Tatsachenroman "Möbelhaus"

Die brutale Welt des Verkaufens

Sonderangebote in einem Möbelgeschäft.
Immer auf der Jagd nach dem günstigsten Preis: Die Kunden verschärfen unwillentlich die Arbeitssituation von Verkäufern © Imago / Ina Peek
Der ehemalige Journalist Robert Kisch im Gespräch mit Andrea Gerk · 04.03.2015
Früher war er ein Top-Journalist, mit Preisen geehrt. Jetzt muss er als Möbelverkäufer schuften: Unter dem Pseudonym Robert Kisch beschreibt er seinen Arbeitsalltag. Nichts sei in "Möbelhaus" fiktional, sagt er bei uns im Gespräch.
Verkaufen, nichts als verkaufen - und Bezahlung fast ausschließlich mit Provision: So arbeitet Robert Kisch, der früher einmal ein angesehener Journalist war. Weil er nicht mit dem Finger auf seinen Arbeitgeber zeigen will, hat er seinen Tatsachenroman "Möbelhaus" unter Pseudonym verfasst. "Ich will ja etwas Prinzipielles und die gesamte Branche und im Grunde alle Kunden mit ins Boot nehmen", sagt er. Denn den Kunden sei nicht bewusst, was sie mit ihrer ewigen Jagd nach dem günstigsten Preis anrichteten: "Sie wollen das Optimale herausholen aus dem Geld, was sie selber verdienen."
Es gibt keine Kollegialität und keine Solidarität
Die Folge: "Es geht nur um das Geld, nur um den Vertrag. Unter diesen Bedingungen gibt es natürlich keine Kollegialität und Solidarität." Stattdessen erlebt Kisch täglich Rohheit und Stumpfsinn in seinem Job. Auf den ist er finanziell angewiesen, seit er als Journalist eines Tages nicht mehr gefragt war. Zugespitzt habe er ab und zu in seinem Buch, doch das Meiste sei "erlebtes Leben". Therapeutisches Schreiben also? Nicht ganz, sagt Kisch: "Es ging um so etwas, wie mir noch einmal meine Würde zurückzuholen."