Teenie-Star Lukas Rieger

Wird er der deutsche Justin Bieber?

Lukas Rieger zu Gast in der NDR Talk Show am 7.10.2016 in Hamburg
Lukas Rieger zu Gast in der NDR Talk Show am 7.10.2016 in Hamburg © imago
Christoph Farkas im Gespräch mit Christine Watty · 24.11.2016
Lukas Rieger ist gerade mal 17 Jahre alt. Er wurde als Teilnehmer der Casting-Show "The Voice Kids" bekannt. Rieger hat mehr als eine Million Abonnenten auf Instagram - und löst bei seinen Konzerten regelmäßig Kreischalarm aus.
Christine Watty: Wer genau ist Lukas Rieger. Das wollen wir erfahren im Gespräch mit Christoph Farkas, der bei einem Konzert von Lukas Rieger im Columbia Theater in Berlin dabei war. Also Christoph, wer ist dieser Rieger?
Christoph Farkas: Lukas Rieger ist Sänger und einer der großen deutschen Internetstars. Ein schmaler, süßer Junge aus Lehrte bei Hannover, 17 Jahre alt, mit Millionen Fans und Followern auf Instagram, Snapchat, Facebook und allen anderen möglichen sozialen Netzwerken. Ende September hat er sein Debütalbum "Compass" veröffentlicht, jetzt ist er auf seiner ersten Tour.
Christine Watty: Wenn das Album grad erst draußen ist – wo kommen die ganzen Fans her?
Christoph Farkas: 2014 war er bei der Sat-1-Casting-Show The Voice Kids. Da ist er zwar ziemlich schnell rausgeflogen, hatte aber schon erste Fans. Die Basis hat er dann online rasant aufgebaut. Mit Cover-Versionen von Justin Bieber-Songs, banalen, lässigen oder verkuschelten Fotos und Videos, überall, jeden Tag.
Christine Watty: Da drunter schreiben dann Mädchen ihre Liebe und Sehnsüchte, Herzen, Emojis? Wie übersetzt sich das, wie war die Stimmung beim Konzert?
Christoph Farkas: Hunderte drängelnde Mädchen in absoluter Extase. Ich habs wirklich nachts im Bett noch Kreischen hören. Die ganze Liebe, die sich online angestaut hat, hat sich schlagartig entladen, vor allem als Rieger seine vollgeschwitzten Handtücher ins Publikum geschmissen hat. Oder wenn er ständig mit seinen Händen ein Herz geformt hat um seine Liebe Auszudrücken, quasi als Rückübersetzung des Emojis aus dem Internet. Von der Musik war wenig zu hören und das meiste klang irgendwie wie Cher, weil auf seiner Stimme ständig dieser Auto-Tune-Effekt liegt. Das ist aber nur zweitrangig für Riegers Kunst, der Zauber liegt in seinen blauen Augen, den Wuschelhaaren, im schüchternen Lächeln – und der Präsentation davon im Internet, das kann er wirklich blendend. Wie beide Welten, online und offline, permanent parallel laufen, war im Konzert ständig zu merken. Da ruft er dann mittendrin "Komm, wir machen jetzt mal alle zusammen Snapchat". Und alle holen die Handys raus und filmen.
Christine Watty: Der Vergleich drängt sich auf – oder Rieger drängt den Vergleich auf: Wieviel Justin Bieber ist Rieger?
Christoph Farkas: Das ästhetische und kommerzielle Konzept: die Präsentation als Platzhalter für den Mann auf dem weißen Pferd. Dieses Scheinnahbare: Für einen VIP-Platz in den ersten Reihen zahlt man 100 Euro, dafür wird man während des Konzerts regelmäßig von Rieger getätschelt. Ein völlig glückseliges Mädchen hat mir danach davon erzählt:
"Einmal wo ich vorne stand, wo ich dachte, oh nein, ich krieg seine Hand nicht mehr, und dann hab ich sie noch so gekriegt, das war schön."
Christoph Farkas: Im Gegensatz zu Bieber ist Rieger aber noch ganz lieb und bieder – er ist ja auch fünf Jahre jünger. Bieber fährt besoffen illegale Autorennen und schlägt manchmal Fans zusammen, Rieger trinkt am liebsten Minztee und hat gestern seine Omi auf die Bühne geholt, um ihr zum Geburtstag zu gratulieren – mit einem Riesenrosenstrauß. Rührend, auch wenn das dann sofort wieder fotografiert wird, um Likes zu kassieren.
Viele Eltern, die hinten an der Wand standen, um ihre Ohren zu schonen, finden Rieger trotzdem gut. Das hat mir einer danach gesagt:
"Wirklich schön zu sehen. Wenn man kuckt, wie teilnahmslos die Kids sind. Die sitzen da rum und langweilen sich. Und wenn die sich mal wirklich für was begeistern – ich meine, man kann's in Frage stellen, obs gut ist oder nicht, aber es ist 'ne Begeisterung da. Da wart ich seit Jahren drauf, das sie mal sagt, ja, find ich geil."
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