Tyron Ricketts gratuliert Harry Belafonte zum 90. Geburtstag

"Sein Licht einsetzen für eine höhere Sache"

Tyron Ricketts, österreichischer Schauspieler, Moderator und Musiker, zupft sich am Ohr.
Tyron Ricketts: Zusammen mit Martin Luther King kam er auch in Situationen, wo es um Leben und Tod ging. © picture alliance / dpa / Erwin Elsner
Moderation: Timo Grampes · 01.03.2017
Der österreichische Schauspieler und Aktivist Tyron Ricketts hat dem Sänger Harry Belafonte viel zu verdanken. Eine Begegnung in Berlin führte zu seinem Umzug nach New York. Es gibt vor allem eine Eigenschaft, um die er den Jubilar, der heute 90 wird, beneidet.
Tyron Ricketts wurde in Berlin mit Harry Belafonte über die afro-deutsche Musik-Initiative Brothers Keepers bekannt, bei der er sich zusammen mit Künstlern wie Xavier Naidoo, Samy Deluxe und Afrob gegen einen Rechtsruck in der deutschen Gesellschaft engagierte. Belafonte wurde später sein Mentor für den Schauspiel-Einstieg in den US-Markt. Ricketts ist der Sohn einer Österreicherin und eines Jamaikaners. Er ist seit den Zeiten, in denen er das Hip-Hop-Magazin "Word Cup" auf VIVA moderierte, bekannt. Später spielte er als Schauspieler in "Kanak Attack" oder als Komissar von SOKO Leipzig. Was hat ihn an Harry Belafonte besonders beeindruckt?
Der amerikanische Sänger und Schauspieler Harry Belafonte
Tyron Ricketts: "Am Anfang seiner Karriere war er ein Sexsymbol, dabei waren seine Lieder nie unpolitisch."© dpa / picture alliance / Reisfeld Centfox
"Ich glaube, er schöpft einen großen Teil seines Glücks und der Kraft daraus, die er mit 90 immer noch hat, dass er sein Licht, das er hat, nicht nur für den Selbsterhalt einsetzt, sondern auch für eine größere Sache. Das würde ich sehr gerne mitnehmen in mein weiteres Leben."
Besonders beeindrucke ihn, wie viel Zeit Harry Belafonte den Personen widme, die ihm manchmal auch nur zufällig begegneten – das könne auch der Hausmeister sein. Als sich der berühmte Sänger mit der Initiative "Brothers Keepers" traf, wollte er vor allem wissen, wie die Situation für schwarze Menschen im Unterschied zu den USA ist, sagt Ricketts. Als er dann nach New York zog, habe er es selbst zu spüren bekommen:
"Auf der einen Seite ist die Gesellschaft offener, auf der anderen ist der Rassismus, den man erlebt, sehr viel intensiver. Was damit zusammenhängt, dass das Leben in Amerika selbst sehr viel weniger in geordneten und sicheren Bahnen läuft wie bei uns.
Ein konkretes Beispiel: Man mag hier Situationen erleben, wo die Bäckerin einem sagt 'Sie sprechen aber gut deutsch', obwohl man hier zur Welt gekommen ist. Das ist eine Form, da kann man sich drüber ärgern oder man kann sagen 'Ja gut, sie weiß es nicht besser'. In Amerika kann es aber sein, du läufst die Straße entlang und bist in einem Viertel, wo man dich vielleicht nicht vermutet, und wenn die Polizei dich anhält, musst du tatsächlich um dein Leben fürchten, weil die Anspannung insgesamt so stark ist, dass eben eine Hand an der Pistole ist. Und da bekommt der Begriff Rassismus oder der Begriff einer nicht vorhandenen Gleichberechtigung, gleich eine ganz andere Bedeutung."
Sänger, Entertainer und Schauspieler Harry Belafonte im Jahr 2003 auf Deutschland-Tournee
Harry Belafonte: "Wir müssen raus aus unseren Codes. Den Staub abklopfen und zur Sache kommen. Es gibt Arschtritte zu verteilen" © dpa / picture alliance / Frank May
Die Musik von Harry Belafonte hörten schon Tyron Ricketts Mutter und seine Großmutter, die Fans von ihm waren. Ricketts fasst das künstlerische Verdienst von Belafonte so zusammen:
"Er hat karibische Calypso-Songs, also Musik, die ursprünglich von Sklaven erfunden wurde, für die amerikanische Gesellschaft salonfähig gemacht."
Der Sänger und Schauspieler, Tyron Ricketts
Der Sänger und Schauspieler, Tyron Ricketts, bei uns im Studio© Deutschlandradio / M. Hucht
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