Touristenmagnet

Afrikas Dach kennt keine Gnade

Bergsteiger auf dem Kilimandscharo in Tansania
Bergsteiger auf dem Kilimandscharo © AFP PHOTO / PETER MARTELL
Von Wim Dohrenbusch · 17.11.2014
Jährlich rund 50.000 Bergsteiger versuchen, das eisige Dach Afrikas zu erklettern: den Kilimandscharo. Allerdings: Nicht mal jeder Zweite kommt an.
Eis auf dem Kilimandscharo
Mühsam schälen sich die Touristen um Mitternacht aus ihren Schlafsäcken und umklammern die dampfenden Teebecher. Die Bergführer sind längst abmarschbereit und bringen die Gruppe mit einem Ständchen in Schwung. Jetzt kommt es darauf an: Bei klirrender Kälten und sternklarem Himmel machen sich sieh auf die letzte Etappe zum 5895 Meter hohen Gipfel des Kilimandscharo. Zwei Schritte gehen und Pause. Noch zwei Schritte gehen und Pause und Atmen, Atmen, Atmen.
"Und dann siehst du irgendwann den Kraterrand", sagt Joachim Pfeffer.
"Das Glücksgefühl ist, wenn dann die Sonne aufgeht und man weiß eigentlich, man kann es jetzt schaffen, die letzten zwei, drei Stunden bis zum Gipfel. Das Glücksgefühl ist, wenn man dann wirklich am Gipfel ist und den Moment genießt."
Inzwischen war der deutsche Ingenieur, der im kenianischen Nairobi lebt, schon dreimal oben. Mehr als ein halbes Duzend präparierte und beschilderte Routen führen heute ans Ziel. Aber ein Spaziergang ist der Kili nicht.
"Die Kilimandscharo-Besteiger hat man von dem sportlich durchtrainierten Marathonläufer bis runter zum normalen Touristen. Aber von den 50.000, die im Jahr antreten, schaffen es maximal 40 Prozent."
Das Geheimnis des Bergsteiger-Erfolgs
Für die vielen Helfer ist der Kilimandscharo Lebensunterhalt.
"Der Berg ist meine Existenzgrundlage. Essen, Kleidung, Miete – ohne den Berg könnte meine Familie nicht überleben."
Fünf Klimazonen durchqueren die Bergsteiger. Ackerland, Bergheide, Regenwald,
Geröllwüste aus Lavastein bis hinauf zum Gletscher. Der ist allerdings seit der Erstbesteigung auf ein fünftel geschrumpft. Wissenschaftler befürchten sogar, dass in zwanzig Jahren Schnee auf dem Kilimandscharo Geschichte ist.
Mehr als 4000 Höhenmeter und Temperaturunterschiede von plus 20 bis minus 30 Grad in so kurzer Zeit – da sind selbst erfahrene Alpinisten nicht vor Gehirn oder Lungenödemen sicher. Rund zwanzig Bergsteiger kommen jedes Jahr ums Leben.
Joachim Pfeffer meint, dass sich besonders jüngere Leute überschätzen:
"Das Geheimnis des Erfolges ist – bei mir zumindest - und unsere Bergführer haben das jedes Mal auch gesagt: Langsam, langsam. Man macht da wirklich in Zeitlupentempo den Aufstieg und das zahlt sich aus."
Allen Erfolgs- und Wettbewerbshungrigen erteilt der Kilimandscharo eine gnadenlose Lektion.
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