Türsteher Frank Künster

"Migranten benehmen sich anders"

"Neue Heimat" steht in einem angesagten Club-Viertel Berlins
Das Berliner Clubleben ist beliebt, weniger beliebt sind bei vielen Partygängern die Kontrollen vor den Clubs. © picture alliance / dpa / Paul Zinken
Von Katja Bigalke · 05.11.2015
Frank Künster ist seit 23 Jahren Türsteher vor Berliner Clubs. Vor allem Männer mit Migrationshintergrund haben es bei dem 48-Jährigen schwer. Für ihn hat das aber nichts mit Intoleranz zu tun. Anhören muss er sich dennoch einiges.
"Ich bin Frank Künster, 48 Jahre, ich bin in Berlin-Mitte seit 23 Jahren Türsteher, die letzten Jahre fast nur im 'King Size', was für mich der Mittelpunkt der subkulturellen Welt war."
Seit ein paar Monaten gibt es das King Size nicht mehr. Ist auf der Suche nach einem neuen Zuhause. Frank Künster ist seitdem auch etwas heimatlos, steht jetzt ab und zu mal vor der Tür des Solars, einer Restaurant-Bar in der Nähe des Potsdamer Platzes.
"Ich habe sehr großen Spaß am hedonistischen Leben",
sagt er, obwohl er selbst nicht mal Alkohol anrührt. Als Türsteher hat er trotzdem irgendwie Teil daran.
"Die Beschreibung des Jobs ist für mich relativ einfach. Für die Menschen da zu sein, die am Exzess teilhaben wollen, bereit sind, einen Schritt weiter zu gehen, nicht nur kopfnickend in der Ecke stehen."
Frank Künster hat etwas von einem Buddha. Ein schwerer Mann mit rundem Gesicht und neugierigen Augen. Eher freundlich im Ausdruck. Zur Armyjacke mit Hello-Kitty-Kabul-Sticker trägt er einen rosafarbenen Schal. Eine Mischung, die sein Wesen ganz gut auf den Punkt bringt. Sensibel, aber zu stark um Opfer zu sein, wie er sagt.
"Weil ich nicht in das Opferschema passe. Ich wiege 135 Kilo und ich bin austrainiert und man braucht schon vier oder fünf Männer, um überhaupt an mich ranzukommen."
Das hilft in seinem Job.
"Weil der Job, den ich mache, ist ja auch sehr physisch, hat was mit physischer Präsenz zu tun. Da ich eine große habe, fällt es schwer mich als Opfer zu betrachten. Deswegen kann ich toleranter sein."
Schmaler Grat zwischen Toleranz und Intoleranz
Für Frank Künster besteht da ein enger Zusammenhang. Nach dem Motto: Je stärker, desto toleranter kann man sein. Wobei Stärke in unterschiedlichen Kontexten etwas anderes bedeutet. An der Tür allerdings, wo Gäste in "erwünscht" und "unerwünscht" eingeteilt werden, und die Unerwünschten manchmal sehr ungehalten reagieren, ist Stärke - wenn es drauf ankommt - immer körperlich, sagt Künster.
"Beschimpfungen sind mit total egal. Ich bin schon 500.000 Mal beschimpft worden. Aber wenn man mich physisch angeht, ist es dumm für den anderen. Ich schlage nicht. Aber lege ihn sanft auf den Boden."
Die Tätigkeit des Selektierens hat für ihn per se erstmal nichts mit Intoleranz zu tun, schließlich habe jeder Privat-Raum auch schon größenbedingt seine eigenen Zugangsbedingungen. Eine allgemeine Regel lautet aber:
"Frauen kommen immer rein, Männer nicht; vor allem nicht in Gruppen."
Vor allem Männergruppen mit Migrationshintergrund haben es bei Künster schwer. Das habe aber für ihn auch nichts mit Intoleranz zu tun.
"Das klingt dann rassistisch, aber Gruppen mit Migrationshintergrund benehmen sich halt anders, vor allem Frauen gegenüber, und das ist im Club schädlich. Man muss den Frauen den Raum geben, sich wohl zu fühlen. Und das geht ja nicht, wenn da nur viele Männer sind, die ihnen an den Arsch tatschen wollen."
Toleranz – Intoleranz. Ein schmaler Grat. Künster muss sich wegen seiner Entscheidungen einiges anhören.
"Dumme Sprüche: Ich kauf' das Haus und dann schmeiße ich dich raus, ich komme mit meinen Brüdern und dann mache ich dich fertig. Hurensohn, Stück Dreck, Nichts, Dickwanst, alles was man sich vorstellen kann. Zum Glück bleibt das nicht an mir hängen. Ich halte 'ne Menge aus."
Mehr zum Thema