Toshiki Okada in Münchner Kammerspielen

Die Deformation der Menschen in der Arbeitswelt

Der japanische Dramatiker und Bühnenregisseur Toshiki Okada
Der japanische Dramatiker und Bühnenregisseur Toshiki Okada © picture alliance / dpa
Von Christoph Leibold · 24.06.2016
Ein freier Theatermacher übernimmt in den Münchner Kammerspielen: Toshiki Okada hat mit dem Ensemble des Hauses sein Stück "Hot Pepper, Air Conditioner and the Farewell Speech" einstudiert. Das Ganze ist nur mäßig geglückt.
Es beginnt mit Fußverrenkungen und Händeringen und steigert sich zu immer aberwitzigeren Aktionen: exzessives Gliedmaßen-Schlenkern, Verbiegen der Körper und Armrudern, als hätte es der Zuschauer mit wild geworden Schurzmännern oder Fluglotsen zu tun.
Toshiki Okada erzählt von der Deformation der Menschen unter dem Druck zunehmend prekärer Arbeitsverhältnisse. Deformation und Druck macht er sichtbar: in den grotesk überzeichneten Gesten der Figuren, anzusiedeln irgendwo zwischen dem Hospitalismus permanent Rüssel schwenkender Elefanten aus dem Tierpark und ins Monströse vergrößerten Übersprunghandlungen.

Absurdes Gefuchtel und Gezappel

Eine Trilogie nennt Okada sein Stück etwas vollmundig. Tatsächlich handelt es sich um drei Büroszenen in entsprechender Kulisse (Bühne: Dominic Huber): weiße Arbeitstische, rollbare Stühle unter nüchternem Neonlicht. Keine Topfpflanzen nirgends, stattdessen maximal sterile, unpersönliche Atmosphäre.
In Szene eins beraten drei Zeitarbeiter über die anstehende Abschiedsfeier einer entlassenen Kollegin: Wo hingehen? Wie viel darf es kosten? Und wieso gibt es diesen praktische Restaurant-Guide namens "Hot Pepper" eigentlich nicht mehr? Es folgt in Szene zwei der Dialog zweier Angestellten über die zu kühl eingestellte Klimaanlage, die natürlich Spiegel einer kalten Arbeitswelt ist. In Szene drei schließlich der "Farewell Speech" der abservierten Zeitarbeiterin, deren Abschied in Szene eins besprochen wurde.

Verheddert in Textwiederholungsschleifen

In allen drei Szenen verheddern sich die Figuren in Textwiederholungsschleifen. Doch ihr obsessives Anreden gegen die Verhältnisse vermag nichts an diesen zu ändern. Es führt nur - siehe oben - zu immer absurderem Gefuchtel und Gezappel.
Mitunter ist das hochnotkomisch. Auf Dauer aber vor allem ermüdend. Weil die rund 75-minütige Aufführung binnen kurzer Zeit alles ausgeschöpft hat, wovon sie erzählen will. Der Rest ist nur noch Variation.
Und so reiht sich "Hot Pepper, Air Conditioner and the Farewell Speech" ein in die Folge mehrheitlich nur mäßig geglückter Konfrontationen von Performance und Schauspielkunst. Für Matthias Lilienthals zweite Spielzeit bleibt da noch deutlich Luft nach oben.

Hot Pepper, Air Conditioner and the Farewell Speech
Regie: Toshiki Okada
Premieren am 24.6.16 in den Münchner Kammerspielen

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