Telematik-Tarife

Umsichtiges Fahren bringt keine Kostenvorteile

Die Verkehrstechnik im Tunnel Berg Bock auf der Autobahn A71 am Autobahndreieck Kreuz Suhl Local Caption Siemens Generatorenwerk in Erfurt am 27.12.2012 erscheint lila.
Autoversicherungen wollen neue Tarife erproben, die das Fahrverhalten messen © imago/McPHOTO
Marion Jungbluth im Gespräch mit Korbinian Frenzel · 23.12.2015
Wer sein Fahrverhalten überprüfen lässt, kann Geld sparen. So das Versprechen der Autoversicherungen hinsichtlich ihrer Telematik-Tarife. Doch selbst wer vorsichtig fährt, spart nicht unbedingt, warnt die Mobilitätsexpertin Marion Jungbluth.
Einige Versicherungen erproben neuerdings Telematik-Tarife, bei denen sie mit einer Box im Auto das Fahrverhalten des Autofahrers überprüfen. In den USA wirkt sich das bereits auf die Versicherungsprämien aus und könnte sich in Zukunft auch in Deutschland durchsetzen. "Es gibt zwei unterschiedliche Modelle", sagte die Mobilitätsexpertin bei der Verbraucherzentrale Bundesverband, Marion Jungbluth, im Deutschlandradio Kultur.
Punkteabzug bei zu hartem Bremsmanöver
Das erste Modell "pay as you drive" zeichne nur auf, wieviel ein Fahrer unterwegs sei und die Fahrleistung stehe im Vordergrund. Das zweite Modell "pay how you drive" zeichne das Fahrverhalten auf und werde gerade eingeführt. Dabei sei besonders das Brems- und Beschleunigungsverhalten ausschlaggebend.
"Wenn ich hart bremse oder sehr stark beschleunige, führt das halt zu Punkteabzug", sagte Jungbluth. Wenn ein Autofahrer hart bremsen müsse, weil ihm jemand die Vorfahrt nehme oder ein Ball auf die Fahrbahn rolle, werde das auch gezählt.
Das mache gleich deutlich, dass vorsichtiges Fahren nicht immer ausreichend berücksichtigt werde, rügte die Expertin. Zu dem Ergebnis trügen aber auch die Fahrtdauer bei, die Geschwindigkeit beim Fahren, aber auch Land- und Stadtfahrten.
Jahresgebühr für die Box
Die Expertin zeigte sich skeptisch, ob sich das neue Tarifsystem für den gemütlichen Sonntagsfahrer lohnen könnte. Der Einbau der Box koste bei einigen Versicherungen einen Jahresbeitrag von 84 bis 140 Euro. Da stelle sich die Frage, ob sich das rechne, wenn sich nur 10 bis 15 Prozent der Versicherungssumme auf diesem Wege einsparen ließen.
Einstieg in das Geschäft mit den Daten
Die Telematik-Tarife seien kein "lustiger Selbsttest", sagte Jungbluth und warnte vor dem mangelnden Datenschutz, den sie als "Gefahr" bezeichnete. "Eigentlich geht es um den Einstieg in das Geschäft mit den Daten, also dem Rohstoff der Zukunft, und da wollen die Versicherer natürlich auch ihren Teil schon jetzt sichern."
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