Ukraine-Krise

Die Balten hoffen auf NATO-Truppen

Bundeskanzlerin Angela Merkel und die lettische Ministerpräsidentin Laimdota Straujuma legen am Freiheitsdenkmal in Riga Kränze nieder.
Bundeskanzlerin Angela Merkel und die lettische Ministerpräsidentin Laimdota Straujuma legen am Freiheitsdenkmal in Riga Kränze nieder. © dpa / picture alliance / Toms Norde
18.08.2014
Bundeskanzlerin Merkel ist auf Besuch in Lettland und hat dort eine "stärkere Präsenz" der NATO versprochen - doch eine dauerhafte Stationierung von Kampftruppen lehnt sie ab. Diese würde die Balten aber ungemein beruhigen, sagt der Lettland-Experte Detlef Henning.
Die baltischen Staaten fürchten nach wie vor, zum Spielball russischer Interessen zu werden. Detlef Henning, Lettland-Experte am Nordost-Institut der Universität Hamburg, sagte im Deutschlandradio Kultur, am kommenden Sonnabend würden die drei Länder des 75. Jahrestages des Hitler-Stalin-Paktes gedenken - und auch heute noch habe man im Baltikum Angst, dass die deutsch-russische Politik Priorität vor den eigenen Interessen genieße, so der Historiker.
Russland übt eine "Politik der Nadelstiche" im Baltikum aus
Als Garant einer "harten Sicherheit" gelten im Baltikum laut Henning allein die USA. Die Stationierung von NATO-Truppen würde die Balten beruhigen, sagte er. Henning warf Russland eine "Politik der Nadelstiche" vor. So gebe es immer wieder Verletzungen des baltischen Luftraums, die "Durchführung überdimensionierter Truppenmanöver mit Offensivcharakter" unmittelbar an den Grenzen und eine verstärkte Präsenz der russischen Marine in der Ostsee.
Auch ökonomisch versuche Russland, seit über 20 Jahren in den baltischen Staaten Einfluss zu nehmen. Es gebe Boykotte einzelner Wirtschaftsbereiche und den Versuch von Eingriffen in die Immobilienwirtschaft oder das Bankenwesen. Über Kulturvereine, Organisationen und Parteien würden zudem die russischsprachigen Minderheiten im Sinne der Moskauer Außenpolitik instrumentalisiert. Diese Außenpolitik sehe das Baltikum als "nahes Ausland" und damit als Teil der russischen Einflusssphäre.
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