"Typisch deutsch?"

Weltmeister der Mülltrennung

Grün, braun, schwarz, gelb: So geht Mülltrennung, wie hier in Stuttgart praktiziert.
Grün, braun, schwarz, gelb: So geht Mülltrennung! Wie hier in Stuttgart praktiziert. © dpa / picture alliance / Bernd Weißbrod
17.11.2016
Trennen die Deutschen wirklich so akribisch ihren Müll, wie es immer heißt? Im zweiten Teil unserer neuen Serie "Typisch deutsch?" erzählen ausländische Journalisten, die in Deutschland leben, von ihren Erfahrungen.
Deutsche sind für ihre Pünktlichkeit bekannt und für ihren Ordnungssinn. Für was noch? Ach ja, ein besonders beliebtes Thema ist die Mülltrennung. Weltmeister sind die Deutschen nicht nur beim Fußball, sondern angeblich auch beim Müll trennen - aber stimmt das wirklich? Die Autoren Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt lassen fünf Journalisten aus Österreich, Jordanien, Frankreich, China und Bulgarien ihre Müll-Geschichten aus Deutschland erzählen. Das Ergebnis zeigt: Wie locker die Deutschen eingeschätzt werden, liegt auch an der Erfahrung im Heimatland.
1. Die Bulgarin
Kapka Todorova bekam ein dickes Buch über korrekte Mülltrennung, als sie nach Deutschland zog. "Ich finde das prinzipiell gut, nur stehen mittlerweile so viele verschiedene Mülltonnen in meinem Hof, dass es mir schon ein wenig merkwürdig vorkommt. Wenn das so weitergeht, brauche ich auch einen extra Raum in meiner Wohnung nur für die Mülltrennung."
2. Der Franzose
Das Klischee stimme überhaupt nicht, meint Thibault Madelin. "Wenn ich zu Gast bei Freunden bin, bin ich jedes Mal schockiert, wie wenig ernst sie das nehmen. Bei manchen gibt es nur eine einzige Mülltüte. Da kommt dann einfach alles rein. Beim Mülltrennen haben die Franzosen die Deutschen mittlerweile überholt!"
3. Die Östereicherin
Anders sieht Evelyn Peternel ihre Nachbarn: Der Deutsche lebe seine Zwanghaftigkeit beim Müll voll aus, der Österreicher hingegen seine Nachlässigkeit. In ihrer WG wurde sie oft gescholten, weil sie den Müll falsch eingeordnet haben soll: "Es fiel mir schwer, das alles zu verstehen."
4. Der Jordanier
Sudqi Hamdan hält diese Art von Umweltschutz für sehr gut, aber ihn ärgert die Akribie der Deutschen: "Das finde ich ein wenig unangenehm, diesen Kontrollzwang."
5. Die Chinesin
Auch Xuejun Feng weiß: "Beim Thema Müll ist mit den Deutschen nicht zu scherzen." In China werde auch Müll getrennt und recycelt, aber das System sei bei weitem nicht so kompliziert.

Unsere neue Serie "Typisch deutsch" wird vom 10.11.2016 an jeden Donnerstagnachmittag um 17.50 Uhr in der Sendung Studio 9 ausgestrahlt. Die Autoren Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt haben Korrespondenten aus rund 30 Ländern zu ihren Erfahrungen befragt. Dazu ist auch das Buch "Typisch deutsch" im Holiday Verlag erschienen.

© Holiday Verlag
Mehr zum Thema