"The Consul" im Cuvilliés-Theater München

Fluchtschicksal als berührender Opernkrimi

Der italienische Komponist Gian Carlo Menotti in Mailand (undatiert). 1958 gründete er das "Festival dei Due Mondi" (Festival zweier Welten) in Spoleto. Gian Carlo Menotti wurde am 7. Juli 1911 in Cadegliano (bei Varese) geboren. |
Der italienische Komponist Gian Carlo Menotti: Für seine Oper "The Consul" erhielt er 1950 den Pulitzer-Preis für Musik. © picture alliance / dpa / news blitz
Von Franziska Stürz · 28.03.2017
Eine Frau kämpft erfolglos um Asyl: Die tragische Geschichte der Oper "The Consul" von Gian Carlo Menotti aus dem Jahr 1950 könnte aktueller nicht sein. In München ist daraus in der Inszenierung von Christiane Lutz mit dem Ensemble des Opernstudios ein intensiver Krimi geworden.
Der in Italien geborene Gian Carlo Menotti machte in den USA und dann auch international Karriere als Komponist und Regisseur. Seine 1950 uraufgeführte und mit dem Pulitzer-Preis gekrönte Oper "The Consul" entstand unter dem Eindruck von Flüchtlingsschicksalen, wie sie als Folge des Zweiten Weltkrieges häufig vorkamen. Erzählt wird Magda Sorells aussichtsloser Kampf um Asyl als Frau eines politisch Verfolgten. Eine Geschichte, wie sie heute nicht aktueller sein könnte. Gestern kam Menottis "The Consul", inszeniert von Christiane Lutz auf die Bühne des Münchner Cuvilliés-Theaters als tief berührende Produktion des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper.

Mächtige Klang-Eruptionen und surreale Traumsequenzen

Das glänzend spielende Münchner Kammerorchester unter dem jungen britischen Dirigenten Geoffrey Paterson bringt Menottis schillernde, kommentierende und aufwühlende Musik voll zur Geltung. Mächtige Klang-Eruptionen und zunehmend surreale Traumsequenzen begleiten die nach dem Tod ihres Kindes mehr und mehr in Verzweiflung und Wahnsinn abdriftende Hauptfigur Magda bis zum bitteren Selbstmord-Schluss.
Eine fordernde, dramatische Partie, in der die junge Italienerin Selene Zanetti auf grandiose und bewundernswerte Weise brilliert. Auch Johannes Kammler als ihr kämpferischer Ehemann John überzeugt mit seinem runden, volltönenden Bariton, und die erst 22-jährige irische Mezzosopranistin Niamh O´Sullivan hat als Sekretärin die Macht der Bürokratie zu verkörpern. Sie hält dabei unserer Gesellschaft den entlarvenden und erschreckenden Spiegel mit herrlich warmer Stimme vor.

Feinfühlig und klug inszeniert

Dass das gesamte internationale Ensemble des Opernstudios mit solch enormer Reife und Intensität den pausenlosen zweistündigen Opernkrimi souverän herüberbringt, liegt auch an der feinfühligen, klugen Regie von Christiane Lutz. Die Asylsuchenden auf dem Konsulat sind alle in unaufgeregt-schonungsloser Art lebensnah gezeichnet. Christiane Lutz zeigt Magdas Kind als Jungen, der beim Spielen im Konsulat von der Brüstung in den Tod stürzt. Zusammen mit Bühnenbildner Christian Andre Tabakoff hat sie die kahle Wohnung, oder das öde Amt mit treffenden Details versehen, wie dem Fotoautomaten, dessen Bilder nie das richtige Format haben, oder die Wartenummern, ohne die man gar nicht dran kommt.
Menottis Libretto legt Magda Sätze in den Mund, die einen erstarren lassen: " Es gibt Tausende wie mich, müssen wir deshalb sterben? Kein Schiff keine Küste für Ertrinkende im Meer." "The Consul" gehört eigentlich gerade jetzt auf den Spielplan großer Häuser, doch ob sie das Stück besser umsetzen können, als dieses junge Ensemble darf in Frage gestellt werden.

The Consul
Oper von Gian Carlo Menotti
Regie: Christiane Lutz
Musikalische Leitung: Geoffrey Paterson
Eine Produktion des Opernstudios der Bayerischen Staatsoper im Cuvilliés-Theater München

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