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Sha’Carri Richardson über Marihuana-Konsum
"Ich möchte die Verantwortung dafür übernehmen, was ich gemacht habe"

Eine der schnellsten 100-Meter-Sprinterinnen der Welt wird nicht bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei sein. Die US-Amerikanerin Sha’Carri Richardson wurde für 30 Tage gesperrt, weil sie Marihuana konsumiert hatte. Eine Strafe, die in den USA für reichlich Diskussionen sorgt.

Von Heiko Oldörp | 05.07.2021
Sha`Carri Richardson darf nicht bei den Olympischen Spielen starten.
Sha`Carri Richardson darf nicht bei den Olympischen Spielen starten (picture alliance/dpa/CTK/Jaroslav Ozana)
Sha’Carri Richardson ist nicht nur schnell, sondern offenbar auch eine Frau klarer Worte. Im Interview mit dem Fernsehsender "NBC" suchte sie nach dem Bekanntwerden ihres Verstoßes nicht nach irgendwelchen Ausreden, sondern räumte ihren Fehler ein.
"Ich möchte die Verantwortung dafür übernehmen, was ich gemacht habe. Ich wusste, was erlaubt ist und was nicht. Und ich habe mich trotzdem dafür entschieden. Mein Ziel ist es, immer transparent zu sein - bei guten und schlechten Nachrichten. Und ich kann sagen, dass mein Name niemals mit Doping in Verbindung gebracht werden wird."

Marihuana-Konsum während der US-Olympia-Trials

Richardson hatte nach eigener Aussage während der US-Olympia-Trials im Juni Marihuana geraucht. Sie habe damit ihre Trauer und ihren Schmerz bekämpfen wollen. Eine Woche vor den Titelkämpfen war ihre leibliche Mutter verstorben. Als Richardson nach ihrem Sieg über die 100 Meter die Nachricht öffentlich machte, war selbst der Interviewer so überrascht, dass er noch einmal nachfragte, um sicherzustellen, sich nicht verhört zu haben.
"This year has been crazy for me. Going from just last week losing my biological mother. What did you say? You lost your mother?
Yeah. Last week finding out my biological mother passed away."
Durch den Verstoß wurde Richardson rückwirkend zum 28. Juni für 30 Tage gesperrt. Da die 100 Meter-Vorläufe in Tokio erst am 30. Juli beginnen, könnte sie somit eigentlich bei den Sommerspielen starten. Doch der US-Leichtathletik-Verband erkannte ihren Meistertitel umgehend ab. Und da nur die drei Erstplatzierten der US-Trials im Einzelwettkampf starten dürfen, bleibt Richardson nur die Hoffnung auf einen Einsatz in der Staffel.
Marihuana ist im US-Bundesstaat Oregon legal, wo Richardson es nach eigener Aussage während der nationalen Meisterschaften konsumiert hatte. Die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA führt es jedoch auf der Liste der verbotenen Substanzen.

Biden: "The rules are the rules. And everybody knows with the rules going in"

Das sorgte in den vergangenen Tagen in den USA für reichlich Unverständnis. Sportstars wie zum Beispiel Kansas City-Quarterback Patrick Mahomes oder der ehemalige NBA-Profi Dwyane Wade meldeten sich via Twitter - und meinten, man solle Richardson doch einfach starten lassen. Sogar US-Präsident Joe Biden äußerte sich - allerdings etwas anders.
"The rules are the rules. And everybody knows with the rules going in. Weather that should remain that is a different issue. But the rules are the rules. And I was really proud of her, the way she responded."
Vorschriften seien nun mal Vorschriften, betonte Biden. Ob sie auch so bleiben sollten, nun, das sei eine andere Frage. Aber insgesamt, so Biden, sei er sehr stolz darauf, wie Richardson reagiert habe.
Richardson selbst betonte, dass sie erst 21 Jahre alt sei - und deshalb noch viele Rennen vor sich habe. Sollte es mit einer Staffel-Nominierung für Tokio nicht klappen, dann freue sie sich auf die WM im kommenden Jahr in Eugene.