Transportsystem Hyperloop

Schneller als ein Flugzeug

Simulation des Röhrentransportsystems Hyperloop
Simulation des Röhrentransportsystems Hyperloop, nach Plänen US-amerikanischen Unternehmers Elon Musk © picture alliance/dpa/Foto: Elon Musk
Von Marko Pauli · 26.05.2016
Menschen sitzen in einer Kapsel und düsen mit Hochgeschwindigkeit durch eine Röhre – das verspricht das Transportsystem Hyperloop. Damit soll man schneller unterwegs sein als mit einem Flugzeug. Nach anfänglicher Skepsis ist mittlerweile sogar die Deutsche Bahn dabei.
"Plains, Trains, Automobiles and Boats – what is if there was a fifth mode?"
2013, noch gar nicht lange her, erzählte Elon Musk zum ersten Mal öffentlich von seiner Idee für ein neues – nach Flugzeug, Bahn, Auto und Boot – fünftes Verkehrsmittel. Er habe auch schon einen Namen dafür:
"The Hyperloop. It can never crash, it's immune to weather, it goes about an average speed twice what an aircraft would do, you'd go from downtown LA to San Francisco in under thirty minutes…"
Der Hyperloop könne nicht verunglücken, sei, weil durch Röhren fahrend, unempfindlich gegen jede Art von Wetter und würde im Durchschnitt etwa doppelt so schnell sein wie ein Flugzeug. Die gut 560 Kilometer zwischen Los Angeles und San Francisco könne der Hyperloop in knapp 30 Minuten schaffen. Im Vergleich zur Bahn würden sowohl die Konstruktion als auch die Passagier-Tickets viel günstiger werden; die nötige Energie, ja, sogar einen Überschuss, würde der Hyperloop selber erzeugen, u.a. durch Solar-Panels.
"…generate more power than you consume in the system."

Idee aus Ärger über teure Bahnstrecke entstanden

Wohl kaum jemandem hätte man hier Glauben geschenkt, außer eventuell dem für außergewöhnliche und dennoch umsetzbare Ideen bekannten Elon Musk, Erfinder des Bezahldienstes Paypal, Gründer des Elektroauto-Herstellers Tesla-Motors sowie des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX. Elon Musk hat nun also, quasi nebenbei, sagt er, aus Ärger über die teure geplante Bahnstrecke zwischen Los Angeles und San Francisco, den Hyperloop erfunden. Ein Hochgeschwindigkeitstransportsystem, bei dem eine elektrisch getriebene Transportkapsel durch ein geschlossenes Rohrsystem rasen sollen, mit einer Geschwindigkeit von bis zu 1200 Km/h.
"Die Idee ist ja eigentlich nicht von Elon Musk. Wir reden seit dem 18. Jahrhundert davon, dass wir etwas in einer Röhre bauen."
Sagt Dirk Ahlborn, in Deutschland geboren, Chef von Hyperloop Transportation Technologies. Die Firma will noch in diesem Jahr anfangen, im kalifornischen Quay Valley die erste passagierfähige Teststrecke für den Hyperloop zu bauen. Grundlage für das schnelle Handeln ist eine von Ahlborn gegründete Online-Plattform, auf der sich Profis aus allen Branchen und aus aller Welt an Projekten und Ideen mit ihrem Wissen, ihrer Arbeit beteiligen können, um später mit Aktienanteilen dafür bezahlt zu werden.
"Wir haben die Community gefragt, sollen wir das machen und die haben gesagt, wir möchten da mitmachen. Wir haben über 520 Teammitglieder plus ungefähr 40 Firmen. Wir haben von Ingenieuren, zu Wissenschaftlern über Anwälte zu börsenquotierten Unternehmen wirklich alles dabei. Einer unserer Partner z.B. Oerlikon Leybold, das sind die Erfinder der Vakuumpumpe, wo wir ein gesamtes Team zur Verfügung haben."

Kölner an Zukunftstechnik beteiligt

Die in Köln ansässige Firma ist maßgeblich am entstehenden Hyperloop beteiligt. Sie stellt die Pumpen her, die für ein Vakuum in den Röhren sorgen sollen. Dieses sei Grundvoraussetzung, um wirklich hohe Geschwindigkeiten zu erzielen, erklärt Carl Brockmeyer von Oerlikon-Leybold.
"Hier sind dem heutigen Schienentransportsystem physikalische Grenzen gesetzt, da Sie auf der Schiene in freier Umgebung mit Luftwiderstand zu kämpfen haben. Mithilfe von Vakuumtechnologie kann ich den Druck in dem Rohr sehr stark reduzieren. Damit kann ich höhere Geschwindigkeiten erreichen."
Carl Brockmeyer ist von der Machbarkeit des Hyperloop überzeugt.
"Absolut!"
Alle für den Hyperloop notwendige Technologie sei schließlich vorhanden, es gehe nur noch darum, das Zusammenspiel zu optimieren. Das ganze System wird computergesteuert sein, es wird also keine Piloten geben. Im Innenraum einer Kapsel, in der bis zu 28 Passagiere Platz haben sollen, schauen diese nicht durch echte Fenster, sondern auf virtuelle mit Landschaftssimulationen – und bestimmt auch Werbung. Die Streckenführung der auf Pfeilern stehenden Röhren könnte entlang von Autobahnen entstehen, etwa auf dem Grünstreifen in der Mitte, so eine Idee.
"Wir verfolgen eine elektromagnetische Lagerung und auch einen elektromagnetischen linearen Antrieb. Ähnlich wie beim Transrapid magnetgelagert, also nicht auf einem Luftkissenpolster, sondern durch Magnete soll die Kapsel auf der Strecke gelagert sein. Es muss reibungsfrei stattfinden, weil sonst würden sie bei den hohen Geschwindigkeiten eine hohe Wärme erzeugen."
Innerhalb von Städten muss natürlich langsamer gefahren werden, aber auch bei Bahnhofsein- und -ausfahrten.
"Da sind Radführungen denkbar, wie beim Flugzeug."

Elon Musk hatte verkündet, dass jeder die Idee verwirklichen könne, und mit Hyperloop One gibt es einen Konkurrenten, der Anfang Mai medienwirksam, auf einer Teststrecke bei Las Vegas, bereits seinen Antrieb vorführte: eine Art Mini-Schlitten beschleunigte da über eine Strecke von knapp 100 Metern auf die Hälfte der angestrebten Geschwindigkeit. Dirk Ahlborn von Hyperloop Transportation zeigt sich von den Versuchen der Konkurrenz nur mäßig beeindruckt.
"Ich bin der Meinung, dass man es so nicht testen muss. Viele Leute stellen sich etwas anderes vor, wenn sie an den Hyperloop denken. Vom System her ist es ganz ähnlich einem Raketenschlitten, nichts unbedingt was Neues, aber der Medienaufwand hilft sicherlich, dass das Projekt allgemein bekannt wird."

Hyperloop sei überall auf der Welt interessant

Außerdem sei die Welt groß genug für mehrere Hyperloop-Hersteller, es gäbe ja auch mehrere Airlines. Der Hyperloop sei überall auf der Welt interessant, nicht in erster Linie wegen seiner Geschwindigkeit, sondern weil er im Unterschied zum Schienensystem profitabel zu betreiben sei, verspricht Dirk Ahlborn, der auch glaubt, dass der Hyperloop irgendwann in Deutschland fahren wird. Am interessantesten sei er jedoch zunächst dort, wo es generell noch an schnellen Städteverbindungen fehle.
"Wenn man sich anschaut, z.B. Afrika, der ganze Kontinent, welches Potenzial da drin steckt, wenn man das vernetzen würde, finde ich das sehr aufregend."
Erste Verträge wurden gerade mit der Slowakei abgeschlossen, wo eine Verbindung zwischen Bratislava und Wien geprüft wird. Der Hyperloopkönnte binnen kurzer Zeit tatsächlich Realität werden. Das hat übrigens auch die Deutsche Bahn zu einem Gleiswechsel bewogen, dort hielt man die Idee anfangs für nicht realisierbar, jetzt ist man doch noch aufgesprungen und ist bei Hyperloop One in die Entwicklung einer Hyperloop-Verbindung im Nahen Osten eingebunden.