Torpus & The Art Directors

Nordischer Countryfolk

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Die Torpus and the Art Directions bei einer Konzertreihe des Saarländischen Rundfunks. © imago / Becker&Bredel
Von Mathias Mauersberger · 15.04.2015
Viele Bands haben in den letzten Jahren den Folk wieder für sich entdeckt, so auch die nordfriesische Formation Torpus & The Art Directors. Ihr neues Album haben sie in einer ehemaligen Grundschule direkt an der Nordsee aufgenommen.
"Die Musik, die wir hören, ist halt viel von klassischer Folk- oder Country-Musik beeinflusst. Oder Americana nennen es einige dann auch. Musik von Ryan Adams, oder von Wilco oder von M Ward. Die ja schon einen klassischen Ursprung haben, aber dann bestimmte Wendungen haben, um es interessanter oder moderner zu machen. Und das ist dann schon eher der direktere Einfluss für uns."
Sönke Torpus ist kein Freund von musikalischen Schubladen. Als "Northern Country" oder "North Frisian Powerpop" wird die Musik seiner Band von Kritikern gerne bezeichnet, aber das nimmt der 27-Jährige gelassen. Torpus & The Art Directors stammen bis auf Bassistin Jenny Apelmo aus Nordfriesland, immer wieder wird in Rezensionen auf das "typisch Nordische" im Bandsound angespielt. Aber spätestens wenn Sänger und Songschreiber Torpus seine Stimme erhebt, ist klar - hier geht es nicht um die richtige Stilbeschreibung, sondern um die universelle Kraft des Folk.
Eine Mischung aus Urbanität und Idylle
Seit einigen Jahren wohnen Torpus & The Art Directors in Hamburg und sie sind hier gut vernetzt: Ihr drittes Album ist beim Label Grand Hotel van Cleef erschienen, bei dem auch bekannte deutsche Bands wie Tomte oder Kettcar unter Vertrag stehen. Trotzdem zieht es die Musiker immer wieder raus aufs Land - die Mischung aus Urbanität und ländlicher Idylle hat auch die Songs auf ihrem neuen Album geprägt.
"Was sich durch die Platte zieht, sind halt verschiedene Beobachtungen von Menschen. Und das ist ja auch was, was man auf dem Land jetzt nicht unbedingt schreiben kann. Weil's da einfach nicht so viele Menschen gibt. Da hab ich nicht so viel Inspiration für Texte. Aber was dann auf dem Land entsteht, ist dann eher die Musik. Und vielleicht kommt daher auch dieses Weite oder Ruhige. Hab ich über mich selbst rausgefunden, dass das ganz gut funktioniert, wenn ich das so mache."
"Lass uns in den nächsten Bummelzug steigen und rausfahren, ich war noch nie ein Stadtkind", das singt Torpus im ersten Stück "In Hushed Tones". Und tatsächlich sind die fünf Musiker für die Aufnahmen zu ihrem dritten Album zurück in ihre Heimatstadt Niebüll gereist. Die neuen Songs haben sie in einer ehemaligen Grundschule direkt an der Nordsee aufgenommen. Ein besonderer Ort, wie sich Gitarrist Ove Thomsen erinnert.
"Das Einzige was da noch drin ist, ist diese Schultafel. Ansonsten ist das ein großer, hoher Raum mit Dielen und Teppichen ausgelegt. Mit ganz, ganz vielen analogen Instrumenten. Also wirklich ein Spielplatz für Musikliebhaber. Und für uns auch immer so ein Ort, da wieder hinzukehren, wieder Energie aufzutanken und ein bisschen aus der Stadt zu fliehen."
100 Konzerte pro Jahr
Auch wenn Torpus & The Art Directors immer wieder davon sprechen, der Stadt den Rücken zu kehren, so haben sie in den letzten Jahren doch jeden Winkel der Republik bereist: An die 100 Konzerte spielt die Band pro Jahr, auf großen Festivals wie dem Rolling Stone Weekender oder dem Orange Blossom war sie schon zu Gast. Zum Interview erscheinen die Musiker dann auch mit Gitarre, Kontrabass und Glockenspiel - und geben spontan einen Song zum Besten.
"Man merkt zum Beispiel, ob man in Dresden oder in Köln ist. Weil in Dresden die Leute eher so besonnen und ruhig, und nett und freundlich klatschen. Und dann in Köln die Leute auch eher lauter sind. Und eben auch mehr pfeifen und brüllen und sowas. Ich würd es jetzt nicht unbedingt dieses Nord-Süd-Ding da machen, sondern das liegt halt einfach an den verschiedenen Mentalitäten, die in Städten sind."
Mentalität hin oder her - je länger man Sönke und Ove zuhört, desto sympathischer wird ihre Bodenständigkeit. Hier haben sich Zwei gefunden, die ganz altmodisch am liebsten reisen, spielen, auf der Bühne stehen - so wie es Folk-Musiker eben seit Jahrzehnten tun. Natürlich erinnert das neue Album von Torpus & The Art Directors immer wieder an bekannte Bands wie die britischen Mumford & Sons - als Teil eines Trends oder Folk-Revivals sehen sich Sönke und Ove aber nicht.
"Klar kriegen wir das mit. Aber wir sind auch ganz schlecht in zeitgenössischer Musik. Was so den Mainstream sozusagen angeht. Klar merkt man irgendwie, dass Bands wieder anfangen, ne Akustikgitarre auszupacken, zusammen singen und so. Und sich in Wäldern ablichten lassen, und alle Bärte haben und Hemden tragen, ja ja."
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