Thailand

Sport im Land des Lächelns

Muaythai-Kämpfer Satra Paleenaram aus Thailand und Mohd Yaakub aus Malaysia, ö2010
Nichts für Weicheier: Muaythai-Kämpfer Satra Paleenaram (lks.) aus Thailand und Mohd Yaakub aus Malaysia. © picture alliance / dpa / Diego Azubel
Von Dieter Jandt · 05.04.2015
Die Menschen in Thailand erscheinen oft sehr friedfertig. Im Sport dagegen geht es ganz schön zur Sache: Beim Thaiboxen sind Faustschläge, Fußtritte und Stöße mit dem Knie erlaubt. Und auch beim Fußball geht es rau zu.
Man sollte meinen, dass es im thailändischen Sport sehr soft zugeht, weil die Menschen im Land des Lächelns so friedfertig scheinen, aber weit gefehlt. Beim Muaythai, was man hierzulande als Thaiboxen bezeichnet, kann es zu ziemlich heftigen Auseinandersetzungen kommen. Die Kämpfer geben sich geballt aggressiv, und die Zuschauer sind erregt wie nur was.
"Na klar, das ist der Sport Nummer 1 in Thailand. Wir haben gleich den zweiten Kampf."
Ein mundfauler, bärbeißiger Trainer sitzt auf einer Bank vor einer Sporthalle in Bangkok und knetet seinen Schützling durch, einen 16-jährigen schmächtigen Kämpfer, der mit geschlossenen Augen schon mal zu visualisieren scheint, wie er gleich seinem Feind das Gesicht poliert.
"Das heißt nicht Feind, wir nennen das Gegner. Ich schätze, die beiden sind ungefähr gleich stark. Wir kämpfen über fünf Runden á drei Minuten."
Drinnen in der Halle sitzen die Zuschauer bereits in freudiger Erwartung dicht gedrängt, etwa 1000 an der Zahl. Viele ältere Männer sind darunter, aber auch nicht wenige Frauen und Farang. So werden in Thailand die Westler genannt.
Es ist das Stadion des TV-Kanals 7, der jeden Sonntagnachmittag Kämpfe überträgt. Sechs davon sollen es heute sein.
"Ich komme jeden Sonntag her. Ich liebe Muaythai, das ist unser Sport!"
Ein zahnarmer Alter, der direkt unter dem Ring sitzt. Er demonstriert sogleich seinen aktuellen Fitnessstand, indem er sich rhythmisch zum Schattenboxen bewegt. Früher war er selbst aktiv. Ebenso sein Kollege neben ihm.
"Ich komme auch jeden Sonntag her. Ich setze nicht viel Geld ein, ein bisschen nur. 400, 500 Baht. Die, die 20.000, 30.000 Baht wetten, sitzen da vorne. Manchmal sogar 100.000."
400 Baht sind rund zehn Euro, und 100.000 Baht mithin 2.500 Euro. Das ist schon ein erkleckliches Sümmchen. Der Alte reicht ein paar Scheine nach hinten an jemanden, der für das Einstreichen der Wettgelder zuständig scheint. Streng genommen sind Sportwetten in Thailand illegal, aber was ist in diesem Land schon streng außer der Militärjunta.
Die ersten Kämpfer tauchen im Ring auf und gehen tänzerisch im Wiegeschritt im Kreis. Dabei tragen sie ein Stirnband mit einer Art Pferdeschwanz aus langen bunten Bändern, das Mongkon, das Erfolg bringen und Schutz gewähren soll, indem man das Wohlwollen der Geister erlangt.
"Ja das erste Mal."
"Ja, auch für mich das erste Mal. Prinzipiell einfach mal aus Interesse. Wir wollen mal sehen, wie das so ist. Wir haben bisher noch nie so ein Kampf gesehen. Ich schätze mal, das ist auch ein Stück der thailändischen Kultur. Von daher bin ich noch ohne Vorurteile und irgendwelche eingenommenen Einstellungen, und mal schauen, wie es so wird."
Thaiboxen ist eine recht schmerzhafte Angelegenheit
Zwei Deutsche hocken auf den oberen Rängen und schauen gespannt zu, wie der Ringrichter auf die Kämpfer einredet, bei aller Härte möglichst fair zu sein. Neben Faustschlägen und Fußtritten sind Attacken mit den Ellbogen und den Knien erlaubt. Muaythai kann eine recht schmerzhafte Angelegenheit sein. Und als die beiden Deutschen, also die Farang, erfahren, dass einer der Kämpfer angeblich erst 16 Jahre alt ist, kommt dann doch gleich ein Vorurteil.
"Das überrascht mich jetzt ehrlich gesagt etwas, das wusste ich nicht. Ich hab einen Freund in Deutschland, der seit Jahrzehnten Kampfsport macht und auch relativ jung dann mit Thaiboxen angefangen hat, und er für seinen Teil hat diese Entscheidung nie bereut. Ich weiß jetzt nicht, ob die Leute hier dazu gezwungen werden, das ist natürlich - aber naja..."
Los geht's zu den Klängen des Phipat-Orchesters, bestehend aus einer Oboe, einer Trommel und einer Zimbel, hier aber aus der Konserve. Wenn der Kampf hitzig wird, erhöht das Orchester normalerweise die Geschwindigkeit und reißt so die Zuschauer mit, die das aber eigentlich gar nicht brauchen. Die sind ohnehin erhitzt. Die beiden Boxer gehen sofort aufeinander los. Tritte gegen den Körper oder das Traktieren des Gegners mit den Knien kommen häufiger vor als Faustschläge, und schon beim Zuschauen tun einem die Rippen weh. Den Thailändern nicht. Sie bejubeln jeden Treffer frenetisch.

Bei den Zuschauern beliebt: Muaythai, in Europa als Thaiboxen bekannt.
Bei den Zuschauern beliebt: Muaythai, in Europa als Thaiboxen bekannt.© Deutschlandradio - Dieter Jandt
"Das ist eine Liste mit den Namen derer, die heute boxen. Und das hier sind die Gewichtsangaben. Die beiden zum Beispiel wiegen gleich viel, 114 Pfund."
Leichtgewichte mit schweren Schlägen. Der Alte hat ein paar Zettel auf seinem Schoß liegen, die ihm beim Wetten die Entscheidung erleichtern sollen, auf wen er am besten setzt. Stets gibt es eine blaue und eine rote Ecke, demensprechend die Kämpfer in roten beziehungsweise blauen Hosen boxen. Auch viele Fans sitzen neben und über dem Geschehen in den entsprechenden Farben. Der Mann tippt mit dem Zeigefinger auf den obersten Zettel.
"Das hier wird der beste Kampf nachher. Die beiden sind richtig gut, das sind heute die Stärksten, und das sind die zweitbesten. Manchmal setze ich auch mehr als 500 Baht ein, wenn ich von einem Kämpfer überzeugt bin, zum Beispiel hier auf den Favoriten, der gewinnt immer, der ist Klasse, ja, der ist genau so gut wie richtig bekannte Boxer. Aus dem wird mal was."
Die Champions sind Idole, vergleichbar mit Popstars. Spitzenkämpfer verdienen weit mehr als 10.000 Euro pro Kampf. Und wahrscheinlich hat das auch seine Berechtigung.
"Für mich ist das faszinierend, wieviel Ruhm den Kämpfern zuteil wird. Viele von denen haben ein wirklich schweres Leben. Nach ihrer Karriere haben sie oft kaum Möglichkeiten, irgendetwas anderes als Muaythai zu machen."
Eine US-amerikanische Journalistin, die einen Artikel über Muaythai schreiben möchte. Ständig hält sie mit ihrem Fotoapparat das Kampfgeschehen fest, was sie eigentlich nicht darf, da der TV-Sender die Rechte am Bild hat, womöglich auch am Ton. Der Kämpfer in der blauen Hose trifft seinen Gegner schwer mit dem Ellbogen im Gesicht, der aber grinst, um zu verdeutlichen, dass das kein Wirkungstreffer war. Die Kampfrichter, leicht erhöht sitzend in orangefarbenen Seidenjacken, haben den Schlag aber sehr wohl zur Kenntnis genommen.
"Sicher, das ist ein aggressiver Sport. Aber da ist auch sehr viel Ästhetik dabei und Technik sowieso, und es steckt jede Menge Verzicht und Mühsal dahinter, was vielen Leuten gar nicht klar ist. Außer sie beschäftigen sich eingehender damit."
Mittlerweile ist man beim vierten Kampf angelangt. Die beiden vermeintlichen Klasseboxer beschäftigen sich sehr eingehend miteinander, und die Zuschauer sind schier aus dem Häuschen. Noch während der Auseinandersetzung werden die Wetteinsätze erhöht, und der Beobachter fragt sich, wer hier den Überblick behält. Da wird wild durcheinander gerufen, Handzeichen werden gegeben, Geldscheine wechseln über die Köpfe der Zuschauer hinweg, und man weiß nicht, wer hier was notiert und später möglichst korrekt auszahlt. Was ist faszinierender? Der Boxkampf oder die Atmosphäre´? Muaythai ist auf jeden Fall eine Attraktion.
Noch ein attraktiver Sport: Takraw. Gleich hinterm Hauptbahnhof von Chiang Mai, einer großen Stadt im Norden des Landes tummeln sich etwa zehn Spieler auf zwei Hartplätzen, die mit Badmintonfeldern zu vergleichen sind. Ein Rattanball wird über ein Netz hin und her geschossen.
"Ja, ich spiele schon lange, seit mehr als zehn Jahren. Ich komme jeden Tag her, das macht mir einfach sehr viel Spaß. Wir sind immer genügend Leute, um ein Spielchen zu machen. Hier in Chiang Mai gibt es viele, die sich mit Takraw die Zeit vertreiben, überhaupt in ganz Thailand."
Ein junger Mensch mit gelbem Stirnband. Er ist soeben eingetroffen. Man tritt den Rattanball in seine Richtung, er möge sich gefälligst beeilen. Dieses Spielgerät ist kleiner als ein Handball und wesentlich leichter. Drei gegen drei wird gespielt. Neonröhren leuchten die Anlage aus, während dahinter spärlicher Verkehr vorbeirauscht. Man trifft sich meist am frühen Abend. Man muss ja arbeiten.
"Wenn wir müde sind, legen wir eine kleine Pause ein. Ein Spieler macht die Angabe über das Netz und dann geht es los. Drüben wird der Ball zum Mitspieler gepasst und spätestens nach dem dritten Kontakt muss der Ball wieder zurück über das Netz geschossen werden. Man kann sowohl mit dem Fuß spielen als auch mit dem Kopf. Aber wenn der Ball den Boden berührt, bekommt die Gegenseite einen Punkt und es folgt die nächste Angabe. So geht das immer weiter, bis 21. Zwei Gewinnsätze."
Takraw - eine kurzweilige, artistische Sportart
Takraw ist eine kurzweilige Sportart. Es ergeben sich artistische Bewegungsabläufe, Scherenschläge in Netzhöhe, Fallrückzieher und alle möglichen Hackentricks. Die Menschen spielen es in den Städten als auch auf den Dörfern, und vor allem in den Schulen. Beinahe wäre Takraw eine olympische Disziplin geworden. Dass das nicht geklappt hat, liegt vermutlich daran, dass Thailand sodann die nächsten fünf Goldmedaillen gewonnen hätte. Das bestätigt ein Europameister, der soeben hinzukommt.
"In Europa machen wir einen Unterschied zwischen Double und Regu. Das ist das Traditionelle, was auch hier gespielt wird, und da sind die Kölner seit sieben Jahren Europameister, oder zumindest seit es den Europameistertitel gibt."
Thomas Kaiser. Er kommt alljährlich einmal her, als Lehrling gewissermaßen.
"Es gibt in Köln einen laotischen Hausmeister des asiatischen Museums, und der hat eben von zu Hause den Sport mitgebracht und ist eben auch passionierter Takraw-Spieler und hat quasi das Anliegen gehabt, den Sport auch in seiner neuen Heimat zu verbreiten und hat an der Sporthochschule in Köln interessierte Sportler gefunden eben, denen er dann quasi diesen Virus weiter verimpft hat."
Man kennt Kaiser schon. Er kann recht gut mithalten. Wenn die großen Turniere in Asien stattfinden, reist er mit seinem Team als ein Europameister an, der sich regelmäßig eine Packung abholt.
Am nächsten Abend gleich neben dem Stadion von Chiang Mai. In einer zur Straße hin offenen Halle trainieren einige Spieler auf drei Plätzen. Kaiser ist auch da. In der Stadt gibt es rund zehn Plätze, provisorische oder von Vereinen betriebene Anlagen wie diese.
"Ich bin schon seit 30 Jahren dabei, ungefähr. Ich habe angefangen, als ich noch ein kleines Kind war, in der Schule. Und dann habe ich weiter gemacht als Erwachsener. Jetzt bin ich 49 Jahre, ich bin also schon alt."
Lucky nennt sich der Mann. Ein ehemaliger Polizeibeamter, der aber erkennbar fit ist wie ein Turnschuh. Rund um das Fußballstadion, das etwa 25.000 Zuschauer fasst, wird auffallend viel Sport aller Art getrieben. Vor allem abends. Das liegt auch an den hohen Tagestemperaturen. Eine Unzahl von Joggern kreist außen um das Stadion herum, aber nicht nur das. Links spielen Frauen Badminton, drüben Boule und rechts hangeln sich ein paar Jungs an Reckstangen hoch, um etwas für die Muskulatur zu tun. Und dann schickt Lucky noch ein höfliches Lob in Richtung Kaiser.
"Ich finde, die Deutschen sind Klasse im Fußball und auch im Takraw, obwohl das ja eigentlich unsere Spezialität ist. Das finde ich sehr gut, dass da in Deutschland Werbung für diesen Sport gemacht wird und sich etwas entwickelt. Genauso wie wir im Fußball hinzulernen und versuchen, uns zu entwickeln."
Zwei junge Frauen sind aufgetaucht und belegen den noch freien dritten Platz.
"Wir trainieren jeden Tag. Gleich kommen noch andere Frauen her. Beim letzten Mal haben wir ein Turnier in Lamphang gespielt, da sind wir einmal zweiter und einmal vierter geworden."
Auch die thailändischen Frauen sind in diesem Sport weltweit dominant. Soeben fand das internationale Tournier im Beach-Takraw auf der Halbinsel Phuket statt, und natürlich hat Thailand gewonnen.
"Ja, Sie hier zum Beispiel musste erst mal sehr viel trainieren, auf Sand, jeden Tag, damit sie richtig gut wurde. Da brauchte sie dann nichts anderes zu machen als Takraw zu spielen, wie ein richtiger Profi."
Ihre Kollegin ist eine relativ kräftige, dabei aber sehr bewegliche, ballsichere junge Frau, das sieht man gleich. Sie gilt in der Stadt als Hoffnungsträgerin und durfte bei diesem Tournier ins A-Team hineinschnuppern.
Weiter geht's, in den hohen Norden nach Mae Sai, einer Kleinstadt direkt an der Grenze zu Myanmar, dem früheren Birma. Dort tummeln sich am Nachmittag unzählige Schüler in einem kleinen, schon betagten Stadion in der Nähe des Marktes.
"Heute ist hier das dreitägige Sportfest von Mae Sai, von der vierten bis zur neunten Klasse sind alle Schulen vertreten mit ihren Klassen und verschiedenen Wettkämpfen dann, Volleyball, Fußball, Boule, Sprinten."
Jan, ein junger Lehrer aus Deutschland, der in einem Hilfsprojekt für bedürftige Kinder engagiert ist.
Soeben läuft die 4-mal-100-Meter-Staffel der Mädchen unter dem Jubel der Klassenkameradinnen barfuß über die Aschenbahn. Die Sonne brennt. Jede Schule hat eigene Cheerleader mitgebracht, Kinder, die in bunten Kostümen vor der Tribüne singen und tanzen. Ein Schulsportfest mit hohem Unterhaltungswert. An langen Bänken oberhalb der Zielgeraden sitzen Jungen und Mädchen und warten auf ihren Einsatz. Hinter der Tribüne wird Volleyball gespielt, Tischtennis und Boule.
"Es ist eigentlich genauso wie bei uns, nur in Thailand die haben noch mal ein ganz anderes Wettkampfgefühl, es ist wie als würde es bei denen um Leben und Tod gehen. Bei uns kann man sagen, man kann verlieren, aber wenn man hier verliert, verliert man sein Gesicht."

Massage gehört in Thailand zum Fußball dazu - auch auf dem Feld.
Massage gehört in Thailand zum Fußball dazu - auch auf dem Feld.© Deutschlandradio - Dieter Jandt
Bald darauf wird Fußball gespielt, was in Thailand immer populärer wird. Die Erwachsenen verfolgen es am liebsten am Fernseher. Aber der Nachwuchs sorgt dafür, dass Fußball womöglich bald Muaythai als Lieblingssportart abgelöst haben wird. Ein schlaksiger Junge im grellroten Trikot macht sich an der Seitenlinie warm.
"Ich bin ziemlich gut im Fußball. Später will ich bei Chiang Rai United spielen, ich liebe diesen Verein. Ich habe die Nummer sieben, spiele im Mittelfeld als Ballverteiler. Der deutsche Fußball gefällt mir am besten, Bayern München. Götze ist einfach Klasse."
Das wollten wir hören. Doch zunächst sind die Mädchen dran. Das Team San Sai wird auflaufen, sechste Klasse.
"Wir spielen gleich gegen Viang Phan. Wir sind natürlich besser, und ich glaube, wir werden gewinnen. Ich habe die Nummer acht, bin also Stürmerin, und später will ich für Thailand spielen."
Tatsächlich trifft sie bald darauf im entscheidenden Elfmeterschießen und gewinnt mit ihrer Mannschaft, während die unterlegene Torhüterin ihr Gesicht verliert. Sie bleibt völlig verzweifelt auf der Torlinie liegen, ist im wahrsten Sinne des Wortes am Boden zerstört und schluchzt, bis sie von Teamkolleginnen getröstet und vom Platz geführt wird.
Einer der Sportlehrer sucht seine Jungs im Gewühl, damit sie sich auf ihren Einsatz vorbereiten. Gestern hat er sich die Nationalmannschaft im Fernsehen angeschaut, das Habfinale des Suzuki-Cups gegen die Philippinen, ein ziemlich müdes Gekicke. Null null.
Brasilianische Fußballspieler mit philippinischem Trikot
"Eigentlich ist Thailand wieder gut im Fußball, manchmal sind sie aber nicht so stark. Dann spielen sie zu ängstlich, so wie gegen die Philippinen. Das war auf Kunstrasen. Das sind Thailänder nicht gewohnt. Und außerdem kaufen die Philippiner immer ausländische Spieler ein. Das sind also keine Philippiner, während bei uns in der Nationalmannschaft grundsätzlich nur Thailänder spielen."
"Wir haben schon seit vier, fünf Jahren Brasilianer in unserer Mannschaft, und seit zwei Jahren haben wir zwei Japaner, aber meistens Brasilianer. Die können uns auch einiges beibringen im Training, vor allem, wie man Tore schießt."
Theerasak Po on, der Trainer von Chiang Rai United, dem Erstligaverein aus der Provinzhauptstadt Chiang Rai. Neben ihm lauert der Manager und passt auf, dass der Coach nichts Falsches erzählt.
"Dieses Jahr haben wir nur drei Brasilianer, das liegt an der Quote. Voriges Jahr durften noch sieben Ausländer spielen, jetzt nur noch fünf. Mit den Brasilianern kommen wir gut zurecht, die haben sich gut eingelebt, und sie werden auch von den Fans gut angenommen."
Das Stadion von Chiang Rai United ist ziemlich neu. Es liegt gleich neben dem Flughafen und fasst 15.000 Zuschauer. Die neue Saison hat noch nicht begonnen. Im letzten Jahr schaffte man einen beachtlichen siebten Platz und rang sogar dem Meister Buriram ein Unentschieden ab.
Die Nationalmannschaft hat mittlerweile den Suzuki-Cup gewonnen, seit langen zwölf Jahren mal wieder, im Endspiel gegen Malaysia. Theerasak Po on hat früher für die U 17 und U 23 Thailands gespielt. Er ist beliebt in der Mannschaft. Eine der ersten Trainingseinheiten vor der neuen Saison ist anberaumt. Die Spieler massieren sich gegenseitig auf dem Rasen.
"Nächste Saison haben wir wieder drei Wettbewerbe: Die Liga, den FA-Cup und den Toyota-League-Cup, da wollen wir uns weiter entwickeln. In der Liga waren wir ja siebter, aber auch da wollen wir noch besser werden, oder mindestens wieder siebter. Und im FA-Cup wollen wir auch so weit wie möglich kommen. Im Toyota-Cup wollen wir diesmal mehr als das Achtelfinale erreichen. Wir wollen in allen drei Wettbewerben besser werden."
Der Manager lauscht mit großen Ohren. Die heimische Liga ist längst nicht so beliebt wie die spanische, deutsche oder englische, deren Spiele oft live im Fernsehen gezeigt werden. Zu den Partien der Thai Premier League kommen in seltenen Fällen mal 10.000 Zuschauer. Manchmal sind es nur ein paar Hundert. Wobei die Situation in Chiang Rai noch besser ist als in den meisten anderen Städten.
"Wenn starke Teams kommen wie der Meister Buriram, haben wir mehr als 10.000 Zuschauer. Normalerweise 6000, 7000. Der Verein ist beliebt, wir haben hier in der Gegend sehr viele Fans, auch weil wir fast nie zu Hause verlieren. Viele kommen auch aus der näheren Umgebung, aus Mae Sai oder Phayao, weil Chiang Rai United die einzige Mannschaft der Provinz in der Thai League stellt. Wir sind die besten hier im Norden."
Aber zurück zu den Fans. Die Liga hat vermehrt mit alkoholisierten Hooligans zu tun, die sich schlagen. Zwei Vereine wurden in der vergangenen Saison mit dem Abzug von neun Punkten hart bestraft, weil sie im Vorfeld nichts dagegen unternahmen. Eine Zwickmühle: Denn eigentlich sind der Verkauf und der Konsum von Alkohol untersagt, andererseits sind viele der Sponsoren Brauereien. Auch im Stadion von Chiang Rai prangt Werbung einer Biermarke von den Banden.
"Ja, bei uns schlagen sie sich auch schon mal, aber wir setzen auf die Ordner, die aufpassen sollen, dass die Hooligans nicht aggressiv werden. Das ist ja in jedem Land so. Da müssen wir halt immer drauf achten, dass das nicht überhand nimmt. Das hat aber nichts mit dem Biertrinken zu tun, oder mit dem Verkauf von Bier. Das liegt an jedem selbst, wie er sich unter Kontrolle hat. Da muss jeder selbst auf sich achten."
Ob der Coach das WM-Halbfinale gesehen hat? Brasilien gegen Deutschland?
"Hahaha. Oh, unbelievable!"
Was bleibt zu sagen? Auch beim Fußball wird gewettet, was das Zeug hält, nicht im Stadion während des Spiels, sondern wie üblich in Wettbüros, was überhaupt in Asien viel weiter verbreitet ist als in Europa und so auch zu ständigen Manipulationen beiträgt.
Auch Golf findet Anhänger
Ach ja, Golf wird auch gespielt, und manch ein Wohlhabender puttet abends auf dem Rasen vor dem Haus, vermutlich nur, um zu zeigen, was er sich so leisten kann.
"Dieser Driver kostet 38.000 Baht. Alles zusammen sind das mehr als 100.000, sagen wir 130.000 Baht die komplette Ausstattung. Das ist gut, einen Sport zu machen, der nicht so anstrengend ist, weil ich ja schon älter bin."
Mehr als 3.000 Euro für eine Ausrüstung, die einen echten Golfer ausmacht. Chalun Upadee ist ein gemachter Mann Mitte 60. Er hat ein Loch in den Rasen gebohrt und gelegentlich übt er ein wenig, bevor die Sonne untergeht. Golf ist ziemlich populär in der Oberschicht, vermutlich auch, weil der thailändisch-stämmige Tiger Woods eine Weile die Weltrangliste anführte.
"Das hier ist ein Schläger, um die Bälle weit zu schlagen. Damit komme ich 200 Meter weit, sogar 240, 250 Meter. Und mit dem Schläger kann ich auf dem Fairway auch so ungefähr 200 Meter weit schlagen, oder sagen wir: 180."
Fairway ist die Spielbahn zwischen Abschlag und Grün. Nun ist das Rasenstück vor dem Haus nur etwa 15 Meter lang und zehn Meter breit, aber der Mann will ja nur zeigen, was er so drauf hat. Also hat er das komplette Set herangeschafft, ein schwerer Sack mit 14 Schlägern.
"Auf dem richtigen Golfplatz haben wir natürlich Caddies. Das sind ja schließlich 18 Löcher dort."
Jede größere Stadt hat Greens in den Außenbezirken. Das sind oft weite Anlagen mit exklusiven Hotels, die auch betuchte Menschen aus dem Westen anziehen. Und so gibt es Golfer aus Übersee, die ihren Urlaub damit verbringen, von einem Platz zum anderen zu reisen.
"Manchmal fahre ich auch zum großen Golfplatz bei Chiang Rai, oder auf andere Plätze, die noch größer sind. Da kommen dann oft Leute aus Bangkok. Das sind auch meist ältere Leute."
Spricht's und puttet locker ein. Golf als ein Sport der Gemächlichkeit. Schlagen inmitten von Natur unter dem Gezwitscher exotischer Vögel. Und so geht es beim Golfen wesentlich entspannter zu als zu den Schlägen beim Muaythai.
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