Themenabend: Witold Lutoslawski

25.01.2013
Am 25. Januar vor 100 Jahren wurde in Warschau der Komponist Witold Lutosławski geboren. Ohne ihn und seine Werke zu kennen, könne man die gesamte polnische Musik des 20. Jahrhunderts nicht verstehen und wertschätzen. Das schrieb der Musikpublizist Michal Bristiger nach Lutosławskis Tod 1994. Und in mehrerlei Hinsicht gilt das auch heute noch.
Der junge Komponist überlebte im patriotischen Untergrund die deutsche Besatzung. Auch deshalb besaß Lutosławski eine unangefochtene Position in sozialistischer Zeit. Mit seinem persönlichen Engagement sorgte er dafür, dass es in der polnischen Musikszene immer freier und offener zuging als sonst im Ostblock.

Er schuf den Warschauer Herbst, das wichtigste und spannendste Neue-Musik-Festival Osteuropas. Vor allem aber zeigte er sich in seinen Kompositionen als "einsamer Wolf", der keiner Moderichtung, Schule oder Tendenzgruppe angehörte und zugleich die Langeweile deshalb schätzte, weil sie ihn immer wieder in unbekanntes musikalisches Terrain trieb.

Nur wenige Künstler haben sich mit jedem ihrer Werke ständig neu erfinden können, so wie es Lutosławski vermochte. Er startete als Neoklassizist und Folklorist in seinem "Konzert für Orchester", das derzeit in jedem Konzertsaal zu hören ist. Dann versuchte er sich als Bändiger des Chaos, das John Cage verursacht hatte, und blieb zugleich ein verschmitzt-eleganter Spieler.

Die Systeme eines Arnold Schönberg, Olivier Messiaen oder Pierre Boulez erschienen ihm als zu streng. Er absorbierte deren beste Ideen und umschiffte sie gleichzeitig, weil er niemals Angst vor der Freiheit des tonalen Raumes verspürte. Er komponierte sehr viel außerordentlich schöne Musik für Stimmen. Der Musikdramatik blieb er allerdings fern. Nicht zuletzt war er Sinfoniker. Seine vier Werke dieser Gattung sind an Intelligenz und Feinheit kaum zu übertreffen. Außerdem komponierte er Solokonzerte für berühmte Musiker wie Mstislaw Rostropowitsch, Anne-Sophie Mutter und Heinz Holliger.


Themenabend Musik
Ein einsamer Wolf, der die Langeweile schätzt
Witold Lutosławski zum 100. Geburtstag

Gespräche mit Krzysztof Meyer, Antoni Wit, Zbigniew Skowron,
Esa-Pekka Salonen, Anne-Sophie Mutter, Michael Stegemann, Steven Stucky

Moderation: Volker Michael

Ausschnitte aus Witold Lutosławskis Werken:

Fanfare für Louisville
Nationales Polnisches Rundfunksinfonieorchester
Leitung: Antoni Wit

Schlesischer Tryptichon für Sopran und Orchester
Olga Pasiecznik, Sopran
Nationales Polnisches Rundfunksinfonieorchester
Leitung: Antoni Wit

Zwei Etuden für Klavier
Marek Drewnowski

1. Sinfonie
Nationales Polnisches Rundfunksinfonieorchester
Leitung: Antoni Wit

Fünf Lieder für Frauenstimme und 30 Soloinstrumente
Jadwiga Rappe, Alt
Nationales Polnisches Rundfunksinfonieorchester
Leitung: Antoni Wit

"Jeux vénitiens" für Orchester
Polnisches Nationales Rundfunksinfonieorchester
Leitung. Witold Lutoławski

Grave für Cello und Klavier
Bruno Weinmeister, Cello
Stefan Veselka, Klavier

Livre pour Orchestre
Polnisches Nationales Rundfunksinfonieorchester
Leitung. Witold Lutoławski

Paroles Tissées
Peter Pears, Tenor
Polnisches Nationales Rundfunksinfonieorchester
Leitung. Witold Lutoławski

"Chantefleurs et Chantefables" für Sopran und Orchester
Solveig Kringelborn, Sopran
Sinfonia Varsovia
Leitung: Witold Lutosławski

Cellokonzert
Christian Poltéra, Cello
ORF-Sinfonieorchester
Leitung: Jac van Steen

"Chain II"
Anne-Sophie Mutter, Violine
BBC Symphony Orchestra
Leitung: Witold Lutosławski

2. Sinfonie
Nationalphilharmonie Warschau
Leitung: Witold Lutosławski

3. Sinfonie und 4. Sinfonie
Los Angeles Philharmonic
Leitung: Esa-Pekka Salonen


dazwischen ca. 21:00 Uhr Nachrichten