Tod des Rechtsanwalts Juri Grabowski

Russland wirft Ukraine politische Morde vor

Rechtsanwalt Juri Grabowski im März 2015
Rechtsanwalt Juri Grabowski im März 2015 © imago/ITAR-TASS
Von Sabine Adler · 31.03.2016
Der Mord an dem Rechtsanwalt Juri Grabowski belastet das ohnehin schwierige Verhältnis zwischen Moskau und Kiew. Grabowski hatte die Verteidigung zweier russischer Staatsbürger übernommen und wurde nun tot aufgefunden.
Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine hat mit dem Mord an dem Rechtsanwalt Juri Grabowski einen Schauplatz mehr bekommen. Für Moskau ist es ausgemachte Sache, dass der ukrainische Jurist aus politischen Gründen, wegen seiner Nähe zu Moskau, getötet worden ist.
Juri Grabowski hatte die Verteidigung der beiden russischen Staatsbürger Alexander Aleksandrow und Jewgenij Jerofejew übernommen, die im Mai 2015 im Donbass festgenommen worden waren.
Er war drei Wochen verschwunden, dann tauchten erste Hinweise für ein Gewaltverbrechen auf. Am Freitag wurde der Mord bestätigt. Die ukrainischen Behörden hatten zwei Verdächtige gefasst, die die Ermittler selbst zu dem Ort führten, an dem sie die Leiche des Anwalts vergraben hatten. Mehr als 100 Kilometer von Kiew entfernt.
Der Anwalt lag auf einem ehemaligen Kolchosgelände, an den gefesselten Beinen war ein Sprengsatz befestigt.

"Terror der Todesschwadronen"

Die "Rossiskaja Gaseta", das offizielle Mitteilungsblatt der russischen Regierung, schreibt von einem "Terror der Todesschwadronen" in der höllischen Tradition der Banderowzy. Banderowzy wird als Synonym für die angeblichen faschistischen Kräfte in der Ukraine gebraucht.
Die Ukraine betreibe die physische Vernichtung der mit Russland verbundenen Menschenrechtler und Aktivisten, letztes Opfer der radikalen Nationalisten sei der Journalist Oles Busin gewesen. So sieht es auch Konstantin Dolgow vom russischen Außenministerium:
"Der Kampf gegen die Andersdenkenden dauert an, er findet mit immer größerem Tempo auf dem Gebiet der Information statt und richtet sich gegen alle, die nicht mit der offiziellen Position der ukrainischen Regierung einverstanden sind. Leider wird die Liste der Opfer der politischen Repressionen nach dem Regierungsumsturz immer länger."
Der Vertreter des Außenministeriums spricht von einer Jagd auf Regierungskritiker, zu denen er den Verteidiger der beiden russischen Soldaten Aleksandrow und Jerofejew offenbar auch zählt.

Verzögert sich jetzt der mögliche Gefangenenaustausch?

Die beiden sollten gegen die gerade zu 22 Jahren Haft verurteilte ukrainische Pilotin Nadeschada Sawtschenko ausgetauscht werden, derartige Gerüchte hielten sich hartnäckig und sind noch immer zu hören.
Der Mord dürfte die Verhandlungen über den möglichen Gefangenenaustausch zumindest verzögern.
Mark Feigin, der als russischer Anwalt in Russland die ukrainische Kampfpilotin verteidigt hat, wurde dafür in Moskau schwer angefeindet. Deshalb hält er es für möglich, dass es seinem ukrainischen Kollegen in Kiew ähnlich ergangen ist, weil er zwei Russen verteidigte. Feigin rechnet nicht mehr mit einem Austausch seiner Mandantin Sawtschenko gegen die beiden russischen Soldaten. Wahrscheinlicher sei, dass ein russischer Waffenschmuggler und ein russischer Drogenhändler, die beiden in den USA verurteilt wurden und dort Haftstrafen absitzen, ausgetauscht werden.
"Das ist eine rein politische Frage. Sawtschenko hat ein großes politisches Gewicht, und Putin sieht die Chance für einen Handel, jetzt die beiden Männer, die in den USA einsitzen, zu bekommen."
Ein solcher Tauschhandel sei ein Gerücht, das ein Beamter des russischen Außenministeriums vehement zurückwies.
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