Ukraine-Konflikt

    Nachbarschaftstreffen im Kanzleramt

    Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der polnische Ministerpräsident Donald Tusk im Bundeskanzleramt in Berlin auf dem Weg zu einem Statement, bevor sie sich zu einem Gespräch über die aktuellen Entwicklungen in der Ukraine und dem Thema Energiesicherheit zurückziehen.
    Die Kanzlerin und der polnische Ministerpräsident auf dem Weg zu einem Statement im Bundeskanzleramt © picture-alliance / dpa / Wolfgang Kumm
    25.04.2014
    Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk berät in Berlin mit der Bundeskanzlerin über den Ukraine-Konflikt. Er will mit einer europäischen Energieunion Druck auf Russland ausüben.
    Polens Ministerpräsident Donald Tusk ist am Nachmittag zu Gast bei Angela Merkel im Kanzleramt. Ganz oben auf der Themenliste steht die bedrohliche Lage in der Ukraine. Polen wolle eine harte Haltung der Europäischen Union gegenüber Russland, erläutert Hauptstadtstudio-Korrespondent Frank Capellan im Deutschlandradio Kultur. Tusk fordere schärfere Sanktionen gegen Russland und schließe sich darin der Haltung der USA an. Die Europäer setzten weiter "auf den diplomatischen Prozess", doch müsse auch nachgedacht werden, "weitere Sanktionen ins Auge zu fassen", sagte Merkel vor dem Gespräch.
    Vorschlag einer Energieunion
    Um die EU von Moskaus Gaslieferungen unabhängiger zu machen, schlägt Tusk den Aufbau einer europäischen Energieunion vor. Weil einige osteuropäische Staaten noch viel mehr auf Importe aus Russland angewiesen sind, als Deutschland, solle die EU unter anderem als Käuferblock auftreten. Diese Überlegungen des polnischen Regierungschefs seien allerdings noch wenig konkret, so Capellan, die Bundesregierung habe bisher eher verhalten reagiert.
    Der polnische Publizist Adam Krzeminski betonte im Deutschlandradio Kultur, dass die Gespräche über eine energetische Union in der EU jetzt erst in Gang kämen. Polen dürfe das Thema aber nicht nur als außenpolitische Maßnahme verstehen, sondern seine eigene Energiepolitik insgesamt neu formieren, so der Publizist.
    Der polnische Journalist und Publizist Adam Krezminski
    Der polnische Journalist und Publizist Adam Krezminski© Deutschlandradio / Thomas Kujawinski
    Ukraine-Konflikt als Chance der EU
    Adam Krzeminski zeigte sich außerdem überzeugt, dass die Ukraine-Krise zu einem stärkeren Zusammenhalt der Europäischen Union führen werde. Der deutsche Nachbar verhalte sich Polen gegenüber durchaus solidarisch. Es gebe natürlich auch Kommentare, dass die Deutschen zu viel Verständnis für Russland aufbrächten, so Krzeminski:
    "Aber auf der anderen Seite, haben wir seit einigen Wochen eine starke Präsenz des sogenannten Weimarer Dreiecks, also Polen, Frankreich, Deutschland, gerade in der Ukraine-, aber auch in der Russland-Politik."
    Aufmarsch Russlands nahe der Ukraine
    Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat sich zuletzt weiter verschärft, berichtet Korrespondentin Sabine Adler im Deutschlandradio Kultur. Russische Truppen seien nach Aussage des ukrainischen Verteidigungsministers Michail Kowal nur einen Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. Premier Arseni Jazenjuk schlug in Kiew alarmierende Töne an, Russland beginne einen Dritten Weltkrieg.
    hum

    Ab 17 Uhr berichtet die "Ortszeit" ausführlich über den polnischen Plan einer Energieunion und die Lage in der Ukraine.

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