Bettina Hesse: "Die Philosophie des Singens"

Die Reise auf dem Luftstrom

07:18 Minuten
In vier aufsteigenden Reihen stehen die Frauen singend
Böse oder heiter: Beim Singen lassen sich die eigenen Gefühle nicht verstecken, meint die Stimmtrainerin Bettina Hesse. © picture alliance / Everett Collection
Bettina Hesse im Gespräch mit Mathias Mauersberger · 04.09.2019
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Singen ist gesund, erfreut Sänger und Publikum. Umso erstaunlicher, dass sich manche Philosophen sehr kritisch zum Singen geäußert haben. Das hat Bettina Hesse für ihre Anthologie „Die Philosophie des Singens“ herausgefunden.
Das Singen ist ein menschliches Bedürfnis über alle kulturellen Grenzen hinweg. Umso erstaunlicher ist es, dass sich die Philosophen nur ganz selten mit dem Singen beschäftigt haben, sagt die Philosophin und Stimmtrainerin Bettina Hesse im Deutschlandfunk Kultur.
Platon fand Gesang gefährlich, weil Gesang anrührend sein könne und dadurch ein Verführungspotenzial habe. Deshalb, fand er, müsse das Singen reguliert werden. Männern, Frauen und auch Sklaven sollte Gesang zugeteilt werden. Er ging so weit, dass er sogar die Tonart diktieren wollte.

Der Gesang der Bienen

In Bettina Hesses Anthologie geht es um das Singen als politischer, aber auch als künstlerischer Ausdruck. Die vielfältigen Sichtweisen auf dieses Thema habe Bettina Hesse besonders beeindruckt. So singt die Künstlerin Jeanette Zippel beispielsweise ein Duett mit Bienen.
Das Faszinierende dabei sei, dass Bienen tatsächlich eine Stimme hätten und über einen erstaunlichen Gesang verfügten, erzählt Hesse. Dieser solle das gleichzeitige Schlüpfen mehrerer Königinnen verhindern.
Bettina Hesse erklärt, dass das Singen mit dem Atem einhergeht. Der Ton reise auf dem Luftstrom. Der Stimmklang, so Hesse, sage also viel über die aktuelle Verfassung des singenden Menschen aus.
Und auch der Stille, dem Gegenteil des Singens, widmet sie in ihrer Anthologie "Die Philosophie des Singens" ein Kapitel.
(nis)

Bettina Hesse: "Die Philosophie des Singens"
Mairisch Verlag, Hamburg 2019
272 Seiten, 22 Euro

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