Tatort-Jubiläum

Wie war die 1000. Folge?

Im Jubiläumsfall sitzen die Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und ihr Berufskollege Klaus Borowski (Axel Milberg) gemeinsam im „Taxi nach Leipzig“.
In der 1000. Tatort-Folge ging es mal wieder im Taxi nach Leipzig. © ARD/NDR/Meyerbroeker
Von Matthias Dell · 14.11.2016
"Der Film musste sein eigenes Jubiläum reflektieren und das hat er ganz gut gelöst", meint unser Kritiker Matthias Dell über den gestrigen 1000. Tatort in der ARD. Der trug den Titel "Taxi nach Leipzig – genau wie auch die allererste Folge aus dem Jahr 1970.
Wie begeht man so ein Jubiläum? Wie würdigt man die 1000. Folge der mit Abstand beliebtesten, seit 46 Jahren laufenden deutschen Fernsehsendung? Man beschenkt sich mit einer Folge, die - wie die erste - "Taxi nach Leipzig" heißt, und feiert sich mit einer anschließend gezeigten Dokumentation ("Sonntagsmörder" von Peter Dörfler und Cordt Schnibben).
Der Film ist ein schönes Geschenk. Autor und Regisseur Alexander Adolph, dessen Münchner Gisbert-"Tatort" mit Fabian Hinrichs legendär ist, hat eine präzise und kluge Folge gedreht: Gleich zwei Kommissare, Lindholm (Maria Furtwängler) und Borowski (Axel Milberg) landen zufällig im Taxi, das ein traumatisierter Afghanistan-Heimkehrer fährt (Florian Bartholomäi).

Borowski mies, Lidholm voller Angst

Sie sehen den für den "Tatort" so wichtigen Mord live mit an (an einem weiteren Polizisten) und müssen danach versuchen, die Amokfahrt des Taxifahrers zu verhindern. Ein Kammerspiel, das die Kommissarsfiguren interessant interpretiert (Borowski als erstaunlich mies, Lindholm bis in die überwundene Kindheitsangst) und von der Unfähigkeit des Ex-Soldaten handelt, im zivilen Leben Fuß zu fassen.
Und nebenher erweist der "Taxi nach Leipzig" dem "Tatort" seine Reverenz auf eine unaufdringliche Weise: Er lässt Figuren von früher auftreten, Hans Peter Hallwachs und Günter Lamprecht aus der ersten Folge (Lamprecht amtierte 1991 bis 1995 noch als Berliner Kommissar), Karin Anselm, die Vorgängerin von Ulrike Folkerts' Lena Odenthal, und Friedhelm Werremeier, den Autor der ersten Folge, der am Einlass eines Strip-Clubs in Leipzig steht.

Inszenierter Smalltalk zwischen Schauspielern

Die Dokumentation "Sonntagsmörder" gelingt dagegen weniger elegant: Hier muss die Schauspieler-Prominenz die Nase in die Kamera halten (Milberg, Prahl, Liefers, Nemec, Wachtveitl) – und für Franziska Weisz als neue Partnerin von Wotan Wilke Möhring wird Werbung gemacht, wobei man allerdings nie weiß, ob es sich bei den inszenierten Gesprächen mit Moderatorin Ulrike Folkerts, die durch Archivausschnitte streunt, um spontanen Smalltalk der Schauspieler als normale Menschen handelt oder um das Aufsagen von Texten, die der Spiegel-Journalist Cordt Schnibben von den Gemeinplätzen der "Tatort"-Erklärung zusammengesammelt hat – so gespielt, als sähe es aus wie spontaner Smalltalk zwischen Schauspielern als normale Menschen.

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