Typisch Ego-Publizistin

Ronja von Rönne lehnt Axel-Springer-Preis ab

Die Autorin Ronja von Rönne spricht in der Talk-Show "Drei nach Neun" in Bremen über ihr Verhältnis zum Feminismus und zu Drogen.
Die Autorin Ronja von Rönne spricht in der Talk-Show "Drei nach Neun" in Bremen über ihr Verhältnis zum Feminismus und zu Drogen. © picture alliance / dpa / Frank Pusch
Von Arno Orzessek · 03.05.2016
Die Autorin Ronja von Rönne hat den Springer-Preis für ihren Beitrag "Warum mich der Feminismus anekelt" abgelehnt. Damit distanzierte sie sich öffentlich von ihrem eigenen Text. Wirklich? Nein, sie duckt sich weg, meint Arno Orzessek.
Ihre Name - sehr apart. Ihr Alter - ziemlich jung. Ihre Gestalt - erkennbar weiblich. Ihre Kleidung - neo-konservativ. Ihr Mund - ein Schmollmund. Ihr Mundwerk - groß genug.
Keine Frage, Ronja von Rönne vereinigt viele Attribute, die einer "Galionsfigur des Anti-Feminismus" ausgezeichnet stehen würden.
Aber genau diese Figur will sie nicht sein und hat deshalb den Axel-Springer-Preis für Nachwuchsjournalisten abgelehnt - was man boshafterweise als astreine feministische Aktion deuten könnte.
Denn was ist eine Gallionsfigur? Ursprünglich nichts anderes als ein netter, oft bar- und großbusiger Schmuck am Bug von Schiffen, auf denen Männer das Kommando führen.
Ob von Rönne auf diesen Wort-Hintergrund angespielt hat, ist zweifelhaft. Denkbar wäre es immerhin.

Antifeministisches Pamphlet - Beifall aus der rechten Ecke

Denn ihr anti-feministisches Pamphlet erhielt von vielen Männern lauten Beifall, nicht zuletzt aus der rechten Ecke - ohne dass sie darauf erpicht gewesen wäre.
Fest steht, dass von Rönne mit der Ablehnung des Preises genau das exekutiert, was sie vor Jahresfrist in ihrem Artikel verkündet hat: "Mir ist mein Glück wichtig."
Sofern sich ihr Glück als aufstrebende Autorin in Aufmerksamkeit berechnen lässt, dürfte sie durch die Ablehnung des unbedeutenden Preises glücklicher werden als durch dessen Annahme.
Doch das ist banal. Symptomatischer und bedeutender ist die gesellschaftsvergessene Perspektive der jungen Autorin.
Ja, es stimmt. Der "Essay", zu dem die Preis-Jury ihr wildes Werk hochgejazzt hat, war in erster Linie eine hingebungsvolle Attacke auf jede zeitgenössische Regung des Feminismus - von "Emma" über Birkenstock bis zur Gleichstellungsbeauftragten.
Laut von Rönne ist das Werk übrigens binnen 30 Minuten entstanden - was erklären mag, dass es im Pauschalen, Ungefähren und Suggestiven schwelgt. Offenbar hat gerade das Unausgegorene die Jury begeistert.

Aversion gegen Werte wie Solidarität und Mit-Verantwortung

Bei erneuter Lektüre wird indessen klar: Von Rönnes Anti-Feminismus ist nur eine Spielart ihrer generellen Aversion gegen überkommene Werte wie Solidarität und Mit-Verantworung.
Das positive Zentrum des Textes ist die kompromisslose Karrierefrau. Und folgerichtig lautet von Rönnes Credo, wie aus dem Handbuch für junge Neoliberale: "Wir leben in einem Land, in dem der Einzelne für sich kämpft. Aufrechte Haltung hilft. Gendern nicht."
In dem sie den Springer Preis ablehnt, zeigt die Ego-Publizistin ihre Haltung - die allerdings nicht aufrecht ist, sondern geduckt. Andernfalls würde sie für ihren Anti-Feminismus gerade stehen.
Bliebe die Frage, warum von Rönnes erster Roman "Wir kommen" und nicht "Ich komme" heißt.
Ohne weiteres einleuchtend ist dagegen, dass die Kritik "Schmollmundfatalismus" monierte.
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