Telefonieren als Nebensache

Von Manfred Kloiber · 28.02.2012
In Barcelona treffen sich zurzeit die Vertreter der weltweiten Mobilfunkbranche. Auf dem Mobile World Congress wird alles gezeigt, was irgendwie mit dem Handy und dem mobilen Internet zu tun hat. Während bislang auf dem Kongress vor allem die Netzausrüster mit ihren Sendeanlagen im Fokus des Interesses standen, sind es nun zunehmend die Hersteller von Endgeräten und die Anbieter von neuen mobilen Dienstleistungen.
Viele Handyhersteller zeigen dieses Jahr erstmals sogenannte LTE-Handys. Seit dem letzten Jahr wird dieses Netz der vierten Generation in vielen Ländern der Welt aufgebaut. Telefonieren ist bei LTE allerdings Nebensache – im Kern ist LTE ein drahtloser Highspeed-Internetanschluss mit bis zu 100 Megabit pro Sekunde, über den man auch telefonieren kann. Das allerdings machen immer mehr Leute gerne als Videokonferenz. Besonders bei Jugendlichen sind Videoschaltungen mit bis zu sieben Teilnehmern sehr beliebt.

Nach wie vor sind auch die Handy-Betriebssysteme ein Thema auf dem Mobile World Congress, auch wenn die beiden Platzhirsche Apple und Google den Markt fast vollständig unter sich aufteilen - wobei Google mit seinem offenen Android-System die Nase vorn hat. Doch Microsoft mit seinem Windows Phone gibt längst noch nicht auf, obwohl der Erfolg bislang ausblieb.

Und just zu diesem Mobile World Congress hat sich eine neue Koalition mit einem interessanten Projekt gemeldet: Die Mozilla Stiftung, ein Open Source Projekt bekannt mit ihrem Firefox-Browser, will zusammen mit Telefonica ein neues Handy-Betriebssystem entwickeln. Boot-To-Gecko, so der Name, soll eigentlich nur noch aus einem Internet-Browser bestehen, in dem man alle Funktionen integrieren kann. Wichtig dabei – alles soll auf dem neuen einheitlichen Multimediastandard HTML5 basieren. Experten werten dies als späte, aber interessante Antwort auf den Megaerfolg von Android, das auf dem offenen Betriebssystem Linux basiert.

Ein Thema, bei dem in diesem Jahr endlich ein Durchbruch erwartet wird, heißt Mobile Payment – das Bezahlen mit dem Handy. Zusammen mit der neuen Funktechnik Near Field Communication (NFC) könnte das Handy schon bald die Kreditkarte ersetzen. Bislang sind fast alle Versuche, das Handy als elektronische Geldbörse einzusetzen, an zu hohen Gebühren gescheitert. Bei den oft schmalen Margen im Einzelhandel waren Umsatzprovisionen von mehreren Prozent für die Mobilfunkfirma einfach nicht durchzusetzen. Mit NFC ist die Mobilfunkfirma außen vor – das Zahlen wird preiswerter. Und doch haben auch die Mobilfunkfirmen etwas davon: Die sonst sehr wechselfreudige Kundschaft wird durch die Kreditkartenfunktion im Handy enger an sie gebunden.

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