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Bahamas
Hurrikan "Dorian" richtet schwere Schäden an

Tausende zerstörte Häuser, überflutete Straßen, Krankenhäuser und Flughäfen: Der Hurrikan Dorian hat die Bahamas in eine Zone der Zerstörung verwandelt. Die Hilfskräfte tun ihr Bestes - die Aufräumarbeiten kommen jedoch nur langsam voran.

Von Sarah Zerback | 04.09.2019
Ein vom Hurrikan "Dorian" zerstörter Yachthafen. Boote liegen kreuz und quer.
Die US-Küstenwache bereitet sich weiter auf Hurrikan Dorian vor, auch wenn dieser mittlerweile auf Gefahrenstufe 2 herabgestuft wurde (HO / US COAST GUARD / AFP)
Sie schicken verzweifelte Textnachrichten an Freunde und Verwandte, flehen darum, dass sie jemand rettet. Immer wieder begeben sich Freiwillige daraufhin in lebensgefährliche Situationen, wagen sich per Boot oder Jetski in die braunen Wassermassen. Denn noch immer sind weite Teile der Bahamas von der Außenwelt abgeschnitten und auch für die Rettungskräfte nicht zu erreichen, schildert Stephen Russell, der Direktor des örtlichen Katastrophenschutzes.
"Die Küstenwache tut ihr Bestes, um die Hubschrauber in die Luft zu bekommen. Es ist aber schwer, dann auch nur eine kleine Plattform zu finden, um darauf zu landen. Die Flughäfen sind überflutet, die meisten vier bis fünf Meter. Deshalb sind die auch im Moment definitiv nicht erreichbar."
Ausharren auf Dächern und Dachböden
Einige Dutzend Menschen konnte die US-Küstenwache bislang retten, während der Hurrikan den dritten Tag in Folge tobte. Wie viele Menschen noch immer auf den Dächern und Dachböden ihrer Häuser gefangen sind, ist unklar.
Romea Rolle, eine junge Frau aus dem Norden der Inselgruppe, versucht ihre Familie mit Hilfe des Fernsehsenders CNN zu finden.
"Das letzte Mal, dass ich mit meiner Mutter gesprochen habe, war Sonntagabend. Sie hat mir eine Textnachricht geschickt, dass sie das Beste hofft, es aber in ihrer Gegend nicht gut aussieht. Meine Großmutter war auch bei ihr, sie hatte vor kurzem einen Schlaganfall, ebenso wie mein Onkel, er ist Diabetiker. Und das war das letzte, was ich von ihnen gehört habe."
Zahl der Opfer könnte noch steigen
Inzwischen bereitet Regierungschef Hubert Minnis die Menschen auf den Bahamas darauf vor, dass die Zahl der Opfer in den nächsten Stunden und Tagen noch deutlich steigen könnte. Die Lage sei viel schlimmer als erwartet. Die Krankenhäuser sind überfüllt oder komplett lahm gelegt.
Sarah Kirkby hat ihr Haus in Freeport verloren – und das nicht zum ersten Mal.
"Wir haben immer überlebt, wir haben es immer überstanden. Aber um ehrlich zu sein: Die Situation grad ist ja sogar noch der Teil, der in Ordnung ist. Was danach ist, damit musst du klarkommen."
Klar ist: Die Bahamas werden noch sehr lange Unterstützung benötigen. Mindestens 60.000 Menschen sind auf Lebensmittellieferungen angewiesen. Viele Gemeinden sind so schwer beschädigt, dass sie komplett neu aufgebaut werden müssen. Das Ausmaß der katastrophalen Schäden lässt sich nur erahnen, jetzt, wo sich Dorian von den Bahamas weg und gefährlich nah auf die Küste Floridas zubewegt. Er hat inzwischen deutlich an Stärke und Geschwindigkeit verloren. Das Nationale Hurrikan Zentrum hat ihn von der gefährlichsten Stufe 5 auf die zweitniedrigste Stufe herabgesetzt.
Meteorologen rechnen mit Sturmfluten und Tornados
Trotzdem rechnen die Meteorologen mit Sturmfluten, Tornados und Wassermassen von oben. Andrew Kelly, Ingenieur bei der US-Armee über den Einsatz seines Teams im Bundesstaat Florida.
"Wir bereiten uns schon seit einer ganzen Weile vor, weil der Sturm ja so langsam geworden ist. Wir haben zum Beispiel den Wasserspiegel in den Kanälen hinabgesetzt, um besser mit dem Regen klarzukommen, der vorhergesagt ist."
Ob das Auge des Hurrikans aber tatsächlich auf US-Festland treffen wird, ist weiterhin schwer einzuschätzen. Sicherheitshalber wurden Millionen Menschen entlang der US-Ostküste evakuiert.