Thailands König Bhumibol Adulyadej

70 Jahre Herrscher

Der thailändische König Bhumibol Adulyadej bei der Zeremonie zum 60. Jahrestag seiner Krönung in Bangkok am 5. Mai 2010. AFP PHOTO/PORNCHAI KITTIWONGSAKUL
Der thailändische König Bhumibol Adulyadej © AFP / /PORNCHAI KITTIWONGSAKUL
Von Udo Schmidt  · 17.03.2016
Weltweit regiert niemand so lange wie er: Bhumibol Adulyadej. Im Dezember wir er 89 Jahre alt und solange er lebt, wird es in Thailand keine Wahlen geben. Aber was oder wer folgt ihm nach? Droht erneut der Kampf zwischen Rot- und Gelbhemden? Die Lage ist unklar.
Bhumibol, Thailands unumstrittener König und am längsten amtierender Monarch der Welt, ist seit Jahren schwer krank und verbringt die meiste Zeit im Hospital am Chao Praya Fluss in Bangkok. Aber er muss sich nur einmal im Rollstuhl sitzend am Fenster zeigen, und die Thailänder jubeln. Bhumipol ist nicht nur König, er ist Gott, Rama der Neunte.
In der Öffentlichkeit ist der früher so nahbare König kaum noch zu sehen. Im Dezember 2013, zu seinem 86. Geburtstag richtete er das Wort von seiner Sommerresidenz in Huahin an die politischen Kontrahenten in der Hauptstadt Bangkok, deren Machtkampf Thailand damals lähmte und noch monatelang lähmen sollte:
"Alle Thais müssen ihre Pflicht erfüllen, zum Wohle des Landes. Frieden und Stabilität des Landes werden dadurch gesichert, dass alle Thais die Einheit anstreben und ihr Land lieben."

Kronprinz keine Integrationsfigur

Ein hörbar schwacher König, der da spricht. Und einer, über dessen nahenden Tod zwar niemand in Thailand zu sprechen wagt, an den aber alle denken und den alle fürchten. Denn Bhumipol ist auch als schwerkranker und sprachloser König eine Integrationsfigur. Für seinen Nachfolger, Kronprinz Maha Vajiralongkorn gilt das nicht. Der Putsch des Militärs im Mai 2014 fand auch statt, weil die Generalität zum Zeitpunkt des Todes des alten Monarchen die Fäden in der Hand und den Kronprinzen unter Kontrolle halten will. Solange Bhumipol lebt, wird es keine Wahlen geben und damit kein Ende der Militärdiktatur in Thailand.
Bhumibol, übernahm den Thron am 9. Juni 1946, nachdem sein Bruder Ananda, bis dahin König Thailands unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen war, die Krönungsfeier fand jedoch erst 1950 statt. Der Tod des geliebten großen Bruders war wahrscheinlich ein Unfall, für Bhumibol jedoch bestand nie ein Zweifel, es war Mord:
"Die Ermittlungen haben ergeben, dass mein Bruder an einer Schusswunde gestorben ist, was wirklich passiert ist, ist unklar, es bleibt mysteriös."
1978 äußert sich da der König, in einem der ganz, ganz seltenen Interviews.

Bhumibol wuchs in der Schweiz auf, als er das Amt des Königs übernahm, war ihm sein Thailand recht fremd, aber er machte es sich schnell vertraut, und seine Untertanen zu Vertrauten. Bhumibol bereiste über Jahre jede Provinz des Landes, nahm hinter den Kulissen Einfluss auf die Tagespolitik, und wirkte dabei so natürlich und bescheiden, dass sowohl die Thailänder als auch ganz Europa, wohin das Königspaar gern reiste, hingerissen waren.

Familie driftet auseinander

Das lag auch an Königin Sirikit, im Deutschland der 60er Jahre geradezu eine Stilikone. Sirikit hatte Bhumibol in jungen Jahren kennengelernt, anfangs gar nicht mal zu ihrer Freude, wie sie später offen erzählte.
"Es war Hass, auf den ersten Blick",
sagt Sirikit, immerhin lächelnd. Bhumibol kam zum ersten Treffen zu spät, daher damals die schroffe Ablehnung. Später wurden die beiden das königliche Vorzeigepaar, das auf den roten Teppichen der Welt glänzte. Im Privaten und im Politischen entwickelte man sich allerdings auseinander. Während der immerwährenden Konflikte zwischen Rothemden, den Vertretern der armen Reisbauern Thailands und Gelbhemden, den Speerspitzen der urbanen Eliten, schlug sich Sirikit auf die Seite der Gelben, Bhumipol versuchte für Ausgleich zu sorgen, der junge Kronprinz sympathisierte mit den Roten.
Bhumibols Leidenschaft im Privaten galt immer dem Jazz, er spielte Klavier und Saxofon in einer eigenen Band und komponiert auch.
Politisch nahm Bhumibol weniger Einfluss, als es zumindest kritischen Thailändern lieb war, am Ende erteilte er jeder der zahlreichen Militärregierungen, die sich an die Macht geputscht hatten, seinen Segen. Nur einmal, während der Studentenproteste 1973, stellte er sich gegen das Militärs und ließ von Panzern bedrängte Demonstranten auf das Palastgelände.
Widerspruch übrigens verhindert bis heute das Gesetz gegen Majestätsbeleidigung, wer Königskritisches gesagt oder gesimst hat, kann mit zu bis zu fünfzehn Jahren Haft bestraft werden. Haft gab es kürzlich auch für die Beleidigung des königlichen Hundes, in einem Post auf Facebook.
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