Teststrecke in Ostwestfalen

Warum es am Bilster Berg nicht rund läuft

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Bei der Bilster Berg-Rennstrecke klaffen Anspruch und Wirklichkeit noch auseinander. © dpa picture alliance / Oliver Krato
Von Michael Frantzen · 19.07.2015
Der Bilster Berg im Teutoburger Wald sollte eine exklusive Test- und Rennstrecke für zahlungskräftige Kunden werden. Doch zwei Jahre nach der Eröffnung des 34 Millionen teuren Parcours läuft noch längst nicht alles nach Plan.
Umgebaut haben sie tatsächlich auf dem Bilster Berg. Rennleiter Frank Weidner zeigt stolz auf die Riesen-Videowand in der Kommandozentrale, die sich gut in jedem Fernsehstudio machen würde. Die Bilder vom Rundkurs sind jetzt noch schärfer als bei Inbetriebnahme der Test- und Präsentationsstrecke im Teutoburger Wald im Juni 2013.
"Kleine Änderungen sind immer da im Tagesgeschäft, aber jetzt keine gravierenden. Man muss nur aufpassen, dass es nicht zur Routine wird. Das ist ganz gefährlich in dem Job; dass man irgendwas routiniert sieht."
Acht Streckenposten sind heute für Weidner im Einsatz. Plus zwei Sonderfahrzeuge mit Löschmitteln. Sicher ist sicher. Selbst wenn die Gruppe überschaubar ist, die den 4,2 Kilometer langen Parcours mit seinen 19 Kurven und 44 Kuppen gemietet hat. So wie heute. Es sind Hobby-Rennfahrer – darunter auch der Besitzer eines Karts.
Das Geschäft läuft noch verhalten
Karts, die auf dem Bilster Berg ihre Runde drehen: Eigentlich war das nicht geplant auf der 34 Millionen teuren Teststrecke in der Nähe von Bad Driburg, dem ostwestfälischen Kurort. Wenn man so will, ist das symptomatisch. Es läuft einiges nicht nach Plan. Geschäftsführer Hans-Jürgen von Glasenapp hebt in der Konzernzentrale, einem hypermodernen Bungalow, die Hände. So weit würde er nicht gehen. Braucht halt alles seine Zeit, sinniert der Diplomkaufmann – nur um hinzuzufügen, das "Business" laufe zugegebenermaßen etwas verhalten.
"Das ist auf jeden Fall noch ausbaufähig. Wir sind noch viel zu unbekannt in einigen Kundenbereichen, da wir noch keine publikumsträchtige oder medienwirksame Veranstaltung haben. Ist auch schwieriger als zum Beispiel ein Hockenheimring, der mindestens einmal im Jahr mit einer großen Veranstaltung in der Presse oder im Fernsehen ist."
In der Presse war der Bilster Berg durchaus - mit schlechter Publicity. Von einer "Vollbremsung" war die Rede; einem Machtkampf zwischen den 180 Gesellschaftern und dem Initiator des Projektes, Marcus Graf von Oeynhausen - wegen mangelnder Rendite und dubiosen Rechnungen in Millionenhöhe. Im Januar dann der große Knall: Von Oeynhausen musste als Ko-Geschäftsführer seinen Hut nehmen. Gut für Hans-Jürgen von Glasenapp, der jetzt alleine das Sagen hat; weniger gut für das Image der Teststrecke. Der Bilster Berg war von Oeynhausens Baby, zu Presseterminen fuhr der Graf im Oldtimer-Porsche seines Großvaters vor. Von Glasenapp kann da nicht mithalten. Er fährt einen VW Sharan.
"Der Ersatz ist es nicht. Das ist auch das, was ich wirklich bedauere. Weil Graf Oeynhausen schon das Aushängeschild war."
16.000 Euro zahlen Kunden wie Audi oder Renault pro Tag
Der Bilster Berg war von Anfang an eine schwere Geburt. Sechs Jahre zog sich die Planungs- und Genehmigungsphase hin, hauptsächlich weil Umweltschützer immer wieder vor Gericht gingen, um den Umbau des ehemaligen Militärgeländes in eine "Carrera-Bahn für große Jungs" zu verhindern.
"Wir sind 21 Monate später gestartet als ursprünglich angedacht. Und das ist ein wesentlicher Grund, warum wir noch nicht die Zahlen haben, die wir uns eigentlich vorgestellt haben."
2, 8 Millionen Euro – so hoch war der Verlust, den der Bilster Berg 2013 einfuhr. Hans-Jürgen von Glasenapp strafft den Rücken. Wird schon. Es muss. Letztes Jahr haben sie zwar immer noch rote Zahlen geschrieben, doch es gibt Licht am Ende des Tunnels. Vor kurzem hat der Kreis Höxter die Auflagen für den Schallschutz gelockert.
"Wir haben jetzt eine Verdopplung unseres Tageskontingents. Das ist eine Verdopplung der Betriebsmöglichkeit. Und das wirkt sich schon in den ersten Wochen deutlich positiv dahingehend aus, dass Kunden, die kommen, länger fahren können."
Rund 16.000 Euro zahlen Kunden wie Audi oder Renault pro Tag unter der Woche, wenn sie den Kurs für Präsentationszwecke mieten wollen, am Wochenende 19.000. Damit lässt sich schon was anfangen, meint Hans-Jürgen von Glasenapp lapidar – und lächelt. Über dem Berg aber ist er noch nicht.
"Ende dieses Jahres wollen wir - wenn alles gut läuft - in die Richtung schwarze Null kommen."
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