ukraine ist auch Thema in der "Ortszeit" ab 17.07 Uhr.

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