Tote-Hosen-Sänger Campino

Er kann auch Märchenonkel

Punkrocker Campino
Beherrscht auch sanftere Töne: Punkrocker Campino. © Deutschlandradio / Kerstin Janse
Campino im Gespräch mit Axel Rahmlow · 13.11.2015
Campino ist so etwas wie der Punk der Nation. Dabei schlummern in dem Tote-Hosen-Frontmann noch ganz andere Talente. Bewiesen hat er das jetzt in einer Neufassung von Prokofjews Musik-Märchen "Peter und der Wolf", in dem er als Erzähler auftritt. Auch musikalisch ging Campino mit seiner Band zuletzt ungewohnte Wege.
Wenn Campino mit seinen Toten Hosen auf der Bühne steht, dann geht es meistens laut und rotzig zu. Dass er aber auch noch ganz andere Tonlagen drauf hat, zeigt Punksänger Campino jetzt in "Peter und der Wolf in Hollywood" - einer Neufassung des Musik-Märchens von Sergei Prokofjew (1891-1953). Campino ist darin in die Rolle des Erzählers geschlüpft.
Es sei das erste Mal gewesen, dass die Familie Prokofjew erlaubt habe, in der Rahmenhandlung über das ursprüngliche Werk hinauszugehen, sagte Campino im Deutschlandradio Kultur. Insofern handele es sich bei der Produktion "schon um eine Neuerung". Das tue auch ihm selbst gut, "weil dieses Märchen schon von so vielen tollen Leuten perfekt erzählt wurde - Peter Ustinov, David Bowie und so weiter." Durch die völlig andere Welt, die sich in der Neufassung ergebe, "war das für mich auch eine Option, einen wirklich positiven Beitrag da zu leisten."
"Peter und der Wolf" sei ein Jahrhundertwerk, so Campino. "Ich glaube, das kann man ohne mit der Wimper zu zucken, sagen." Das Phänomenale daran sei, "dass Prokofjew sozusagen mit seinen Melodien unserer Fantasie Farbstifte in die Hand gedrückt hat - und wir malen uns diese Figuren im Kopf alle damit aus, jeder auf eine andere Weise." Alle würden durch diese Musik berührt: "Sie schafft es, dass man jede Phase dieses Märchens nachempfinden kann - und förmlich auch sieht."
"Entartete Musik" - Konzerte gegen das Vergessen
Außerdem sprach Campino im Deutschlandradio Kultur über ein Projekt seiner Band mit dem Sinfonieorchester der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf. 2013 widmete das Orchester der "entarteten Musik" drei Konzertabende - mit prominenter Unterstützung der Toten Hosen. Nun ist die Musik auf CD erschienen, unter dem Titel "Entartete Musik - Willkommen in Deutschland. Ein Gedenkkonzert".
Man wolle den subtilen rechtsradikalen Strömungen in Deutschland begegnen, heißt es in dem Booklet zu der CD auf der Campino unter anderem im Stile der Comedian Harmonists singt. "Der subtile Rechtsradikalismus drückt sich aus eine gewisse Salonfähigkeit", so der Punkrocker - "durch geschicktes Tändeln entlang der Grenze der Legalität und Illegalität - dass man eben nichts Volksverhetzendes sagt eindeutig, aber ganz klar in den Zeilen, in den Sprüchen zu merken ist, wo der Zug lang fahren soll".