Trauer um Dramatiker

Edward Albee ist tot

Das Bild zeigt den US-Schriftsteller Edward Albee sitzend und seine Hände auf einen Gehstock sützend während eines Gala-Dinners in Washington DC am 1. Dezember 2012
US-Schriftsteller Edward Albee bei einem Gala-Dinner in Washington DC am 1. Dezember 2012 © dpa / picture alliance / Ron Sachs
17.09.2016
Mit Humor und Sprachwitz verstörte und verzückte Edward Albee gleichermaßen. Albees Meisterstück "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" bleibt unvergessen. Nun ist der mehrfach ausgezeichnete Dramatiker gestorben.
Der US-Dramatiker Edward Albee ist tot. Der mehrfache Pulitzer-Preisträger starb am Freitag im Alter von 88 Jahren in seinem Haus in Montauk, New York. Zur Todesursache wurde zunächst nichts bekannt, allerdings hatte Albee nach Angaben aus dem Freundeskreis schon länger größere gesundheitliche Probleme, die mit den Folgen einer Herz-Operation zusammenhingen.

Albee galt als einer der bedeutendsten US-Dramaturgen. Dabei bekam er vor allem für seine kontroversen Stücke hohe Anerkennung. Er selbst sagte: "Mein liebster Stückeschreiber bin ich selbst. Denke ich auch, dass ich der Beste bin? Nein. Samuel Beckett ist viel besser. Es gibt viele Dramatiker, zu denen ich aufblicke – aber ich bin mein Favorit."
Albees Assistent veröffentlichte mit der Erklärung zum Tod des Dramatikers auch eine Äußerung, die dieser schon vor mehreren Jahren für den Fall seines Todes verfasst hatte: "All jenen, die mein Leben so wunderbar, so aufregend und so vollkommen gemacht haben, sende ich meinen Dank und meine Liebe." Albee hatte sich damals kurz darauf einer komplexen Operation unterzogen.

Bereits als Schüler schrieb er Gedichte

Albee wurde im März 1928 als Edward Harvey geboren - unterschiedlichen Quellen zufolge in Washington oder in Virginia. Kurz nach seiner Geburt wurde er zur Adoption freigegeben und schließlich von dem Paar Reed und Francis Albee aufgenommen, das in der Theater- und Kinobranche arbeitete. Fortan wuchs Albee in Bühnen-Umgebung auf und begann bereits als Schüler damit, Gedichte und Geschichten zu schreiben.
In den 1950er-Jahren zog es ihn ins New Yorker Künstler- und Szeneviertel Greenwich Village. Im Jahr 1958 schrieb er das Stück "Die Zoogeschichte", das ein Jahr später in Berlin uraufgeführt wurde, bevor es später auch den New Yorker Broadway eroberte. Wie auch in diesem Stück arbeitete Albee viel mit den Themen Desillusionierung, Angst und Tod.

Mehrfach bekam Albee den Pulitzer-Preis

Mit dem Ehedrama "Wer hat Angst vor Virginia Woolf?" hatte er 1962 dann seinen Durchbruch als Dramatiker. Das Stück wurde zwei Jahre lang am Broadway aufgeführt, 1966 wurde es mit Elizabeth Taylor und Richard Burton in den Hauptrollen verfilmt. Taylor bekam für ihre Rolle als Martha den Oscar, Albee selbst wurde mit mehreren Auszeichnungen für das Stück bedacht, allerdings - so berichtet André Mumot, Kulturredakteur bei Deutschlandradio Kultur - war das Stück auch eine Art Fluch für Albee: "Dreimal ist er in der Folge noch für andere Werke mit dem Pulitzer Preis ausgezeichnet worden, insgesamt über 25 bitterböse Stücke hat er geschrieben und von allen möglichen kaputten Beziehungen erzählt - gespielt aber wird immer wieder das eine – ein 'One Hit Wonder' könnte man ihn beinahe nennen."
Den Pulitzer-Preis gewann er mehrfach, so für seine Stücke "Empfindliches Gleichgewicht" (1966), "See-Eskapade" (1974) und "Three Tall Women" (1991), während die Pulitzer-Jury ihm den Preis für "Virginia Woolf" mit knapper Mehrheit versagte. Die knappe Entscheidung gegen Albees Stück führte zum Austritt mehrer Jurymitglieder. Es hatte ihn 1962 auf quasi über Nacht zum Star am Theaterhimmel in den USA gemacht. Zudem wurde Albee unter anderem mit dem Tony Award für sein mehr als 30 Dramen umfassendes Lebenswerk ausgezeichnet.
(sru)

Zum Tod von Edward Albee hören Sie auch einen Beitrag von Kai Clement aus unserer Sendung "Studio 9" vom 17.09.2016:
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