Teddy-Messe in Münster

Subkultur der Stofftier-Fans

Teddy-Verkäufer Ian Pout
Der Brite Ian Pout verkauft Bären der letzten verbliebenen Teddy-Manufaktur Englands. © Foto: Christoph Sterz
Von Christoph Sterz · 27.04.2015
Fast jeder von uns ist wohl mit einem Teddy aufgewachsen, der aber irgendwann in der Ecke landete. Doch es gibt auch Erwachsene, die nicht loskommen vom Kuscheltier. In Münster haben sich die Stoffbären-Fans auf der Messe "Teddybär Total" getroffen.
Eine ganze Messehalle voller Teddys, ganz klassische helle Teddys, dunkle Teddys, Teddys im Brautkleid, Pandabären, Eisbären – und Bobby Bär. Den habe ich mitgebracht. Das ist so ein typischer Kindheits-Kuschel-Teddy: helles, über die Jahre ordentlich zerzaustes Fell, grüne Latzhose. Aber auch wenn er ein Teddy ist: Im Gegensatz zu seinen Artgenossen auf der "Teddybär Total" kommt er über einen hohen ideellen Wert nicht hinaus, meint der Bären-Schätzer Daniel Hentschel.
"Er ist 20 Jahre alt. Das heißt, er ist einfach für den Sammlermarkt der historischen Teddybären-Sammler zu jung. Man beginnt hier, ich sag mal mit 'ner Zeit vor 1975. Und die wirklich heute gesuchten Bären, bei anspruchsvollen Sammlern, stammen sogar aus der Vorkriegszeit des Zweiten Weltkrieges. Dazu kommt, dass er weder mit Holzwolle gestopft ist, das ist mit einer Füllwatte gestopft, er ist auch nicht gegliedert. Das heißt, ich kann hier nicht unendlich Kopf, Arme oder Beine drehen."
Falls das ein Teddybär aber kann und dann auch noch sehr gut erhalten ist und aus einer selten gefertigten Serie stammt, kann er schon mal ein paar Tausend Euro wert sein, meint Hentschel.
Wie viele ernsthafte Sammler es für die mehr oder weniger wertvollen Bären in Deutschland gibt, ist nicht bekannt. Aber es werden wohl einige Tausend sein. Viele von ihnen sind zur "Teddybär Total" nach Münster gekommen, quasi zum Branchentreff. Zum Beispiel das Ehepaar aus der Nähe von Bremen, das ungefähr 300 Stück zu Hause hat und schon mal mehrere hundert Euro für einen Bären ausgibt.
Mann: "Man weiß dann in dem Augenblick, den muss man mit nach Hause nehmen. Das ist eigentlich so der größte Grund bei mir. Wenn ein Bär geliebt wurde, wirklich geliebt wurde, und der dann noch immer Blessuren hat, kann man einfach nicht dran vorbei gehen, den muss man dann mitnehmen und der muss dann einfach repariert werden."
Frau: "Und andere haben halt 'nen Tick, die eine sammelt Schuhe, Handtaschen – bei uns sind's die Bären halt. Wenn's dann einer ist, in den ich mich verliebt habe, dann ist das scheißegal, ob das ein Drei-Euro-50-Bär aus Taiwan ist oder ob das ein teurer Bär von Steiff ist."
"Alte Bären friere ich erstmal grundsätzlich ein"
Damit habe ich den ersten Sammler-Typus schon kennengelernt: den nicht so wählerischen, gefühligen Bären-Fan. Aber ich treffe auch eine zweite Spezies: Den fast schon professionellen Sammler, der vor allem auf historische, gut erhaltene Bären aus ist und alle Tricks kennt, so wie die Frau aus Hamburg, die zu Hause um die 250 Bären hat, viele davon fotografiert und katalogisiert hat.
"Sie sind alle gereinigt, instandgehalten, gegebenenfalls waren sie auch beim Restaurator. Alte Bären friere ich erstmal grundsätzlich ein, im Kühlschrank zwei Tage, damit nicht nur Muff raus ist, sondern auch falls in irgendwas Uraltem doch noch irgendwas lebt, ist das dann garantiert abgetötet."
Bei den Bären, die die Frau aus Hamburg gerade ergattert hat, muss sie das aber nicht machen – es sind komplett neue Modelle, sogenannte Cheeky-Bären. Die grinsen besonders breit, und sind damit eine der unzähligen Bären-Arten, auf die man sich als Sammler so spezialisieren kann. Wofür man sich genau interessiert, das ändert sich aber meist im Laufe der Jahre, meint die Sammlerin.
"Man geht vielleicht von dem einen Sammelgebiet weg zu einem anderen. So eine Sammlung lebt. Die bleibt nicht statisch oder star. Die lebt. Bloß bei mir lebte sie nicht so gut in puncto abgeben, da lebte sie nicht so gut. Weil ich das so schwer übers Herz brachte."
Professionelles Teddy-Sammeln hat Gefühlen zu tun
Also: Auch das etwas professionellere Teddy-Sammeln hat viel mit Gefühlen, mit Zuneigung zu den niedlichen Plüschbären zu tun. Trotzdem sehen die meisten Sammler die Teddys nicht als Spielzeug – gefragt sind möglichst unbespielte Exemplare.
Aus dem Spiel-Alter sind die meisten Messebesucher aber sowieso raus: Mit meinen Ende 20 senke ich den Altersdurchschnitt auf der "Teddybär Total" sehr deutlich. Dafür geht es entspannt zu auf der Messe, auch am Stand ganz hinten links.
Der Brite Ian Pout verkauft dort unter anderem die Bären der letzten verbliebenen Teddy-Manufaktur Englands – und bringt am Ende des Messebesuchs nochmal auf den Punkt, was Teddysammler ausmacht.
"Teddy bear people are nice people. It’s an extraordinary thing. I mean, teddy bears seem to bring out warmth and enthusiasm and love in a way that no other toy does."
Die Sammel-Teddys sind also im Prinzip genauso wie mein altes Plüschtier, wie Bobby Bär: liebenswerte und geliebte Zeitgenossen, nur mit einem entscheidenden Unterschied. Die Sammler-Bären kosten richtig Geld. Und Bobby kommt nach der Teddy-Messe dann doch wieder zurück auf den Dachboden.
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