Theaterpremiere in Graz

Spektakel des Filmemachers Weerasethakul

Apichatpong Weerasethakul: Fever Room.
Apichatpong Weerasethakul: Fever Room. © Steirischer Herbst / Chai Siris / Kick the Machine Films
Von Matthias Dell · 29.09.2016
Erstmals hat der thailändische Filmemacher Apichatpong Weerasethakul ein Theaterstück inszeniert. Bei der deutschsprachigen Premiere in Graz gelingt ihm mit "Fever Room" ein überwältigender Abend - auch mit faszinierenden Filmbildern.
50 Leute sitzen auf dem Bühnenboden und warten aufs Theater. Das beginnt in "Fever Room", das beim Steirischen Herbst in Graz seine deutschsprachige Premiere feierte, als Kino – der Autor ist schließlich der thailändische Filmemacher Apichatpong Weerasethakul, dessen jüngster Film "Cemetery of Splendour" Anfang des Jahres in die deutschen Kinos kam.
Man schaut auf einer Leinwand Bilder, die diesen Film fortspinnen, das Spiel mit der Erinnerung, die Erzähllogik von Träumen. Nach und nach aber setzt sich der Kinoapparat in Bewegung: erst kommt eine weitere Leinwand dazu, die direkt über der ersten perspektivisch verschobene Szenen von Flusslandschaft und Höhlenerkundungen zeigt, dann zwei weitere an den Seiten. Und schließlich öffnet sich der Vorhang, der Blick geht in den leeren Zuschauerraum, in dem eine Straßenlaterne aus den Filmbildern steht.
Im Oberrang geht ein Licht an, das das Grubenlampengefunzel aus den Höhlenszenen aufnimmt und für unsagbar schöne 20 Minuten zum Hauptakteur des Abends wird: Das Licht modelliert den Kunstnebel zu einem Schlund, von dem man nicht weiß, ob er in den Himmel oder den Hades führt, um zwei hiesige Vorstellungen von Tod zu zitieren. Denn auf der Grenze von Totsein und Belebtwerden spielen Weerasethakuls Filme.
Seine erste Theaterarbeit, "Fever Room", treibt dieses sanften Wandeln durch die geisterhafte Welt nun weiter: in einen überwältigenden Abend, an dessen Höhepunkt Filmbilder Schattenrisse auf angestrahltem Kunstnebel werfen.
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