Terror in Tunesien

"Es bedarf harter Entscheidungen"

Am Strand von Sousse sind Blutspuren und eine umgestürzte Liege vor Sonnenschirmen zu sehen.
Der Strand im Badeort Sousse am Abend nach dem Angriff, bei dem mindestens 37 Menschen getötet wurden © picture alliance / dpa / Olivier Corsan
Hardy Ostry im Gespräch mit Ute Welty · 27.06.2015
Illegale Moscheen schließen und verfassungsfeindliche Parteien verbieten: Die Regierung in Tunis muss auf den Terror hart reagieren, sagt der Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Tunis, Hardy Ostry.
Der Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Tunis, Hardy Ostry, meint, dass die tunesische Regierung mit harten Maßnahmen auf den Terroranschlag im Urlaubsort Sousse reagieren muss. Bei dem Angriff auf eine Hotelanlage waren am Freitag zahlreiche Menschen getötet worden.
"Es bedarf jetzt wirklich harter Entscheidungen (...) um den Tourismus wenigstens einigermaßen über die Saison zu retten", sagte Ostry am Samstag im Deutschlandradio Kultur. Im Kampf gegen den Terrorismus müsse die Regierung jetzt, wie angekündigt, die Kontrolle über illegale Moscheen erlangen, in denen nach wie vor Hasspredigten stattfänden.
Gegen Hassprediger vorgehen und verfassungsfeindliche Parteien verbieten
Es müsse hart vorgegangen werden gegen jene, "die im Fastenmonat Ramadan jetzt auch aus dschihadistischen und gewaltbereiten Kreisen dazu aufrufen, Gewaltattentate zu vollziehen", sagte Ostry. Auch gelte es, wie von Premierminister Habib Essid angekündigt, Parteien, die nicht auf dem Boden der Verfassung stünden, zu verbieten.
Der Radikalisierung junger Menschen den Nährboden entziehen
Gleichzeitig müsse die Regierung wirtschaftliche und soziale Fragen angehen, die den Nährboden für die Radikalisierung junge Menschen böten. An die Adresse der internationalen Gemeinschaft richtet Ostry den Appell, Materialhilfe für die Sicherheitskräfte zu leisten und die Unterstützung der Ausbildung von Sicherheitskräften noch zu verstärken. Ohne internationale Hilfe sei die Kontrolle der porösen Grenzen zu Libyen und Algerien nicht zu schaffen, erklärte Ostry weiter.
"Eine Stadt unter Schock"
Der Badeort Sousse stehe "unter Schock" - es sei eine Stadt "mit vielen Fragezeichen, die sich fragt, wie wird es weitergehen?", berichtete Ostry aus eigener Anschauung: "Der Anschlag kam zu einem Zeitpunkt, wo die ohnehin im Moment sich nur lau angekündigte Saison gerade begann. Aber von 'Saison' kann in den nächsten Wochen und Monaten mit Blick auf diese Touristenhochburg Sousse wohl kaum mehr die Rede sein." Er hoffe, dass Hoteleigentümer und Unternehmer in der Touristenhochburg ihr Einkommen nicht verlieren und die "schwarze Phase" überstehen.
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