DSO Berlin mit C. Widmann und E. Gardner

Genesis und Galaxis

Porträt des Dirigenten vor einer hellen Wand.
Der Dirigent Edward Gardner © DSO / Benjamin Ealovega
03.04.2016
Das große Ganze – von Genesis bis Galaxis – bildet die Folie für das Konzert des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin unter der Leitung von Edward Gardner. Es beginnt mit der Schaffung der Welt aus dem Chaos, stellt mit Hölderlin Fragen nach Leben und Tod und nimmt den Hörer am Ende mit auf eine musikalische Reise durch unser Sonnensystem.
Welche Musik war vor der Erschaffung von Himmel und Erde? Der Komponist Joseph Haydn hat Töne gefunden für das Chaos, aus dem der Gott des Alten Testaments die Welt schuf. Die "Vorstellung des Chaos" am Beginn seines Oratorium "Die Schöpfung" wartet mit für die damalige Zeit unerhörten Klängen auf, die schließlich zu einer neuen, gottgefälligen Ordnung finden. Bis heute ist diese Passage von unerhörter Kühnheit und Eindrücklichkeit.
Dieser Beginn eröffnet ein Konzert, in dem das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin unter der Leitung des britischen Dirigenten Edward Gardner Zeit und Raum durchquert. Nach der Pause steht nämlich der Orchester-Zyklus "Die Planeten" von Gustav Holst auf dem Programm. Holst komponierte ihn in den Jahren 1914 bis 1916, noch vor der Entdeckung des "Pluto". Seit der Herabstufung zum "Zwergplaneten" vor genau zehn Jahren hat Holsts Zyklus nun gewissermaßen erneut naturwissenschaftliche Korrektheit wiedererlangt. Aber Holst ging es ja weniger um Astronomie als um Psychologie. Er ordnet jedem der Planeten eine beherrschende menschliche Charaktereigenschaft zu – und vor allem darüber erzählt seine Musik.
Zwischen Genesis und Galaxis findet der Dichter Friedrich Hölderlin seinen Platz. Der englische Komponist Julian Anderson hat für die Geigerin Carolin Widmann ein Violinkonzert geschrieben, dem er den Titel eines Gedichts Hölderlins gegeben hat. "In lieblicher Bläue" ist dieses Konzert überschrieben, ein gemeinsamer Kompositionsauftrag des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin, des London Philharmonic Orchestra und des Seattle Symphony Orchestra, das jetzt seine Deutsche Erstaufführung erlebt.
"Leben ist Tod, und Tod ist auch ein Leben", so lautet eine Zeile in Hölderlins Versepos, das die großen Fragen der Menschheit aufwirft. "Ich will nicht allzu programmatisch denken", sagt Julian Anderson über sein Violinkonzert, "aber die Violine repräsentiert den Dichter mit seinen diversen Gedanken, Gefühlen und Impulsen. Das Orchester kann den Kontext für diese Gedanken liefern – einen Kontext, der strahlend hell und unterstützend, aber auch gleichgültig, verwundert, skeptisch oder sogar feindselig sein kann."
Philharmonie Berlin
Aufzeichnung vom 2. April 2016
Joseph Haydn
"Die Vorstellung des Chaos" aus dem Oratorium "Die Schöpfung"
Julian Anderson
"In lieblicher Bläue" - Konzert für Violine und Orchester
(Deutsche Erstaufführung – Auftragswerk des DSO)
Gustav Holst
"The Planets" - Suite für großes Orchester und Frauenchor op. 32
Carolin Widmann, Violine
Damen des Rundfunkchors Berlin
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Leitung: Edward Gardner