Über gute und schlechte Tagungen

"Unheimlich produktives Format"

Vortrag auf der Jahrestagung der Dramaturgischen Gesellschaft in Linz
Vortrag auf der Jahrestagung der Dramaturgischen Gesellschaft in Linz © Dramaturgische Gesellschaft
Kathrin Passig im Gespräch mit Stephan Karkowsky · 04.06.2015
Die Hamburger Alfred-Töpfer-Stiftung hat eine Woche Zeit verschenkt und um Themen gebeten. Die Berliner Sachbuchautorin Kathrin Passig fragte: Warum nicht eine Tagung über Tagungen? Seit Samstag läuft ihre Meta-Tagung.
Das ist Luxus: Die Hamburger Alfred-Töpfer-Stiftung hat eine Woche Zeit verschenkt: Ein einwöchiges Seminar im stiftungseigenen Seminarzentrum Gut Siggen in Holstein sollte es sein. Das Seminarthema sollten die Teilnehmer selbst mitbringen.
Die Berliner Sachbuchautorin Kathrin Passig schlug sie dem Veranstalter ein tagungskritisches Seminar vor, also eine Tagung über Tagungen, eine Metatagung - und wurde eingeladen. Seit Samstag nun läuft ihre Seminarwoche, doch es kam anders als erwartet:
"Überraschenderweise geht es hier nur wenig tagungskritisch zu", sagte Passig . Stattdessen habe sich relativ schnell ein "großes Wohlwollen" gegenüber Tagungen ausgebreitet, was auch damit zusammenhänge, dass auf Gut Siggen in dieser Woche Tagungsteilnehmer aus ganz unterschiedlichen Bereichen zusammengekommen seien. So hätten die Teilnehmer festgestellt, dass es gar keine allgemeinen Probleme mit Tagungen und Seminaren gebe, sondern jede Veranstaltung ihre eigenen Schwachstellen, aber auch Stärken habe.
Klassische Tagung contra Barcamp
Zunächst habe man sich aber nicht mit Powerpoint-Präsentationen und schlechtem Kaffee beschäftigt, sondern mit der Frage, welche Tagungstypen es gebe und wie sie grundsätzlich strukturiert seien. So gebe es einen großen Unterschied zwischen minutiös geplanten Großveranstaltungen mit prominenten Rednern und dem sogenannten Barcamp, einem offenen Tagungstypus, bei dem viel improvisiert werde und der Verlauf nicht voherzusagen sei. "Das ist ein unheimlich produktives Format", sagte Passig, allerdings sei es traditionell orientierten Veranstaltern schwer zu vermitteln, ergänzte die Autorin.
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