"Tod in der Wüste"

Massenmord vor den Augen der Welt

Massengrab mit den Leichen getöteter Armenier. Rund 1,5 Millionen Armenier sind in den Jahren 1915 und 1916 bei den Massenmorden und Deportationen durch die Türken ums Leben gekommen. Als Folge flüchteten die Armenier aus dem türkischen Teil Armeniens in den russischen Teil sowie in andere Länder.
Massengrab mit den Leichen getöteter Armenier. Rund 1,5 Millionen Armenier sind in den Jahren 1915 und 1916 durch Massenmorde und Deportationen ums Leben gekommen. © picture alliance / dpa / Foto: epa CRDA
Rolf Hosfeld im Gespräch mit Shelly Kupferberg · 06.06.2015
Schätzungsweise bis zu 1,5 Millionen Armenier wurden im Ersten Weltkrieg ermordet. Rolf Hosfeld schildert in "Tod in der Wüste" die Brutalität der radikalnationalistischen Jungtürken und zeigt die deutsche Miterantwortung auf.
Rolf Hosfeld ist Autor zahlreicher Bücher zu kultur- und zeitgeschichtlichen Themen. Für seine in mehrere Sprachen übersetzte Karl-Marx-Biografie "Die Geister, die er rief" wurde er mit dem Preis "Das politische Buch 2010" der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgezeichnet. Zuletzt erschienen von ihm "Heinrich Heine: Die Erfindung des europäischen Intellektuellen" (München: Siedler, 2014) und "Tod in der Wüste. Der Völkermord an den Armeniern" (München: C.H. Beck. 2015). Hosfeld ist wissenschaftlicher Leiter des Potsdamer Lepsiushauses.
Der erste Genozid
Aghet – Katastrophe – so nennen die Armenier jene grauenvollen Ereignisse, die im Frühjahr 1915 begannen. Sie sind als der erste Genozid des 20. Jahrhunderts in die Geschichte eingegangen. Rolf Hosfeld, wissenschaftlicher Leiter des Lepsius-Hauses in Potsdam, zeichnet in seinem Buch die damaligen Geschehnisse und historischen Kontexte nach. Er schildert das ambitionierte Vorgehen der damaligen radikalnationalistischen Jungtürken gegen die Armenier und die Versuche einzelner, auf das Grauen aufmerksam zu machen.
Cover Rolf Hosfeld: Tod in der Wüste
Cover Rolf Hosfeld: Tod in der Wüste© C.H. Beck Verlag
Unübersehbare Katastrophe
Allen voran zeichnet Rolf Hosfeld in seinem Buch die deutsche Verantwortung, das Versagen des Deutschen Reiches in Bezug auf den Massenmord auf. Unter den Augen der Weltöffentlichkeit werden im Frühjahr und Sommer 1915 – mitten im Ersten Weltkrieg – die osmanischen Armenier von der Regierung in einer Weise selektiert und zusammengetrieben, die unübersehbar "den Zweck verfolgt, die armenische Rasse im türkischen Reiche zu vernichten". So kabelt es der deutsche Botschafter in Konstantinopel im Juli 1915 nach Berlin. Schätzungsweise wurden bis zu 1,5 Millionen Armenier ermordet.

Rolf Hosfeld: Tod in der Wüste. Der Völkermord an den Armeniern
C.H. Beck, München 2015
288 Seiten, 22,95 Euro

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