Überlebenskampf in Syrien

In vielen umkämpften Orten fehlt Hilfe seit Monaten

Zerstörte Gebäude in Aleppo
Zerstörte Gebäude in Aleppo © dpa / MAXPPP
Nina Charbonneau im Gespräch mit André Hatting · 24.09.2016
Nach dem Zusammenbruch der Waffenruhe in Syrien ist die Lage in den umkämpften Gebieten schlimmer als vor der Kampfpause. So lautet das Fazit vieler Beobachter. Nach Einschätzung der Unicef-Aktivistin Nina Charbonneau werden auch Hilfsleistungen immer stärker behindert.
Erneut Luftangriffe, erneut Tote und Verletzte: Bei Luftangriffen der syrischen und russischen Luftwaffe in einem Ostteil Aleppos sind am Samstag laut Aktivisten vor Ort mindestens 25 Zivilisten getötet worden. Die Opferzahl dürfte weiter steigen, da noch viele Menschen unter den Trümmern vermutet wurden, teilte die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Samstag mit.
Seit dem Ende der Waffenruhe sind solche Angriffe und Bombardierungen wieder auf der Tagesordnung.
Nina Charbonneau vom Kinderhilfswerk Unicef sagte im Deutschlandradio Kultur über die Lage: "Mit der Waffenruhe hatte sich zunächst so etwas wie eine leise Hoffnung geregt: Man merkte, es ist deutlich ruhiger, die Menschen haben sich wieder nach draußen getraut. Aber all das ist jetzt wieder zunichte gemacht und die Kollegen vor Ort berichten: Es ist deutlich schlimmer geworden."

Schwere Kämpfe und Bombardierungen an vielen orten

Diese Bedingungen seien nicht einfach nur zerstörerisch für die Bevölkerung und das Leben dort, sie erschwerten auch die Arbeit von Hilfsorganisationen ganz erheblich, sagte Charbonneau. Zu der Bedrohung kämen ganz neue büokratische Hürden aufgrund der unterschiedlichen Interessenlagen: "Man redet nicht mit zwei Konfliktparteien, sondern mit einem Duzend. Manchmal müssen Hilfskonvois fünfzig Checkpoints passieren, bevor sie ihr Ziel erreichen."
Charbonneau erinnerte daran, dass zwar Aleppo im Fokus der internationalen Betrachtung stehe, doch gebe es noch viele weitere große umkämpfte Städte und Regionen, die für Hilfsorganisationen nur schwer zu erreichen seien: "Es gibt sehr viele Orte, die belagert sind, die unter schweren Kämpfen leiden und die seit Monaten fast keine Hilfe bekommen."
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