Türkische Buchbranche unter Druck

Kulturaustausch ist das Gebot der Stunde

Verlagsstand auf der Frankfurter Buchmesse
Verlagsstand auf der Frankfurter Buchmesse - in welcher Form wird die Türkei in diesem Jahr offiziell vertreten sein? © dpa / picture alliance / Boris Roessler
Fikret Günes im Gespräch mit Jörg Magenau · 09.08.2016
Der "scharfe Ton" in den Reaktionen auf die Repressionen gegen türkische Verlage und Autoren sei gut. Das findet der Dortmunder Buchhändler Fikret Günes. Das Verhältnis zwischen beiden Ländern werde leider von der Politik dominiert - zu Lasten des Kulturaustausches.
Die Lage in der Türkei nach dem Putsch beschäftigt nicht nur die Politik, sondern auch die Buchbranche. Die Schriftstellerin Elfriede Jelinek hat vorige Woche das PEN-Zentrum angegriffen und ihm Untätigkeit vorgeworfen. PEN-Präsident Josef Haslinger wies die Kritik zurück und hat zugleich eine entschiedene Stellungnahme veröffentlicht.
Auch der Börsenverein des deutschen Buchhandels hat die Verhaftungen von Autoren und Journalisten sowie die Schließungen von Verlagen und anderen Medienhäusern aufs schärfste verurteilt.
Doch reicht das aus? Und sind die deutschen Reaktionen angemessen und richtig? "Ich bin mit damit zufrieden", sagte der Dortmunder Buchhändler Fikret Günes im Deutschlandradio Kultur. Er organisiert seit vielen Jahren die deutsch-türkische "Buchmesse Ruhr":
"Von Deutschland aus kann man eigentlich auch nicht viel mehr tun, als Resolutionen zu verabschieden beziehungsweise die Solidarität mit den inhaftierten Journalisten und Autoren auszusprechen. Deshalb ist natürlich auch der scharfe Ton vollkommen in Ordnung."

Gemeinschaftsstand der Türkei auf der Frankfurter Buchmesse?

An der Teilnahme einzelner Verlage an der diesjährigen Frankfurter Buchmesse werde sich seiner Einschätzung nach nichts ändern, meinte Günes. Die Frage sei aber, wie sich die offizielle Seite angesichts der gespannten Situation verhalten und ob sie sich mit einem gemeinsamen Stand an der Buchmesse beteiligen werde. In der Türkei gebe es ohnehin keine so einheitliche Buchbranche wie in Deutschland, stellte er heraus.

Kritik an mangelndem Kulturaustausch zwischen der Türkei und Deutschland

Zwischen der Türkei und Deutschland finde zu wenig Kulturaustausch statt, kritisierte Günes. Das Verhältnis zwischen beiden Ländern und Völkern werde schon länger von der Politik dominiert:
"Da sollte man der Kultur mehr Platz öffnen. Es gab zwar ab 2005 die Phase, wo es sehr viel Übersetzungen gab und die Türkei dann 2008 Gastland auf der Frankfurter Buchmesse war. Doch in den letzten Jahren ist das negative Bild der Türkei sehr stark in Deutschland. Und das hat einzig und allein mit der aktuellen politischen Lage zu tun. Da spielt leider die Kultur eine geringe Rolle."
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