"Typisch deutsch?"

"Das deutsche Brot ist ein Kunstwerk!"

Bei der Vorstellung des "Brandenburger Mehls" im Unternehmen der Oderland Mühlenwerke Müllrose in Müllrose (Brandenburg) werden Brotscheiben präsentiert.
Brot in Scheiben, gebacken aus dem Mehl eines brandenburgischen Mühlenwerks. © picture alliance / Patrick Pleul
Von Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt · 02.03.2017
Das deutsche Brot bekommt von den ausländischen Korrespondenten, die wir befragt haben, fast durchweg gute Noten. Sie staunen über die Vielfalt der Sorten. Die Brasilianerin Fatíma Lacerda empfindet das deutsche Brot sogar als "Kunstwerk".
Benedict Neff, Schweiz:
"Beim Brot gibt es schon eine große Auswahl in Deutschland. Was ich aus der Schweiz nicht so kenne, sind diese Kastenbrote. Die sehen für mich immer kiloschwer aus, als könnte man jemanden damit erschlagen. Was mich verwundert hat, ist, dass jedes dritte Brot die Schweiz im Namen trägt. Das heißt dann Schweizer Dinkelbrot. Oder Schweizer Kruste. Daran sieht man, dass sich die Deutschen am Schweizer Brot orientieren. Ich finde: zu Recht. Aber ich gebe zu: Ich hatte mir das deutsche Brot schlimmer vorgestellt."
Hany Ghanem, Ägypten:
"In Deutschland steht man ewig vor dem Brotregal und wählt aus, welches man nimmt. Das kenne ich aus Ägypten überhaupt nicht, denn da gibt es nur ein Brot. Ganz einfach! Aber seit einiger Zeit darf ich aus gesundheitlichen Gründen einige Brotsorten essen und andere nicht. Da habe ich Glück, dass ich in Deutschland bin und auswählen kann. Geschmeckt hat mir das Brot am Anfang nicht, weil ich vorher immer nur Weißbrot gegessen habe. Aber als ich gemerkt habe, dass es mir besser geht damit, habe ich mich langsam dran gewöhnt."
Derek Scally, Irland:
"Der Begriff von Brot ist für uns Iren wesentlich durch die Industrialisierung in den 60er-Jahren geprägt. Da wurden in einfachen Weißbrotteig haufenweise Chemikalien reingekippt. Entstanden ist dann so ein weißes Nichts. Das verstehen wir unter Brot. Für mich war es eine ziemliche Überraschung, als ich nach Deutschland kam und all die verschiedenen Brotsorten sah. Daran habe ich mich sehr schnell gewöhnt. Wenn ich Deutschland verlassen würde, wäre das Erste, was mir fehlen würde, das deutsche Brot. In Kulmbach zum Beispiel habe ich Brot gegessen, das mit Koriander gewürzt war. Das hat großartig geschmeckt."
Fatíma Lacerda, Brasilien:
"Da komme ich ins Schwärmen. Das deutsche Brot ist viel mehr als ein Nahrungsmittel, es ist ein Kunstwerk! Besonders das Schwarzbrot. Es gibt da so viele Körner und andere Zutaten, da schmeckt das eine immer noch besser als das andere. Wenn ich in Brasilien in einen Bioladen gehe, gibt es auch manchmal Schwarzbrot. Aber wenn ich das sehe, muss ich lachen. Das ist schlabberig, hat keine vernünftigen Zutaten und schmeckt nach nichts. Ich habe mittlerweile eine Brotsorte, die mir am besten schmeckt. Das ist ein Roggenmischbrot. Und dazu nehme ich einen Kräuterkäse aus dem Schwabenland. Das zusammen ist einfach himmlisch. Wenn ich das nicht bekomme, kann ich richtig unglücklich werden."
Tatjana Firsova, Russland:
"Das deutsche Brot ist sehr gut. Vor allem ist mir aufgefallen, wie viele verschiedene Arten es hier gibt. Das kommt jetzt auch langsam in Russland. Schwarzes Brot kannte ich überhaupt nicht, als ich nach Deutschland gekommen bin. Bei einer deutschen Freundin habe ich zum ersten Mal Vollkornbrot probiert. Und da habe ich sie gefragt, wie man das überhaupt essen kann und vor allem, wie sie dazu kommt, das ihren Kindern anzubieten. Erstens schmeckte es nicht und zweitens war es schwer wie ein Stück Stein. Aber dann kam meine Mutter nach Berlin und hat mir gesagt, dass das Vollkornbrot sehr gesund ist. Dann habe ich mich langsam damit angefreundet."

Unsere neue Serie "Typisch deutsch" wird an jeden Donnerstagnachmittag um 17.50 Uhr in der Sendung Studio 9 ausgestrahlt. Die Autoren Matthias Baxmann und Matthias Eckoldt haben Korrespondenten aus rund 30 Ländern zu ihren Erfahrungen befragt. Dazu ist auch das Buch "Typisch deutsch" im Verlag Travel House Media erschienen.

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